Die zweite Begegnung

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Den Tag darauf hatte ich den Anderen alles erzählt. Damon war, wie immer, mäßig begeistert gewesen, alle Anderen hatten erstaunlich schnell eingesehen, dass es der beste Weg gewesen war, uns alle ein Stück sicherer wissen zu können. Damon würde ich früher oder später auch noch überzeugt bekommen, spätestens, wenn mein Leben von Elijahs Schutz abhängen würde, und bei meinem Glück würde das wohl nicht allzu lange dauern.

Entspannt hatte ich es mir auf meinem Bett bequem gemacht um zu lesen, es war schon ein bisschen länger her, dass ich mich um nichts zu kümmern brauchte, also genoss ich diesen Moment in vollen Zügen. Das vor mir liegende Buch war nicht allzu spannend, aber ich wollte mir nicht die Mühe machen, nach unten zu gehen und dort das Bücherregal zu durchsuchen, also schloss ich das Buch und schaltete mein Handy ein. Drei verpasste Anrufe von Stefan. Ich runzelte die Stirn, das war seltsam, Stefan rief mich nur an, wenn es etwas wirklich Wichtiges gab. Als ich versuchte ihn zurück zu rufen ging jedoch sofort die Mailbox ran. Ich verließ mein Zimmer und hastete die Treppen hinunter zum Eingangsbereich während ich versuchte, Damon an sein Handy zu bekommen. „Verdammt da braucht man dich einmal und du gehst nicht ran, ernsthaft....", begann ich schon laut los zu fluchen, da nahm er ab. „Damon? Damon! Weißt du, wo Stefan ist? Er hat mehrere Male versucht mich anzurufen, geht jetzt nicht mehr an sein Handy und ich hab dabei ein ganz schlechtes Gefühl, irgendwas stimmt hier nicht!", erzählte ich ihm und vergaß dabei für ein paar Sekunden, dass ich atmen musste um weiter leben zu können. „Ganz ruhig Kaya, Stefan hat mir und Elena Bescheid gegeben, ich bin schon auf dem Weg!" „Was ist denn überhaupt passiert?", fragte ich, schließlich wollte mich hier ja scheinbar niemand erleuchten und mir die Situation erklären. „Jules, die Werwölfin die Rose gebissen hat, sie hat Caroline bei sich eingesperrt und hat uns gedroht sie umzubringen, wenn wir ihr Tyler nicht bringen", erklärte Damon mir und klang dabei nicht ein bisschen hektisch oder besorgt. Das konnte etwas werden! Auf einem Bein hüpfend versuchte ich, mir meinen Stiefel über den Fuß zu ziehen und machte mich dann auf den Weg zu meinem Auto. Ich kannte die Stelle, die Damon meinte. Bevor sich dort Werwölfe niedergelassen hatten waren Caroline und ich dort ein paar Mal Trainieren gewesen. Es war nur 5 Minuten mit dem Auto von hier entfernt, ich würde rechtzeitig dort sein um Caroline zu retten.

