Helden

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Auf dem Bild seht ihr wieder ein Bild von Nems neuer Kleidung XD



Nemesis war in seinen Gedanken versunken. Er sprach kein Wort und gab auch keinen sonstigen Mucks von sich. Sein Kind würde nicht überlegen, sollte es ein Drache werden. 

Aber gab es denn nicht irgendetwas dazwischen? Eine Art, die aus beiden, Wyvern und Drachen bestand, und sich anpasste! Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass seine einzige Möglichkeit war zu hoffen, dass das Baby ein Wyvern sein würde. 

Sein Vater hatte ihn in Ruhe gelassen, er schien zu merken, dass Nem nicht reden wollte. Wie sollte er das denn Serafyn erklären?! Was würde der Drache denn dazu sagen? 

Nemesis erinnerte sich an sein Leben im Dorf, als ein Kind zu verlieren etwas alltägliches gewesen war. Die meisten der Frauen waren krank oder unterernährt, ihre Körper einfach nicht dazu in der Lage ein gesundes Baby entwickeln zu können. Es wurde kaum eine einzige Träne vergossen. Man hatte es einfach eingesehen und weiter versucht. Irgendwann hatte das Kind dann schon überlebt. Er hatte nie verstanden, weshalb es den Frauen nicht nahe gegangen war, wenn sie ihre Babys verloren hatten. 

Seine Ziehmutter hatte sich damals öfter um solche Frauen gekümmert, die bei der Heilerin untergebracht waren und manchmal war er auch dabei gewesen. Er erinnerte sich an die vielen kleinen Deckenbündel, die seine Mutter davon getragen hatte. Nemesis hatte meistens geholfen die Kleinen schließlich zu begraben. Seine Mutter hatte es nie zugelassen, dass sie Kleinen einfach so weggeworfen wurden wie Tierkadaver. 

Ein Leben war ein Leben, und hierbei gab es keine Ausnahmen oder Unterschiede. 

Die Sonne war schon längst hinter dem Horizont verschwunden. So hoch oben fühlten sich die Sterne zum greifen nahe an. Seine Ziehmutter hatte ihm oft Geschichten und Legenden darüber erzählt, dass jeder einzelne Stern am Himmel eine Seele war, die nach dem Tod ihrer sterblichen Hülle endlich befreit worden war. 

,,Wir sind da, Nem.", die Stimme seines Vatters riss ihn aus seinen Erinnerungen heraus. Unter ihnen erstreckte sich ein riesengroßes Gebirge, in dessen Mitte eine Stadt errichtet worden war. Hunderte, nein tausende Lichter funkelten in der Nacht und schimmerten in einem großen Fluss, der die Stadt in zwei Hälften teilte. In der Mitte erstreckte sich ein wunderschönes Schloss. 

Es war atemberaubend. 

,,Gefällt es dir?"

,,Es ist unglaublich!"

,,Es ist dein Zuhause."


Ja, das war es, und irgendwo in ihm wusste er das auch. Aber es war nicht Serafyns Zuhause. Und das würde es auch nie sein. 

Ein Teil von ihm wollte hier ein Leben beginnen, mit einer Familie und ohne Sorgen. Aber der vernünftigere Teil sagte ihm, dass nicht er alleine das zu bestimmen hatte. Er schüttelte leicht den Kopf und verbannte dieses Chaos aus seinen Gedanken. 

Sein Vater landete auf einer riesigen Terrasse, so sich eine kleine Menge an Wyvern tummelten und sie empfingen. Er konnte ihre Neugier aus ihren Gesichtern ablesen. Sie hatten geglaubt sein Vater wäre der letzte seiner Blutlinie und jetzt stand er vor ihnen und erwartete auch bald ein Kind. 

Ein Wyvern warf seinem Vater einen Mantel über, als dieser sich verwandelte und runzelte die Stirn: ,,Warum seid Ihr verletzt?"

,,Eine unerwünschte Begegnung aus der Vergangenheit. Bringt Nemesis auf seine Gemächer und kümmert euch um ihn. Ein Arzt soll ihn sich ansehen. Es war immerhin eine lange, anstrengende Reise.", ordnete sein Vater die anderen an und ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. 

Er brauchte doch keinen Arzt und erst recht kein Gefolge von Dienern. Nem würde sie einfach wegschicken, sobald sie ihm seine Gemächer gezeigt hatten. 


