Unsicher

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Um etwa halb elf stand ich wieder vor meiner Haustür. Er muss das schon ziemlich lang geplant haben, schließlich bekommt er nicht oft das Auto seines Vaters.., fiel mir überraschend auf. Luca und Romatisch, das hätte ich nie gedacht. Er ist nicht mit Rosen  vor mich gekniet, das war mir klar und das wollte ich auch gar nicht. Aber so ein Gespräch unter Sternenhimmel hatte schon ein gewisses etwas, das musste ich zugeben.

Ich schaute den roten Rücklichtern des Autos nach, bis sie hinter einem Haus verschwanden  und wandte mich dann zu der geschlossenen Tür. Ich kramte in dem kleinen Rucksack, den ich immer mitnahm und suchte nach meinen Schlüsseln. Ich wusste genau, dass ich sie kurz bevor ich gegangen war auf die kleine Kommode vor der Haustür gelegt hab, damit ich sie ja nicht vergesse. Das passierte mir nämlich viel zu oft, zum Glück retteten mich meine Eltern meistens, heute waren sie aber auf einem Date. Irgendwie beneidete ich sie ja. Wie konnten sie schon so lange zusammen sein und sich noch immer so verliebt anschauen?

Stolz hielt ich den blauen kleinen Anhänger in der Hand, an dem 3 kleine Schlüssel hingen. Ich wusste ich hatte ihn nicht vergessen! Schnell schloss ich die Tür auf und lies meinen Rucksack von meiner Schulter, an meinem Arm runtergeleierten. Langsam und schlürfend lief Ich die Treppen in mein Zimmer hoch und rollte meine Schultenr ein wenig im Kreis. Ich merkte jetzt erst, wie kaputt ich von dem ganzen Tag war. Mit einem lauten Krachen fiel ich auf mein Bett und wickelte mich in die schöne kühle Decke ein.

Schade, dass die nicht so kalt bleibt..

Ich war kurz vor dem einschlafen, dann spührte ich aber etwas  an meiner Hüfte vibrieren. Verwundert stütze ich mich mit meinen Armen ab, sodass ich auf meinem Bett saß und nicht mehr lag. Ich schaute auf meine Hosentasche und erkannte mein leuchtendes Handy, durch die Dünne Stoffschicht. Wer will denn jetzt noch was von mir? Neugierig zog ich mein Heiligtum aus meiner Tasche heraus und sah auf den Sperrbildschirm. Noah hatte mir geschrieben.

Noch wach?

Yep. Aber müde

Sollen wir dann lieber morgen schreiben? Schlaf lieber

Eigentlich wollte ich jetzt gar nicht mehr schlafen. Ich war neugierig was Noah wollte und außerdem war es immer lustig mit ihm zu schreiben. Und noch lustiger mit ihm zu reden.

Ich drückte auf meinen Home Button und öffnete anschließend die Telefon App. Ich swippte meine Kontakte ein wenig nach unten und fand endlich den richtigen Namen.

„Scar, du kannst ruhig pennen gehen. Ich wollte eh nichts wichtiges sagen.", ertönte seine Stimme aus meinem Handylautsprecher.

„Alles gut. Ich bin gar nicht mehr müde", versicherte ich ihm kichernd. „Mir war eh langweilig", log ich.

„Okay, okay. Weißt du was?", es war wohl keine ernst gemeinte Frage, denn er fuhr einfach fort. „Freibad hat heute echt Spaß gemacht und deine Freunde sind auch alle total nett. Müssen wir wiederholen.", er klang so glücklich, was mich ehrlich lächeln ließ.

„Find ich auch, und ja klar. Du kamst mit den anderen ja echt gut klar, besonders mit Alya...also von mir aus kannst du jetzt immer bei uns mitkommen.", bot ich ihm an. Das mit Alya hätte ich mir vielleicht verkneifen können, wobei mir das eigentlich ziemlich egal war.

„Alya hat mich nur von den Mädchen befreit, was ich eigentlich eher von dir erwartet hätte.", sagte er mit einem leichten vorwurfsvollen Unterton. Das Ich das nicht so auf mir sitzen lassen konnte war klar.

„Ich fand dein hilfloses Gesicht einfach viel zu lustig. Ich bereue, dass ich davon kein Bild gemacht habe. Und Alya hat dich am Ende doch grandios gerettet." rechtfertigte ich amüsiert.

„Ja,ja. Aber jetzt mal ehrlich, ich glaube nicht, dass Alya so anders wie die Klettaffen ist."

