Kleine Lichter

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Nemesis kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Höhle war riesig! Überall schienen Eiszapfen zu wachsen, die miteinander verschmolzen und große, dicke Säulen bildeten. Durch die Öffnung an der Decke schien Sonnenlicht herein, was die ganze Höhle in einen blauen Schein tauchte. 

,,Schön oder?", die Stimme des Drachen holte ihn in die Realität zurück und er bemerkte, dass der Prinz ihn noch immer in den Armen hielt. Hitze stieg in seine Wangen und er sah verlegen weg. Er gab ein knappes Nicken von sich und zappelte ein wenig herum, bis Serafyn ihn abstellte. 

,,Manchmal sonne ich mich hier. Es ist schön ruhig und ungestört.", erzählte ihm der Drache, während sie weiter in die Höhe vordrangen. Durch die Sonnenstrahlen reflektieren die blauen Schuppen des Drachen kleine Lichter, die an den Wänden tanzten wie kleine Glühwürmchen. Er beobachtete fasziniert das Lichtspiel und streckte dann seine Hand nach den Flügeln des Prinzen aus. Serafyn zuckte zusammen, als er mit der Hand über die seltsam rauen Schuppen strich und drehte sich zu ihm herum. 

,,T...Tut mir leid. Sie glitzern nur so schön.", er zog seine Hand langsam zurück und wich dem Blick des Drachen aus. Er hatte schon immer ein Auge für Dinge gehabt die funkelten oder schimmerten. Oft hatte er im Fluss Steine gesammelt und oder in der Schmiede seines Vaters nach Metallresten gesucht. Manchmal hatte seine Mutter ihm auch Metallknöpfe mitgebracht. Seine Finger wanderten zu der Kette um seinen Hals. Zu seinem vierzehnten Geburtstag hatte seine Mutter einen Goldknopf ergattert. Einen Kopf aus Gold in dem eine Mondsichel eingraviert war. Sein Vater sein Stiefvater, war außer sich gewesen und hatte sie beide losgeschickt um den Knopf wieder einzutauschen, aber seine Mutter hatte ihm nur gesagt er solle den Knopf verstecken und hatte trotzdem auf welche Weise auch immer die Münzen zurück bekommen. 

,,Schon gut. Unsere Flügel sind nur sehr...empfindlich.", erklärte Serafyn ihm und drehte sich wieder weg. Nemesis nickte und widerstand der Versuchung noch einmal über die Flügel des Drachen zu streichen. Obwohl die Schuppen so weich und zart aussahen, waren sie recht hart und rau, zumindest auf der Außenseite.

,,Vor uns brauchst du keine Angst zu haben. Niemand wird dir weh tun oder sonst was.", meinte der Prinz völlig unvermittelt, nachdem sie ein kleines Stück gegangen waren. Es war schwer Serafyns Worten Glauben zu schenken. Er war ein Drache, ein Prinz noch dazu, und konnte tun und lassen was er wollte. Er konnte ihm alles erzählen und versprechen und es würde niemanden interessieren, wenn er ihn anlog. 

,,Warum sagt mir dann niemand, weshalb ich hier bin?", jeder wich dieser Frage aus. Es war also wirklich sehr schwer sich vorzustellen, dass ihm nichts passieren würde. 

,,Ich mache dir einen Vorschlag. Wir spielen Verstecken. Wenn du mich findest, beantworte ich dir eine Frage, wenn nicht dann erzählst du mir, was es mit diesem Knopf auf sich hat, abgemacht?", Serafyn grinste schief und streckte die Flügel aus. Es klang verlockend und einfach beinahe so, als wollte der Prinz, dass er eine Antwort auf seine Frage bekam. 

Nemesis nickte. 

,,Gut, dann Augen zu und zähl bis dreißig und wehe du schummelst."

Er schloss die Augen und begann zu zählen. Er hörte wie Serafyns Schritte immer leise wurden, bis sie nicht mehr zu hören waren. 


Dreißig.


Er öffnete die Augen und sah sich suchend um. Auf den ersten Blick war alles blau. Er verließ sich darauf, dass Serafyn fair spielte und nicht auf die Decke flog oder sonst etwas und begann zu suchen. 

Das Blau des Eises war heller als die Flügel des Drachen, weshalb er nach etwas dunklem Ausschau hielt. Die kleinen Eiszacken auf dem Boden fielen schon mal weg. Die Höhle war riesig, etwas an das er zuvor gar nicht wirklich gedacht hatte. Das war der Haken gewesen. 