Die 5 Minuten Autofahrt waren für mich die reinste Qual. Ständig warf ich einen Blick auf die Uhr, zumindest konnte ich ein bisschen schneller als 50 fahren, da ich mich auf einer leeren Waldstraße befand. Kaum angekommen sprintete ich los, duckte mich unter Baumzweigen hinweg, bis ich in der Ferne einen alten Wohnwagen erkennen konnte. Das musste es wohl sein. Leise schlich ich näher, ich konnte eine Frau reden hören, blonde Haare und ein markantes Gesicht: das musste Jules sein. „Kaya, was zum Teufel machst du hier?" Ich zuckte zusammen, entspannte mich jedoch wieder als ich merkte, dass es Damon war, der da hinter mir stand. „Ich hätte es also euch beiden überlassen sollen, Caroline hier weg zu schaffen? Na klar, du bist doch derjenige der immer auf die dümmsten Ideen kommt, ich bin nur hier um sicherzustellen, dass ihr keinen Mist baut und damit uns alle in Gefahr bringt", redete ich auf ihn ein während wir uns Stefan und Tyler nährten. „Du gehst dort rein, holst Caroline raus und ihr lauft weg, mehr nicht! Haben wir uns da verstanden?" Ich rollte mit den Augen. Gerade wollte ich noch einen spitzen Kommentar loswerden, als uns zwei Werwölfe von hinten attackierten. Mein Zeichen um so schnell wie möglich in diesen Wohnwagen zu klettern und Caroline da raus zu holen. Weit war es nicht mehr bis zum Wagen, vielleicht um die zehn Meter, welche ich innerhalb weniger Sekunden überbrücken konnte und unversehrt ins Innere des Wagens gelangte. Caroline lag zusammen gekauert in der Ecke eines Käfigs, ihr Gesicht war blass und ihre Kleidung blutverschmiert. Schnell öffnete ich den Riegel des Käfigs und zog sie in meine Arme. „Alles gut Caroline, wir sind hier, dir kann nichts mehr passieren!", flüsterte ich ihr beruhigend ins Ohr, während ich sie vorsichtig aus dem Wagen zog. Mein Blick viel auf Stefan, welcher von einem der Männer auf den Boden gedrückt wurde, und auf Damon, der sichtlich schwer verwundet auf dem Boden lag. Ich wollte schon etwas sagen, da wurde ich von einem der Männer von hinten gepackt und spürte ein Messer an meinem Hals. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass meine Freundin von Jules gegen die Wohnwagentür gepresst wurde, eine Pistole im Nacken. „Legt euch nicht mit uns an!" Das war Jules, d war ich mir sicher, den arroganten Ton in ihrer Stimme würde ich über Meilen hinweg erkennen. „Genug!", ertönte plötzlich eine andere Stimme, eine Stimme die ich hier am wenigsten erwartet hatte. Elijah. Da stand er, wieder in einem seiner schicken Anzüge, den Kopf leicht gehoben, die Hände in den Taschen seiner Anzughose. „Du", er deutete in meine Richtung, „Ich würde dir dringend raten, das Mädchen los zu lassen!" Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. Und dann ging alles ganz schnell: die Werwölfe gingen allesamt zu Boden, als hätte sie eine Art unsichtbare Welle mit aller Macht umgehauen, ein paar hielten sich noch kurz schreiend den Kopf, dann war alles verstummt. „Was zum...", hörte ich Damon flüstern als er sich mühsam aufrappelte. Ich jedoch achtete nur auf Elijah, er kam auf mich zu und blieb erst stehen, als er kurz vor mir stand. „Elijah..", hauchte ich ihm entgegen und trotz der Dunkelheit konnte ich ein kleines Lächeln über seine Lippen huschen sehen. „Bist du okay?" Ich nickte leicht. „Danke!", flüsterte ich ihm dann entgegen. Er winkte ab. „Kein Grund sich zu bedanken, wir hatten schließlich einen Deal." Richtig, der Deal! Den hatte ich gerade kurz vergessen. „Richtig", antwortete ich nur und blickte meinem Gegenüber direkt in die wunderschön braunen Augen. „Sei dir bewusst", er lehnte sich noch weiter vor zu mir, bis ich seine Lippen an meinem Ohr und seinen Atem an meinem Hals spüren konnte, „Ich bin durchaus erfreut, dass ich dir helfen konnte", setzte er seinen Satz fort. Einen Moment verweilte er noch in seiner Position, dann zog er sich zurück. Mein Herz pochte so schnell, wie es noch nie in meinem Leben gepocht hatte und ich wagte die Behauptung, dass Elijah sich dessen mehr als bewusst war, sein Lächeln sprach Bände. Dann kramte er kurz in seiner Jackentasche, bis er einen kleinen Briefumschlag hervor zog. Er hielt ihn mir hin. Vorsichtig nahm ich ihn entgegen, sah Elijah fragend an doch der schüttelte nur den Kopf. „Pass auf dich auf", wies er mich noch an, dann verschwand er, wie auch schon am Tag zuvor, in der Dunkelheit der Nacht, verborgen vor meinen Augen. Noch etwas perplex schüttelte ich den Kopf. „Was zum Teufel war denn das?", erhob Damon als Erster die Stimme. „Keine Ahnung", erwiderte ich nur. Und das entsprach absolut der Wahrheit denn ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer was in mich gefahren war. Gestern noch stand er in meinem Haus, hatte mich auf den ersten Blick verzaubert, um es mir einzugestehen, und heute rettete er mich vor einem Rudel Werwölfe und machte mich nervös, wenn er nur einen Zentimeter zu nahe an mir stand. „Lasst uns aus dem Wald verschwinden. Kommt, bevor sie alle wieder aufwachen", sagte Stefan während er mich an der Hand nahm und ohne Widerrede mit sich zog.

Wir brachten noch Caroline nach Hause, dann machten auch wir uns auf den Weg zum Salvatore-Anwesen. Der Kamin brannte noch und sorgte für genügend Licht und Wärme. Wir alle drei ließen uns erschöpft und ohne ein Wort zu sagen nebeneinander auf die Couch fallen. Damon schenkte sich und Stefan ein Glas Bourbon ein, während ich mich zwischen den beiden Brüdern unter eine der Decken kuschelte. Da viel mir der Brief ein, den Elijah mir gegeben hatte. Ich zog ihn aus meiner Hosentasche und musterte ihn. Das Briefpapier war makellos weiß, versiegelt war der Umschlag mit einem roten Wachssymbol, auf der Vorderseite stand in geschwungener Handschrift mein Name geschrieben. „Nur durch anstarren wirst du nicht herausfinden was drin steht", merkte Damon an. Einen Moment haderte ich noch mit mir, dann brach ich den Brief auf. Darin war eine kleine Karte. Ich klappte sie auf:

Falls du mich brauchen solltest

0275 546 9273

Ruf mich an

- Elijah

 „Er hat dir seine Nummer gegeben?", fragte Stefan überrascht. „Sieht ganz so aus..." Etwas überrascht musterte ich Elijahs Handschrift. „Vielleicht ist das nicht schlecht, einen Original auf unserer Seite zu haben könnte durchaus hilfreich sein. Und wenn du in Schwierigkeiten steckst können wir uns bei ihm sicher sein, dass dir nichts passiert", sprach Stefan schließlich genau das aus, was ich dachte. 

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