,,Ich kann es kaum erwarten, dir dein Zuhause zu zeigen.", er glaubte so etwas wie Stolz aus der Stimme seines Vaters herauszuhören. Vermutlich war er das auch. Immerhin hatte er es geschafft einen sicheren Ort für das Überleben seines Volkes zu errichten.

,,Wie werden sie auf Serafyn reagieren?", die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Für einen Moment sah der Wyvern ihn nur an und blinzelte dann langsam. 

,,Sie werden sicher nicht begeistert sein, aber vielleicht sehen sie ja in ihm das, was ich sehe.", aufmunternd stieß er ihn sanft an und richtete sich dann auf, als der Drache zu ihnen kam.

,,Was siehst du in ihm?"

,,Hoffnung."

Ein Teil von ihm verstand sofort was sein Vater damit meinte, während der andere eher im Dunkeln wanderte. Hoffnung auf was? 


,,Bist du bereit?", Sera zog ihm eine Wollmütze über den Kopf und half ihm noch dabei in ein Paar Handschuhe zu schlüpfen.

,,Das reicht langsam, Sera. Oder willst du dem Baby auch noch was anziehen?", Nemesis verdrehte amüsiert die Augen, während der Drache ihm tatsächlich ein winziges Paar Flügelwärmer zeigte.

,,Die Flügel von Babys sind sehr empfindlich was Kälte betrifft. Noch werden wir es nicht brauchen aber irgendwann sicher. Und meine Mutter wollte, dass ich es mitnehme.", erklärte Serafyn grinsend und überreichte ihm das kleine Kleidungsstück, ehe er ihm den Rücken zuwandte und vermutlich mit dem wartenden Wyvern ein paar Worte wechselte.

Nem steckte die Flügelwärmer in die Ledertasche, zu den anderen Kleidungsstücken, von denen er sich nicht trennen wollte. So hatte er eben Wechselkleidung dabei, sollte er sich aus irgendeinem Grund doch verwandeln müssen.


Es fühlte sich seltsam an wieder auf einem Drachen, oder in diesem Fall Wyvern, zu fliegen und nicht selbst. Serafyn hatte ihn fest umschlungen, sodass der Umhang den er trug ihn umhüllte wie ein Kokon. Die Luft war kalt und ein eisiger Wind rieb seine Wangen wund. Ein Glück, dass der Schaal auch noch einen Teil seines Gesichts verdeckte. 

Obwohl sie noch nicht allzu hoch flogen, leisteten ihnen keinerlei Vögel Gesellschaft. Asterin hatte gemeint, es würde auch in den Bergen eine große Vielfalt an Vögeln geben, die meisten waren nur sehr gut getarnt, oder flogen sehr hoch. Schon als Junge hatte er gerne die Vögel beobachtet, wie sie aus ihren Nestern gesprungen waren. 

Noch flogen sie unterhalb der Wolkendecke, wo waren also die ganzen Vögel? Sie mussten Drachen doch schon gewohnt sein, oder etwa nicht? 

Er dachte sich nichts dabei, als sich ein seltsamer Schatten über sie legte. Für einen Moment lang, schien die Zeit still zu stehen. Ein blutroter Drache brach durch die Wolkendecke und stürzte sich auf sie. 

Er spürte wie Serafyn ihn mit sich von dem Rücken des Wyvern riss. Er brauchte einige Sekunden um zu realisieren war gerade passierte. Der rote Drache stürzte sich auf seinen Vater und riss ihn mit sich durch die Luft. Sie fielen durch die Luft wie ein Stein. Im Augenwinkel sah er Serafyn, bereits in seiner Drachengestalt, wie er dem weißen Wyvern zur Hilfe eilen wollte. 

Ein lautes Kreischen riss ihn aus seiner Schockstarre heraus. Er verwandelte sich und breitete die Flügel aus um Halt zu finden. Ein Knollen aus roter, blauer und weißer Farbe stürzte vor seinen Augen zu Boden. 

,,Verschwinde Nemesis!", es war Seras Stimme die in seinem Kopf immer und immer wieder hallte. Ganz sicher nicht.

Er hatte diese Farbe bereits gesehen. Auf dem Ball, dich dort waren so viele Drachen gewesen! Er beobachtete wie der Knollen sich löste und der Rote sich wieder auf seinen Vater stürzte und die Krallen durch die weißen Schuppen glitten. Serafyn schien gar nicht wahrgenommen zu werden. Nemesis würde ganz sicher nicht verschwinden und hoffen beide wieder lebend zu sehen. 

,,Ich habe gesagt du sollst verschwinden!", fauchte Sera, als er ihn erblickte. Jetzt, wo er näher an den Roten heran geflogen war, erkannte er die volle Größe des Drachen. Er war beinahe so groß wie sein Vater, nur um einiges muskulöser. Serafyn krallte sich in den Hals des anderen Drachen und vergrub seine Zähne in den zarten Schuppen dort. Es schien tatsächlich zu funktionieren, denn der Rote fauchte und ließ endlich von seinem Vater ab. Auf den weißen Schuppen stachen die Wunden und das Blut stärker hervor und sahen vermutlich dadurch auch schlimmer aus als sie waren. 

Ein kurzer Blick zu seinem Vater reichte um sicher zu gehen, dass dieser nicht wie ein Stein nach unten fallen würde. Eher im Gegenteil. Nemesis wusste nicht, ob der Rote zu dem anderen Wyvern sprach, aber irgendetwas musste seinen Vater ziemlich aggressiv gemacht haben. Wie ein Pfeil schoss er durch die Luft auf den Drachen zu und rammte diesen mit einer solchen Wucht, dass selbst Serafyn ein Stück zurück flog.

DrachenblutWhere stories live. Discover now