Neugierig lehnte ich mich vor und warf einen kritischen Blick auf das Kleid, dessen erster Eindruck relativ schlicht war … Allerdings nur der erste. „Nichts gegen das Kleid, es ist klasse, aber hast du dir schon mal angeschaut, wie viel Rücken man darin zeigt?“ Und ich zupfte mahnend an dem Tuch, dass ich mir um die Schultern gelegt hatte, damit ich die neugierigen Blicke der Einkaufenden in der Winkelgasse nicht sofort auf mich zog.

„Paperlapapp!“, rief Ginny und klaute mir das Tuch. „Die Narben sind cool und nichts, wofür man sich schämen sollte. Denk doch auch mal daran, wie Harry sich fühlt. Er beschwert sich ja auch nicht darüber, ständig angeglotzt zu werden!“ Sie kicherte, auch als ich ihr einen prüfenden Blick zuwarf. „Nein, nein! Ich bin darüber hinweg! Und nun komm, Harriet Potter und probier' mindestens einmal dieses unglaubliche Kleid an, nur so zum Spaß!“ Sie zog eine Schnute und ich seufzte ergeben.

„Aber nur ganz kurz, das Ding kostet ganz bestimmt ein Vermögen!“ Ich schnappte ihr das Kleid aus der Hand und fuhr dann über das schwarze Rüschenkleid, das sie ganz am Anfang in der Hand gehabt hatte. „Und auch nur, wenn du das hier mal anprobierst.“

Sie wurde rot, nahm es aber selbstbewusst mit in einen der kleinen, mit Vorhängen abgetrennten Räume. Wenig später standen wir einander gegenüber und musterten uns kritisch in einem langen Wandspiegel.

„Findest du nicht, dass ich hier drin viel zu blass aussehe?“, fragte Ginny mit zusammengezogenen Augenbrauen und drehte sich einmal im Kreis. „Ich glaub ja nicht, dass Schwarz wirklich meine Farbe ist.“

„Quatsch!“ Freundschaftlich grinsend klopfte ich ihr auf die Schulter. „Es bringt deine Haarfarbe voll zum Leuchten und es steht dir. Solltest du irgendwann mal ein Ballkleid oder sowas brauchen ...“ Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu, doch sie lachte nur.

„Wenn du meinst, dass ich mir dann dieses Kleid kaufen soll, dann sollte ich wohl besser schon einmal anfangen, zu sparen.“ Sie zwinkerte. „In zehn Jahren hab ich dann das Geld zusammen und kauf mir diesen Traum von einem Kleid. Und nun zeig mal. Wow, du siehst so toll aus … auch wenn du jetzt wirklich längere Haare haben solltest ...“

Während Ginny noch an meinen Haaren herumnestelte, fasste ich innerlich den Beschluss, dass ich Ginny das schönste von allen Kleidern kaufen würde, wenn sie jemals eins brauchen würde. Ich war das Überbleibsel einer garstigen, reichen Zaubererfamilie, zu irgendwas musste das ja gut sein!

„Oh, magnifique die Damen, habt euren Spaß, nicht wahr? Wunderbare Stoffe, wirklich.“ Lächelnd kam Madam Malkins aus dem Hinterzimmer zurück gewackelt, die Arme beladen mit einer Auswahl schlichter, bodenlanger Gewänder und in den Augen ein freundliches Glitzern.

Mit Mrs Weasleys Hilfe suchten wir bald darauf ein ganzes Sortiment an luftigen Kleidern zusammen und auch wenn sie nicht ganz so … elegant waren, wie die Kleider zuvor, fanden wir einige schöne Teile.

Unser letztes Ziel war Gringotts. Wir spazierten an den gut besetzten Cafés entlang auf das große, helle Gebäude zu und Mrs Weasley erzählte eifrig von ihrer letzten Reise nach Ägypten. Wie sie und Arthur Bills Arbeitskollegen kennengelernt hatten und wie nett der Besitzer der Herberge war, in der Bill wohnte und in der auch wir für die Dauer unseres Aufenthaltes unterkommen würden.
Im Bankgbäude tauschten wir einen Großteil des Goldgewinnes in ägyptische Nebu um. Das waren kleine dreieckige Goldmünzen, in die ein Auge geprägt war.
„Können sie von diesem Verließ auch zehn Galleonen wechseln?“, fragte ich schüchtern und schob dem griesgrämigen Kobold den kleinen Schlüssel des Carter'schen Familienverließes zu. Noch befanden sich darin die Ersparnisse meiner Mutter, die diese mit ihrer Arbeit im Ministerium erwirtschaftet hatte, auch wenn zu befürchten war, dass es nicht mehr so lange reichen würde. Reich waren wir von ihrem Verdienst ganz sicher nicht geworden.
Auf dem Rückweg zum Tropfenden Kessel kaufte Mrs Weasley uns in einem der unzähligen Eisdielen ein Eis und machte damit den ohnehin schon lustigen Nachmittag perfekt.

Schwarz wie die Nacht: Vater (Harry Potter Fanfiction)Место, где живут истории. Откройте их для себя