Kapitel 7

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KIARA

Da Lars uns erst gegen Mittag jemanden vorbeischicken würde, beschlossen Marius und ich noch ein wenig mit Whsikey zu trainieren und die anderen Pferde solange auf die Koppel zu bringen. So hatte Lars' Team freie Bahn und konnte sich in Ruhe umsehen. Als wir jedoch den Stall betraten, dessen Tür wir vorhin nicht abgeschlossen hatten (das machten wir eigentlich immer nur nachts), erlebten wir eine Überraschung. Elsa saß alleine auf einem Heuballen und versuchte Whiskey zu streicheln, der sich allerdings weit in seine Box zurück gezogen hatte. Dy hatte ebenfalls die Ohren angelegt und grummelte beinahe schon wütend, während Scooby neugierig den Kopf über seine Box streckte und versuchte, Elsa zu erreichen. Meine kleine Nichte lächelte und streichelte sanft seine weiche Nase, während er ihr neugierig durch die Haare blies. Aber was machte sie hier? Vor allem alleine!
"Elsa, was machst du denn hier? Wo sind Mama und Papa?", fragte ich überrascht nach und ging zu meiner Nichte, um mich neben sie zu knien. Sie sah mich an und lächelte stolz.
"Hüa", antwortete sie grinsend.
"Aber du kannst doch nicht alleine zu den Pferden gehen! Du weißt doch, dass Dy und Whiskey ein bisschen zu gefährlich für dich sind! Du kannst hier nicht einfach reinkommen! Wo sind deine Eltern?", erwiderte ich streng, worauf sie aus dem Fenster zeigte.
"Hause", antwortete sie.
"Zuhause? Und wie bist du dann hierher gekommen?", fragte Marius besorgt nach und kniete sich jetzt ebenfalls zu uns. Elsa streichelte wieder Scooby, der sie immer noch neugierig beschnupperte.
"Laufen", antwortete sie und kicherte leise, als Scooby sie anstupste. "Hüa. Bussi." Sie hielt Scoobys Kopf mit ihren kleinen Händen fest und gab ihm einen Kuss auf die weiche Nase. Scooby schnaubte nur und stieß sie wieder sanft an. Ich wollte Elsa gerade fragen, wieso sie einfach rüber gelaufen war, als die Stalltür aufflog. Chris kam vollkommen atemlos reingestürmt und sah mich panisch an.
"Kiara, hast du Elsa...?", fragte er panisch, doch hielt mitten in der Frage inne und seufzte erleichtert. "Elschen, da bist du ja! Wieso läufst du weg? Du solltest doch noch ein bisschen im Wohnzimmer spielen, bis Mama und ich die Lampe in der Küche repariert haben! Du kannst nicht einfach weglaufen!" Elsa sah ihn an und sofort schienen ihre Augen glasig zu werden und sich mit Tränen zu füllen.
"Papa, hüa!", sagte sie, worauf Chris seufzte und sich zu ihr kniete, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.
"Ich weiß, du magst die Pferde, aber du kannst nicht einfach aus dem Haus laufen! Erst recht nicht, ohne Mama und mir etwas zu sagen! Wie hast du überhaupt die Tür aufbekommen?", erwiderte er, sie zuckte nur die Schultern. Er seufzte. "Ist ja auch egal. Aber du darfst das nie wieder tun, ja? Das hätte auch ganz böse ausgehen können! Du läufst nie wieder weg, hast du gehört?" Sie nickte.
"Ja, Papa", stimmte sie zu und streckte ihre kleinen Ärmchen nach ihm aus. "Hoch!"
"Ja, mach ich. Komm her", sagte er und hob sie hoch, bevor er uns ansah. "Danke fürs Aufpassen, ihr zwei. Tina und ich haben nur für einen Moment nicht aufgepasst und eine Glühbirne ausgewechselt und schon war Elsa weg!"
"Kein Problem, schließt nur lieber das nächste Mal die Tür ab", wehrte ich ab, er nickte.
