𝘴𝘦𝘤𝘩𝘻𝘦𝘩𝘯;;

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jeongguks finger glitten nervös über sein schwarzes shirt, das er für den heutigen tag ausgewählt hatte. der blick in den spiegel machte ihm zwar immer noch ein wenig angst, denn die narbe in seinem gesicht war absolut ungewohnt - aber jimin hatte ihm heute morgen ein tutorial geschickt, in dem gezeigt wurde, wie man mit concealer und foundation pickel abdecken konnte.

der junge mann war sich ein wenig seltsam vorgekommen, als er unbeholfen etwas von der cremigen, hautfarbenen textur, die er von seiner mutter stibitzt hatte, auf seiner narbe aufgetragen hatte und diese dann abgetupft hatte. aber nun, während er sich so im spiegel ansah, fand er, dass das ergebnis zufriedenstellend war. die narbe war kaum erkennbar, sodass jeongguk bereit war, sich in die zivilisation zu begeben. jetzt fehlte nur noch taehyung.

und jeongguk machte es wahnsinnig, dass taehyung ihm immer noch nicht geschrieben hatte. immer wieder öffnete er seinen messenger über die smartwatch, obwohl er ganz genau wusste, dass taehyung ihm noch nicht eine nachricht hinterlassen hatte. bald war es 14:30 uhr, und der andere hatte noch kein lebenszeichen von sich gegeben. also musste gguk wohl mit butterweichen knien vor seinem spiegel stehen und sich zum hundertsten mal versichern, dass seine lockere jeans zusammen mit den converse gut aussah, dass sein schwarzes haar toll aussah und die zwei ringe an seinen händen zum outfit passten.

irgendwann hielt er es einfach nicht mehr aus, sodass er nach einem letzten blick in den spiegel das zimmer verließ und die treppen nach unten ging. es war totenstill im haus, so als würde hier niemand leben. jeongguks eltern waren beide nicht zuhause; sein vater war heute morgen schon aufgebrochen, um nach tokio für einen geschäftstermin zu fliegen, und seine mutter war mit freundinnen essen gegangen. nur klara war da, doch sie saß hinten im garten und las ein buch.

jeongguk schlenderte ungeduldig durch die eingangshalle und ließ seinen blick immer wieder über die imposante blumenvase auf der kommode schweifen, ehe er sich dazu entschloss, zu klara zu gehen und sich schon einmal von ihr zu verabschieden. also durchquerte er das wohnzimmer, vorbei an dem großen sofa und einer weiteren, teuren vase, direkt hinaus auf die terrasse. dort saß klara auf einem liegestuhl und jeongguk versuchte den titel des buches zu entziffern, das sie soeben in der hand hielt.

„hallo klara, ich wollte nur bescheid geben, dass ich gleich zu meinem onkel fahre.", begrüßte er sie, nachdem er in ihr sichtfeld getreten war und die künstliche intelligenz sah von ihrem buch auf. es hieß „alles, was wir geben mussten" und die gelblichen seiten ließen das buch sehr alt wirken. „oh, jeongguk geht also zu seinem onkel? jeongguk soll ihm bitte liebe grüße von mir ausrichten.", erklärte sie nach einigen sekunden freundlich und wandte sich dann wieder ihrer lektüre zu.

jeongguk verstand das als indirektes zeichen, dass er gehen konnte, und wollte sich schon verbeugen, als ihm der name des autors des buches ins auge stach. kazuo ishiguro. „oh, klara! ist das nicht der lieblingsautor meiner mutter?", erkundigte er sich neugierig und klara nickte bloß, ehe sie verlegen ein taschentuch aus ihrer hosentasche zog. „ja, das ist er. frau jeon hat mich nach einer protagonistin seiner bücher benannt und jetzt lese ich ein buch von ihm.", ihre stimme klang seltsam hohl, und jeongguk wollte sie schon darauf ansprechen, aber irgendetwas hielt ihn dann doch davon ab.

„na dann... wünsche ich noch viel spaß beim lesen, klara." er verbeugte sich leicht, ehe er die künstliche intelligenz alleine ließ und dann wieder durch das wohnzimmer in die eingangshalle schritt. während er da so stand, blickte er immer wieder auf seine uhr, jedoch vergebens, keine nachricht von taehyung.
jeongguk beschloss, das haus zu verlassen. vielleicht stand der andere ja schon draußen und hatte gedacht, dass jeongguk ihn schon längst entdeckt hatte? mit einem letzten blick nach hinten in die eingangshalle verließ er sein heim und lief durch den vorgarten.

vorsichtig stieß er das kleine eingangstor auf und trat hinaus auf die saubere, menschenleere straße. nur auf der anderen seite sah er einen älteren herren mit einem kleinen jungen auf einem fahrrad. er vermutete stark, dass es sich um einen großvater und dessen enkel handelte und bei dem strahlenden lächeln des opas musste jeongguk automatisch auch schmunzeln. das bild des kleinen jungen, der in wilden schlangenlinien über den asphalt bretterte, erinnerte ihn nur zu gut an seine eigene kindheit.