Der Wyvern kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, als er durch die hellen Gänge geführt wurde. Überall hörte man Vögel zwitschern und Geräusche der Stadt drangen zu ihm durch. Der Frühling war hier deutlich zu spüren. Bäume blühten in den schönsten Farben und ließen ihre Blüten von dem sanften Wind durch die Luft schweben. Alles hier sah so friedlich aus und...schön. Ganz anders als die kalten, leblosen Städte der Drachen, vor denen jeder Mensch sich fürchtete.

Arsen hatte ihm erzählt, dass einst die Wyvern über die Ländereien der Drachen geherrscht hatten. Nem stellte sich vor, wie alles so wunderschön aussah wie hier. Vielleicht würde es den Menschen dann auch besser gehen. 

Nemesis blieb stehen und sah aus einem Fenster, von dem aus man eine riesen große Statue aus purem Gold sehen konnte. Sie erstreckte sich in der Mitte eines Platzes, der aussah wie ein Markt. Eine Frau mit einem Kind in ihren Armen glänzte golden in der Sonne. Selbst von hier aus, erkannte er die vielen Details der Statue. Die Narben auf ihrem Rücken, die Krone auf ihrem Haupt und das Schwert an ihrer Hüfte. Er verbannte die Worte seines Vaters aus seinen Gedanken, als sein Blick etwas zu lange an dem Baby hängen blieb und kniff die Augen zusammen.

,,Wer ist das?"

Ein junger Wyvern drehte sich zu ihm um und stellte sich neben ihn um zu erkennen, wovon Nemesis sprach. 

,,Das ist ein Denkmal von Königin Faeya und Euch.", antwortete der Diener, ehe er weiter ging ohne auf ihn zu warten. Nem warf einen letzten Blick auf das Denkmal seiner Mutter und folgte dem anderen Wyvern. 

Seine Mutter schien eine Heldin gewesen zu sein. Für das Volk der Wyvern, vermutlich wäre sie es für ihn auch gewesen. 

Seine Gemächer waren riesen groß. In der Mitte, direkt unter einem gigantischen Fenster stand ein Himmelbett mit durchsichtigen Vorhängen. Der Boden schimmerte in verschiedenen Farben in der Sonne, so ähnlich wie seine Flügel, wenn Licht darauf schien. An der Decke hing ein Kronleuchter aus Kristallen, die ihre Schatten in form von hunderten kleinen Lichtern im Zimmer verteilten. 

Während die Wyvern um ihn herum wuselten, stand er einfach nur in der Mitte des Raumes und sah sich um. Jedes noch so kleine Detail, die Farben der Blumen die auf einer Kommode standen, die Teppiche die so weich aussahen, dass er sie schon beinahe spüren konnte, ohne überhaupt darauf zu stehen. 

Er wurde ein wenig unsanft aus seinen Träumereien gerissen, als man ihm die Ledertasche und den Umhang abnahm. 

,,Das Bad ist nun bereit.", meinte eine junge Frau und half ihm auch aus der Jacke zu schlüpfen. 


Nach unzähligen Versuchen die Dienerschaft von sich abzuwimmeln, hatte Nemesis schließlich aufgegeben und ließ sich waschen. Und auch wenn er es nicht gerne zugab, es fühlte sich gut an und er wagte es sogar sich endlich ein wenig zu entspannen. Das heiße Wasser schmiegte sich um seinen Körper und die Berührungen der anderen waren so vorsichtig, als würde er bei jeder kleinsten Berührung zerbrechen. 

Vermutlich würde es das erste und auch letzte Mal sein, dass er gebadet wurde, denn sobald Serafyn hier eintraf würde niemand anderes ihn anfassen dürfen. 

Dann hatte er immerhin einen guten Grund die Diener von sich abzuwimmeln. Auch wenn es gut tat, sich endlich einmal entspannen zu können, mochte er es nicht von so vielen Leuten angefasst zu werden oder gewaschen. In seinen Augen war die Körperpflege etwas privates. 

Doch was das Ankleiden anging, hierfür war er dankbar, dass er es nicht selbst machen musste. Die Schnürungen auf seinem Rücken, die vielen Schichten und Anordnungen der Kleidungsstücke waren viel zu kompliziert für ihn. Er zuckte überrascht zusammen, als etwas kaltes seine Flügel berührte. Manchmal vergaß er tatsächlich wie empfindlich seine Flügel doch waren. 

Eine Dienerin legte zarte Ketten aus Silber auf das Gerüst seiner Flügel. An das Gefühl würde er sich zwar gewöhnen müssen, doch es sah wunderschön aus, wie sie mit seinen Flügeln harmonierten und glitzerten. 

DrachenblutWhere stories live. Discover now