Übung macht den Meister

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 Serafyns Gesicht wurde tiefrot, als seine Mutter leise lachte. 

Er versuchte es zu ignorieren und strich Nyx über die kleinen Backen. Das Baby schnappte sich einen von seinen Fingern und lutschte daran. 

,,Ich kann mir denken, warum du deshalb zu mir kommst.", meinte Crystal und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, ehe er weiter sprach: ,,Eigentlich ist das ganze nicht so kompliziert wie du meinst. Das wichtigste ist, dass du...oder ihr euch Zeit lässt. Das geht nicht Hose runter, rein raus und Hose hoch. Du weißt doch sicher, wofür die Öle gedacht sind, in den Badezimmern der Jungen, oder?"

Er hatte da so eine Vermutung. Obwohl Serafyn sich immer noch dümmer vorkam hier zu sein und ausgerechnet mit seiner Mutter darüber zu reden, war es doch ein wichtiges Anliegen. Vielleicht, wenn Nemesis ihn auch mochte, dann würden sie sich doch sicher einmal näher kommen und dann wollte er nicht, dass der Jungdrache ihn für einen Grünschnabel hielt. 

,,Mehr oder weniger?", gestand er leise und wagte es kurz aufzusehen. 

,,Sera, das ist nichts wofür du dich schämen musst. Es ist sogar sehr lieb, dass du dir Gedanken darüber machst. Ich bin mir sicher, Nemesis wird dir dafür danken, wenn du weißt was du tust und ihn nicht verletzt. Es kann einem nämlich ziemliche Schmerzen verursachen. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede."

Serafyn wurde ein wenig neugierig. 

,,Woher?"

Seine Mutter öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er schlug die Augen nieder und zuckte dann mit den Schultern: ,,Du weißt doch wie Drachen sind, wenn sie auf eine Paarung aus sind, gerade während des Blutmondes. Es ist wichtig, dass du darauf hörst, was Nemesis sagt und möchte, sonst tut ihr euch nur beide weh."

Serafyn nickte. Ja er wusste wie Drachen waren, wenn sie etwas haben wollten. Sie waren nicht gerade zimperlich was das betraf. 

Einige Sekunden verstrichen, in denen keiner von ihnen was sagte. 

Zusammengefasst, sollte er das Öl und seine Finger verwenden. Aber wie viele? Doch nicht seine ganze Hand oder?!

,,U...und wie mache ich das mit den Fingern?"

,,Das lässt du dir von Brie zeigen, er ist dafür zuständig, das den Jungen beizubringen. Niemand kann dir das besser beibringen als er. Und vergiss eines nicht, es geht dabei nicht nur um Lust, sondern auch um Liebe."



Serafyn ließ sich das ganze noch eine Zeit lang durch den Kopf gehen. Er wanderte durch den Garten und stapfte durch den Schnee. Viele kleine Spuren von Vögeln verliefen in alle Richtungen und er beobachtete zwei Diener dabei, wie sie Körner unter den Bäumen verstreuten und die kleinen Schalen im Garten damit befüllten. 

Der Übungsplatz war fast leer. Den meisten war es zu kalt, obwohl die Kälte ihnen nichts ausmachte, oder sie frühstückten um diese Zeit. Ein dünner Nebel und eine Eisschicht lag auf dem Sand des Platzes. Dante schlug auf einen Holzmast ein, um den Tücher und Leder gewickelt war und auf einer Bank sitzend erkannte er Arion. Letzterer trug sogar ein Oberteil, Dante nicht. 

,,Was machst du denn um diese Zeit hier?", Dante sah zu ihm und ließ von der armen Attrappe ab. Serafyn zuckte mit den Schultern und atmete eine kleine Nebelwolke aus. 

,,Brauchst du ein wenig Ablenkung von den Launen deines Vaters?", Asterin trat aus dem Nebel hervor, verschwitzt und völlig außer Atem. Hinter ihm kam ein weiterer Drache zum Vorschein, ein einfacher Soldat, der wohl mit seinem Großvater trainiert hatte. 

,,Oder willst du dein hübsches Gesicht nicht ruinieren? Ich bin mir sicher, Nemesis wird es freuen, wenn du etwas mehr Ausdauer hast.", Arion machte eine obszöne Geste und lachte. 

,,Und dir würde es auch nicht schaden. Fette Echsen sind nicht gerade beliebt.", Asterin warf ihm ein stinkendes Tuch zu, mit dem er sich gerade den Schweiß vom Körper gewischt hatte und deutete ihm, mit ihm zu kommen.