„du solltest öfters lächeln.", sagte da eine stimme links von ihm aus dem nichts, und der junge mann konnte nicht anders, als geräuschvoll zusammenzucken. diese eine nacht hatte ihn ziemlich schreckhaft gemacht und ihn somit gebrandmarkt und jeongguk wusste nicht, wann diese angst wieder weggehen würde. er kam sich ein wenig vor wie ein reh auf der autobahn, das, obwohl es das auto sah, trotzdem stehenblieb. vor schreck gefangen.

„oh, tut mir leid. ich wollte dich nicht erschrecken.", hatte die stimme vorhin scherzhaft, schon beinahe spitzbübisch geklungen, so hörte sie sich für jeongguk jetzt absolut verunsichert an, sodass er sich gezwungen sah, hastig den kopf zu schütteln. „nein, nein. alles gut! dafür musst du dich nicht entschuldigen.", er drehte den kopf, um die person neben sich ansehen zu können und erkannte taehyung, der ein verlegenes lächeln auf den lippen trug.

„hallo, jeongguk.", bei seinem eigenen namen spürte jeongguk, wie ihm die hitze ganz leicht in die wangen stieg und deswegen war er doch ziemlich froh, dass er diese foundation im gesicht trug. „hallo, taehyung.", entgegnete er freundlich und der andere sah ihm interessiert in die augen, ehe er seinen blick über jeongguks gesicht schweifen ließ. er kommentierte nicht, dass die narbe wie von zauberhand verschwunden war und das machte jeongguks herz ehrlich gesagt ein wenig leichter.

„wollen wir?", taehyung deutete mit den kopf auf die straße vor ihnen und der jüngere nickte, ehe er sich neben dem anderen in bewegung setzte. als der wind taehyungs trenchcoat nach hinten wehte, konnte jeongguk einen blick auf einen dunkelblauen pullunder und ein schlichtes, weißes hemd erhaschen, die er gemeinsam mit einer schwarzen bügelfaltenhose kombiniert hatte. er trug seine üblichen lederboots, die im sonnenlicht schwach glänzten.

„dein outfit ist toll. woher hast du das?", jeongguk versuchte die bewunderung in seiner stimme zu unterdrücken, als der wind wieder nachließ und der trenchcoat wieder seinen ursprünglichen platz an taehyungs körper annahm. „danke. die sind von meinem vater.", erklärte der ältere mit einem schiefen lächeln, und jeongguk nickte anerkennend. „dein vater hat geschmack.", versuchte er das gespräch zu vertiefen, doch er merkte, dass das falsch war.

die art, wie sich auf taehyungs gesicht melancholie schlich, machte ihn darauf aufmerksam, dass er etwas falsches gesagt hatte, und als sein gegenüber das nächste mal antwortete, überkam jeongguk eine gewaltige gänsehaut. „er hatte geschmack, ja.", das verbitterte lächeln auf seinem schönen gesicht sagte alles und jeongguk starrte verbissen auf ein haus in der ferne, während sie eine straße überquerten.

„das...", begann er nach den richtigen worten zu suchen, doch taehyung unterbrach ihn heiser. „nein. sag' nicht, dass das dir leid tut. bitte." er warf jeongguk einen langen blick zu und für einen moment fühlte es sich so an, als könnten sich die beiden gegenseitig in die seele blicken. jeongguk sah taehyung, der seinen vater verloren hatte, und taehyung sah jeongguk, dessen vater keine liebe zeigte und zuließ. beide väter waren tot, auf ihre eigene art und weise. aber taehyung und jeongguk lebten noch.

und das verband sie.

𝘬𝘢𝘱𝘪𝘵𝘦𝘭 𝘴𝘦𝘤𝘩𝘻𝘦𝘩𝘯 𝘦𝘯𝘥𝘦𖦹

𝘥𝘢𝘯𝘬𝘦 𝘧𝘶𝘦𝘳 𝘥𝘪𝘦
1𝘬 𝘳𝘦𝘢𝘥𝘴!! :')
𝘣𝘪𝘵𝘵𝘦 𝘷𝘦𝘳𝘨𝘦𝘴𝘴𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵, 𝘻𝘶 𝘷𝘰𝘵𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥
𝘻𝘶 𝘬𝘰𝘮𝘮𝘦𝘯𝘵𝘪𝘦𝘳𝘦𝘯 <33

𝘫𝘦𝘯𝘦𝘩 :)

𝘿𝙀𝙎𝙏𝙄𝙉𝙔 𝙃𝘼𝙏𝙀𝙎 𝙐𝙎 ᵗᵃᵉᵍᵍᵘᵏ/ᵍᵍᵘᵏᵗᵃᵉNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