Kapitel 13

6 1 0
                                    

KIARA

Ich warf Whiskey schnell Sattel und Zaumzeug über, bevor ich aufsaß. Marius kam mir kaum nach, aber nachdem auch er Scooby gesattelt hatte, ritten wir los. Zusammen ritten wir in die Richtung, in die Dy verschwunden war, aber das war leichter gesagt als getan. Wir wussten, dass er in Richtung Wald davongelaufen war, aber der war riesig und Hufspuren konnten wir auf den vielen Blättern am Boden auch nicht erkennen. Wie sollten wir Dy nur jemals wiederfinden? An einer Kreuzung stoppte ich Whiskey schließlich. Ich hatte ihn unbarmherzig den Berg hinauf gejagt und obwohl er das nicht gerade gutgeheißen hatte, hatte er sich schließlich zum Galopp den Berg hinauf überreden lassen. Zum Glück! Ich hätte jetzt keine Geduld gehabt, um mich auch noch mit seinen Ängsten herumzuschlagen! Marius stoppte Scooby neben mir und rutschte richtig im Sattel hin, da er vom Galopp beinahe schon aus dem Sattel gerutscht war.
"Ok, hier gabelt sich der Weg. Was machen wir jetzt?", fragte ich panisch nach, da ich nirgends einen Hinweis darauf finden konnte, wohin Dy gelaufen war. Falls er überhaupt auf dem offiziellen Weg geblieben war!
"Wir teilen uns auf, dann haben wir die besten Chancen. Wenn einer von uns Dy findet, rufen wir einander sofort an, ja? Keine Sorge, wir finden ihn. Es geht ihm mit Sicherheit gut", antwortete Marius und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich reite nach rechts, du nach links. Wir sehen uns bald. Hoffentlich mit Dy." Ich nickte und dann stürmten wir auch schon in unsere jeweiligen Richtungen davon. Es ging wieder leicht bergauf, der Pfad wurde lichter, bis wir irgendwann auf einem Bergpfad waren. Die Sonne schien mir hell ins Gesicht und Whiskey schien wieder in alte Muster zu verfallen. Als er bemerkte, dass es wieder steiler bergauf ging und der Weg steinig wurde, wieherte er und blieb widerwillig stehen. Ich seufzte und versuchte ihn zu treiben, aber es hatte keinen Sinn. Mein Pferd war zu stur und zu verängstigt, um einfach weiter zu laufen. Ich klopfte seinen Hals.
"Whiskey, bitte, lauf weiter. Vorhin ging es doch auch! Wir müssen Dy finden, bevor er sich verletzt! Also bitte, lauf weiter!", flehte ich verzweifelt, aber er grummelte und legte die Ohren an. "Whiskey, bitte! Ich flehe dich an!" Mein Pferd schien meine Verzweiflung zu bemerken, denn er schnaubte und spitzte die Ohren in meine Richtung, bevor er zögerlich einen Schritt nach vorne machte. Ich lächelte. "Danke, mein Süßer. Du bist toll, mach weiter so. Du machst das toll." Ich trieb ihn sanft aber bestimmend den Berg hinauf, bis wir auf einem Plateau ankamen. Zu meinem Glück stand dort Dy, allerdings war er noch sehr nervös und stand extrem nah an der Kante. Ich nahm das Lasso vom Sattelknauf, das ich vorhin zusammen mit Dys Halfter mitgenommen hatte und stieg ab, um langsam auf mein nervöses Pferd zuzugehen.
"Hey, Dy, ich bin es. Beruhige dich, ja? Es ist alles gut, komm her", sagte ich leise, worauf mein Rappe sich zu mir umdrehte und den Kopf hochwarf. Seine Augen waren weit aufgerissen und er schlug panisch mit dem Schweif, während er einen Schritt zurück machte - genau auf den Abgrund zu. Ich blieb sofort stehen. "Dy, hey, ganz ruhig. Komm her, weg vom Abgrund. Du stehst da etwas gefährlich, mein Süßer." Aber mein Pferd schien mich entweder nicht zu hören oder einfach zu ignorieren. Er machte noch einen Schritt zurück und geriet ins Straucheln, als er keinen Boden mehr unter seinem Huf spürte. Er wieherte panisch und veruschte Halt zu finden, rutschte dabei aber nur noch weiter zurück. Ich reagierte ohne zu zögern. Ich warf ihm das Lasso um den Hals und zog daran, um ihn zurück auf den sicheren, steinigen Boden zu ziehen. Das schien mein Pferd allerdings nur noch nervöser zu machen, denn er wieherte immer schriller, sodass nun auch Whiskey nervös wurde. "Dy, ganz ruhig! Ich hab dich, du kannst nicht fallen! Beruhige dich einfach, ich helfe dir!" Mein Pferd musterte mich panisch, während ich sanft am Seil zog und dann einen Schritt auf ihn zumachte. "Schon gut, ich helfe dir." Ich legte meine Arme um seinen Hals und während er immer noch leicht mit seinem Huf in der Luft strauchelte, zog ich ihn zurück auf den sicheren Boden. Ich seufzte erleichtert, als er sicher auf dem Plateau stand und nahm seinen Kopf in meine Hände, um meine Stirn an seine zu legen.
"Es ist geschafft, mein Großer, du bist sicher. Was ist denn nur passiert? Was hat dich so erschreckt, dass du weggelaufen bist?", fragte ich besorgt nach, aber Dy schnaubte nur und drückte seinen Kopf an meine Brust. Ich seufzte. "Schon gut, alles in Ordnung. Ich bin ja da."
"Kiara!" Marius kam hinter mir auf das Plateau geritten und saß ab, um zu mir zu kommen. "Dem Himmel sei Dank, du hast Dy gefunden! Ich hab ihn von unten nur straucheln sehen! Geht es ihm gut?" Ich nickte und gab Dy einen Kuss auf die weiche Nase, bevor ich mich zu meinem Freund umdrehte.
"Ja, ich denke schon. Er ist mit dem Schrecken davongekommen", antwortete ich ihm und streichelte sanft Dys Hals, der vor Angst total nass geschwitzt war. "Hier stimmt aber wirklich etwas nicht, Dy ist noch nie einfach davongelaufen! Irgendjemand sabotiert uns absichtlich!"
"Ich werde es Dad noch einmal sagen", erwiderte er.
"Glaubst du, dass es wirklich Damien ist?", fragte ich besorgt und nervös nach, Marius schüttelte schnell den Kopf.
"Nein, ich hab mich bestimmt nur geirrt. Dad würde es uns mit Sicherheit sagen, wenn Damien frei draußen herumlaufen würde", beeilte er sich zu sagen und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Komm, lass uns nach Hause gehen. Die Pferde sollten sich ausruhen, sie haben für heute schon genug durchgemacht." Ich nickte und führte Dy zurück zu Scooby und Whiskey, auf den ich aufsaß. Diese ganze Sache wurde mir so langsam wirklich suspekt. Wir mussten dringend rausfinden, was hier vor sich ging und ob Diana und Lars vielleicht sogar etwas wussten, das sie uns verschwiegen.

Südtiroler Problem 4 - Brennende RacheWhere stories live. Discover now