Beide hatten recht. Er gab nach und legte das dicke Wollhemd ab. Der eisige Wind jagte eine Gänsehaut über seine Brust und ließ Serafyn erschaudern. Er legte das Hemd neben Arion auf die Bank und ließ seinen Blick dann über den Platz schweifen, ehe er sich zu Asterin in die Mitte.

,,Stell dich anständig an.", murmelte Dante und grinste schief, während er in Richtung Festungsmauer nickte. 

Er sah nach oben und erkannte Nemesis, der von einem Fenster aus auf sie runter sah. Als Nem ihn bemerkte, hob er leicht seine Hand und winkte ihm zu. Serafyn schenkte dem Jungdrachen ein Lächeln und winkte zurück, als Asterin ihm einen Tritt in die Rippen verpasste. 

Die Luft wich aus seinen Lungen und er stürzte ächzend zu Boden. Die beiden Soldaten lachten und sein Großvater grinste verschmitzt. 

Sehr witzig.

,,Lass dich nicht ablenken, Kleiner.", Asterin streckte ihm die Hand hin und zog ihn zurück auf die Beine. Er nickte knapp und hob die Arme. 

Ob Nemesis immernoch da war und ihnen zusah? So nahe wie heute Morgen war er dem Jungen noch nie gekommen. Er hatte den Atem des anderen auf seinem Gesicht gespürt und....

Er bekam einen Schlag ins Gesicht und brauchte einige Sekunden um sich zurecht zu finden. Asterin war gnadenlos. Er schlug nie so fest zu, dass er blutete oder er sich ernsthaft verletzte. er achtete auch darauf, dass den Flügeln nichts passierte. Egal wie Serafyn zu Boden ging, nie verletzte er sich an den Flügeln. Hin und wieder landete er dich auf dem Rücken, aber etwas ernstes war bisher noch nie passiert. 

Er schnaufte und fasste sich ans Kinn. Was war nur los mit ihm?! Er versuchte Nemesis aus seinen Gedanken zu verbannen und sich auf Asterin zu konzentrieren. Was gar nicht so einfach war. Sie umkreisten sich wie Raubtiere und Serafyns Blick wanderte zu dem Fenster, an dem Nemesis gestanden hatte und spürte die Enttäuschung, als der junge Drache nicht mehr dort stand. Asterin fegte ihn mit einem Tritt von den Füßen und er landete im Sand. Seine Lungen schmerzten bereits und er blieb liegen.

,,Vater! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht so hart mit ihm sein sollst!", er hörte seine Mutter, gefolgt von schnellen Schritten. 

,,Beruhige dich, Crys. Wir sind Drachen, wir halten mehr aus als Menschen. Ihm gehts gut, er hat heute nur anderes im Kopf.", Asterin zwinkerte ihm zu grinste schief. Hinter Crystal, der ihm aufhalf und den Dreck von der Kleidung klopfte, stand Nemesis, mit Nyx in den Armen. 

,,Es geht mir gut, keine Sorge.", er wimmelte seine Mutter ab und fuhr sich durch das wirre Haar. Er wollte nicht, dass Nem glaubte er wäre ein schwaches Muttersöhnchen. 

,,Das hat schmerzhaft ausgesehen.", murmelte Nemesis, und sah ihm dabei zu wie er sich mit einem dreckigen Tuch den Schweiß vom Körper abwischte. Er brauchte dringend ein Bad. 

,,Halb so wild. Ich nehme an meine Mutter weiß jetzt von den Flügeln?", es war mehr eine Feststellung als eine Frage, auf die der Junge nur knapp nickte. Nyx schlief seelenruhig und umklammerte einen von Nems Fingern. 

,,Er ist süß. Ich hätte mir nicht gedacht, dass Drachenbabys so niedlich sind.", meinte Nemesis, während er das Baby in seinen Armen schaukelte. 

,,Möchtest du eines?", manchmal sollte er wirklich mehr über das nachdenken was er sagte. Er vergaß, dass Nem wie er ein Drache war. 

,,Wieso? Verkauft ihr die auf dem Markt?", der Junge lachte leise und Serafyn spürte die Erleichterung. 

,,Jetzt müssen wir es nur noch meinem Vater sagen.", murrte er und nahm von Dante sein Hemd entgegen. Der Drache runzelte die Stirn, als er Nemesis Flügel sah, sagte aber nichts. 

,,Deine Mutter...Crystal ist wirklich nett. Er würde sich sicher gut mit meiner Mutter verstehen...", Serafyn konnte die Traurigkeit in der Stimme des anderen deutlich hören. Er vergaß manchmal, dass Nem eine Familie hatte und nicht wie er hier aufgewachsen war. Vielleicht lag das aber auch daran, dass es sich so anfühlte, als würde er den Jungdrachen schon sein ganzes Leben lang kennen. 







DrachenblutWhere stories live. Discover now