„Sie ist immernoch meine Freundin, also sag nicht falsches.", auch wenn er mich nicht sehen konnte, verzog ich mein Gesicht zu einer grimmigen Mimik.

„Neues Thema.", improvisierte er zügig. „Was hat Luca eigentlich gegen mich? Ich meine du hängst doch auch mit den anderen Jungs der Gruppe ab. Warum Störe ich ihn dann so sehr?" Das war wirklich eine gute Frage und interessierte mich selber. Auf der Fahrt zu mir hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht, und hatte nur eine Antwort darauf.

„Er sieht, dass du beliebt bist und schlecht siehst du auch nicht aus. Außerdem sind die anderen wie Brüder für mich. Das weiß Luca.", erklärte ich knapp.

„Was ist mit Mattheo? Auf der Party.." „Auf der Party waren wir alle betrunken!", fiel ich ihm ins Wort. Das mit Luca war jetzt sowieso ganz anders. Also ich mein nach heute Abend. Etwas unsicher ob ich es erzählen sollte, biss ich mir leicht auf die Unterlippe und begann meine Finger zu knacksen.Wir beide waren still, naja eher nur Ich. Der Neue summte irgendein Lied vor sich hin, bis er schließlich auch still wurde.

„Du bist nervös. Über was denkst du nach ", bemerkte er mit einer ruhigen Stimme.

Woher wusste er... „Alles gut,nichts wichtiges.", versicherte ich knapp und fing an mit den Ringen an meinem Finger zu spielen. Ich führ über die wellige Oberfläche meines Schlangenringes und betrachtete die Details. Ich mochte solche Designs unglaublich gerne.

„Du hast dich doch noch mit Luca getroffen, oder? Was habt ihr gemacht?", fragte er neugierig. Ich war mir nicht sicher, ob ich es erzählen sollte. Ich war mir schließlich selber noch nicht ganz sicher, was ich von dem ganzen halten sollte. Andererseits wäre ein Rat ja ganz gut, und über Probleme zu sprechen hilft immer.

Also nicht dass Luca ein Problem wäre...

Ich seufzte einmal laut und fing dann an zu erzählen: „Du wirst es eh bald erfahren, also kann ich es dir auch jetzt erzählen. Luca und ich sind jetzt.. zusammen." Bei dem letzten Wort klang ich irgendwie unsicher, WARUM KLING ICH UNSICHER.

„Du klingst unsicher. Bist ja nicht grade glücklich drüber. Hast du nicht gesagt du willst nichts von ihm? Wie kann sich das in einem Monat ändern?" das wusste ich doch auch nicht?

„Ich will ja eigentlich immernoch nichts von ihm. Aber wir haben ausgemacht, dass wir es versuchen und wenn es nicht klappt, wird er es akzeptieren und mit dem Thema abschließen.", erwiderte ich mehr oder weniger selbstbewusst.

„So wie ich ihn einschätze, wird er nicht damit klarkommen, wenn es nicht funktioniert. Ich hoffe ihr seid nach der ganzen Nummer noch Freunde." Mit dem Punkt hatte er irgendwie recht.. Luca kam noch nie mit meiner Anlehnung zurecht. Wie sollte er das dann später können? VORALLEM wenn er jetzt so viel Hoffnung hat, dass das mit uns klappt. „Aber vielleicht siehst du ihn, in ein paar Monaten doch nicht mehr nur als Freund. Dann war das alles doch eine gute Entscheidung.", fuhr er Fort, was mich das ganze wieder ein bisschen positiv sehen ließ.

„Du kannst mit mir reden, wenn was ist. Das weisst du, oder? Also wenn ihr streitet oder so bin ich für dich da"

„Wo kommt das denn jetzt her?", fragte ich etwas überrascht.

„Du klingst selbst nicht wirklich überzeugt von dieser Aktion. Und wenn man unsicher ist, ist es immer gut zu wissen, dass jemand da ist.", ja, da hatte er recht. Trotzdem hatten mich diese Worte von ihm gerade überrascht. Wobei, eigentlich war er bis jetzt immer nett und hilfsbereit  gewesen. Er war mir in diesem einen Monat, seid dem wir uns kannten echt schon wichtig geworden.

Ich war froh, dass er auf unsere Schule gewechselt ist. Ich war ehrlich froh darüber.

„Danke.", sagte ich nach ein paar Sekunden stille und gähnte laut. Es war schon 2 Uhr.

„Du bist müde. Geh schlafen. Wir reden morgen weiter.", befahl mir Noah sanft und ich probierte erst gar nicht, das abzustreiten.

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