Vermutlich machte Serafyn es sich wirklich zu Gunsten, dass seine Flügel blau waren und tarnte sich in irgendeiner dunklen Ecke damit. 

Statt nach der Farbe der Flügel zu suchen, suchte er nach den kleinen Lichtern, die sie verursachten. Die Sonne schien in die ganze Höhle, also würde sie auch überall Reflektionen werfen. Und siehe da, in einer kleinen Nische, zwischen zwei dicken Eissäulen und ein paar Zapfen, tanzten die kleinen Lichter. 

Stolz schlich er sich an den Drachen heran, der ihn vermutlich schon von weitem gehört hatte, und stupste dessen Flügel.

,,Gefunden."


Serafyn lachte leise und richtete sich auf. 

,,Ich hätte nicht erwartet, dass du mich so schnell findest. Du musst sehr scharfe Augen haben.", der Drache streckte die Flügel und stellte sich vor ihn. 

,,Ich habe nach den kleinen Lichtern gesucht.", als Serafyn nicht zu verstehen schien, wovon er sprach, zeigte Nemesis auf die kleinen Punkte auf dem Eis.

,,Ich sagte doch sie funkeln. Also, zu meiner Frage. Ich glaube, du kannst dir bereits denken, was ich wissen möchte, oder?"

Serafyns Mine verdunkelte sich und er nickte. 

,,Am besten bereden wir das wenn wir zurück auf der Festung sind.", meinte der Prinz und rieb sich die Hände. Nemesis war nicht wirklich überzeugt davon, nickte aber stumm und ließ sich von dem Drachen hochheben. Dann stieß  Serafyn sich vom Boden ab und flog durch die Öffnung in der Decke. 

Er krallte sich an den muskulösen Körper des Drachen und schloss die Augen. Nemesis versuchte krampfhaft sich nicht zu übergeben und ignorierte den ständigen Brechreiz. 


,,Alles in Ordnung? Du bist auf einmal so blass geworden.", meinte Serafyn und musterte ihn seltsam besorgt, als sie wieder vor den Toren der Festung standen. 

Er nickte bloß tonlos und atmete tief durch. Die Kälte wurde langsam unausstehlich und er zitterte am ganzen Körper. Es kam ihm gerade recht, dass sie wieder im warmen waren. 

,,Geh auf deine Gemächer und nimm ein Bad. Deine Hände sind ganz kalt. Ich hole dich in einer Stunde ab.", Serafyn drehte sich um und stapfte davon. 

Ein wenig unbeholfen drehte er sich im Kreis und sah sich um. Er hatte keine Ahnung wo seine Gemächer waren oder wo er sich überhaupt befand. Wo war Brie denn wenn er ihn wirklich einmal brauchte...

,,Kann man dir helfen?", zwei Drachen die wohl Wache hielten und ihre Runde waren auf ihn aufmerksam geworden und blieben vor dem Jungen stehen. Sie musterten ihn scharf und warteten auf eine Antwort. Sie waren groß und breit, richtige Soldaten eben. Er senkte den Blick und öffnete ein paar Mal den Mund, bevor Nemesis endlich etwas mehr als nur Luft hervor brachte.

,,K...könnt ihr mir sagen wo ich Brie finde?"

,,Er ist im Speisesaal. Sollen wir dich hinbringen?"

Er nickte nur kurz und folgte den beiden Drachen dann durch de vielen Gänge, mit der Hoffnung, dass sie ihn nicht sonst irgendwo hinbrachten. 


,,Wir haben hier ein verlorenes Vögelchen für dich Brie.", rief eine der beiden Wachen dem Drachen zu und deutete in seine Richtung. 

,,Wer hätte gedacht, dass ich euch so schnell wieder sehe. Nemesis, das sind Arion und Dante. Die beiden Haustiere von Cobalt.", stellte Brie die beiden Drachen vor und kam auf sie zu. 

,,Dann bist du wohl Serafyns...Auswahl.", der Drache mit den Violetten Flügeln, Dante, legte den Kopf schief und musterte ihn von oben bist unten. 

Nemesis schluckte und nickte. 

,,Da haben Vater und Sohn wohl den selben Geschmack.", lachte Arion und ließ sich auf einen Stuhl fallen, bevor er sich eine der Karaffen nahm und daraus trank. 

Brie schüttelte bloß den Kopf und schob ihn Richtung Ausgang. 


DrachenblutOnde histórias criam vida. Descubra agora