"Machen wir, auf jeden Fall", stimmte er zu, während Elsa noch einmal Scooby streichelte. "Komm, Mäuschen, wir gehen nach Hause zu Mama. Sie macht sich schon ganz große Sorgen um dich."
"Hüa?", fragte sie nach, Chris nickte.
"Später, ja? Jetzt gehen wir erstmal zu Mama", antwortete er, sie nickte und winkte Marius und mir.
"Düs", sagte sie, ich lächelte und winkte ihr ebenfalls.
"Tschüss, Süße. Und hör auf deinen Papa, ja?", erwiderte ich, sie nickte nur, also ging Chris mit ihr zurück nach Hause. Marius schüttelte den Kopf.
"Ich will mir gar nicht vorstellen, wie krank vor Sorge die beiden wegen Elsa gewesen sein müssen!", meinte er, während er Whiskeys Box öffnete.
"Tina wird vor Freude in Tränen ausbrechen, wenn sie Elsa sieht", erwiderte ich und öffnete Scoobys Box. Die Tür zur Koppel stand bereits offen, also trabte Scooby direkt nach draußen. Er schien wohl verstanden zu haben, was Sache war. Und auch als Marius Dys Tür öffnete, lief dieser schnell nach draußen. Whiskey schnaubte und wieherte empört, aber ich klopfte beruhigend seinen Hals. "Schon gut, Süßer. Wir gehen jetzt raus und führen dich ein bisschen über ein paar Hindernisse." Ich legte ihm sein Halfter an und übergab den Strick dann an Marius. "Würdest du ihn kurz draußen rumführen, während ich noch schnell ein paar Sachen aufbaue?" Er nickte.
"Natürlich, mach ich, kein Problem", stimmte er zu und führte Whiskey nach draußen, während ich so etwas wie eine improvisierte Wippe aufbaute und dazu noch einen kleinen Wall aus Kisten, auf den Whiskey seine Hufe stellen sollte. Vielleicht würde es so leichter werden, Berge hinaufzureiten. Sobald ich alles aufgebaut hatte, übergab Marius mir Whiskey. "Bitte sehr, verehrte Pferdeflüsterin. Ab jetzt ist es Euer Job." Ich musste darüber unwillkürlich lachen.
"Danke Euch, eifriger Stalljunge", neckte ich ihn. "Ihr dürft gerne zusehen."
"Aber unbedingt", meinte er und lehnte sich dann an die Stallwand. Ich führte Whiskey langsam auf die Wippe zu und blieb davor stehen, damit er erst einmal daran schnuppern konnte. Unsicher ging er darauf zu und stellte seinen Huf auf das Brett, das breit genug war, damit er darauf sicher stehen konnte. Er nahm seinen Huf allerdings sofort wieder herunter und warf den Kopf hoch.
"Was ist denn, Süßer? Wieso machen dir allein schon solche Steigungen so eine Angst?", fragte ich besorgt nach und streichelte seinen Hals. "Na komm, ich bin bei dir. Wir machen das zusammen, ja? Es kann dir nichts passieren, versprochen. Aber ich muss mir mal angucken, ob du nicht doch irgendwas mit deinem Gleichgewicht hast." Langsam ließ er sich auf die kleine Wippe führen, legte aber sofort die Ohren an, brummte unzufrieden und begann nervös zu kauen. Sobald das Brett auf die andere Seite kippte, zuckte er erschrocken zusammen und sprang nach vorne weg. Ich klopfte seinen Hals. "Schon gut, Süßer, es ist vorbei. Das war doch gar nicht so schlimm, oder?" Er schnaubte und tänzelte unruhig herum. Etwas besonderes war mir allerdings nicht aufgefallen, körperlich schien er in Ordnung zu sein. Seltsam. Wieso hatte Whiskey dann so eine Angst vor Steigungen? Sein Gleichgewicht konnte er ja ohne Probleme halten! Marius sah mich an.
"Und?"
"Ich hab keine Ahnung", gab ich zu und gab Whiskey einen Kuss auf die weiche Nase. "Wenn ich doch nur in deinen Kopf gucken könnte, mein kleiner Liebling! Das würde uns beiden das Leben ein bisschen einfacher machen!"

Südtiroler Problem 4 - Brennende RacheTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang