1 - [Verantwortung]

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,,Warum muss ich das immer machen?!" Schrie ich meine Lehrerin an.

Mein Stuhl war nach hinten gekippt und meine beiden Hände waren auf dem Tisch platziert.

,,Ihr wohnt fünf Minuten von einander entfernt! Musst du dich wirklich jedesmal darüber aufregen, dass du ihr einfach deine Mitschriften vorbei bringen sollst" Agumentierte Miss Thomson, alias Eliza, meine Klassenlehrerin zurück.

,,Wenn es nur fünf Minuten sind, warum gehen Sie denn nicht zu den Crowleys?" Sie schwieg.

Ich hob mein Stuhl vom Boden auf und ließ mich in den fallen.
,,Sie wohnen ja praktisch sowieso schon bei mir" Murmelte ich wütend mit verschränkten Armen auf dem Tisch.

Ich sprach nicht leise, jeder in der Klasse hatte es gehört.
,,Hör mir zu Aspen! Ich weiss, dass du die Sachen immer in den Briefkasten schmeißt, also wirst du heute bei den Crowleys klingen und Ihnen persönlich die Mitschrifften geben" Sie meinte es ernst.

,,Ich werde später bei Ihnen anrufen, um sicher zu gehen, dass du dort warst, verstand?!" Brüllte sie schon fast.
,,An sonsten lass ich dich Nachsitzen" Das war die Drohungen auf die ich wartete.

Ich erwiderte nichts mehr. Ich stürmte aus dem Raum, in der Sekunde wo ich die Klingel vernahm.

Bevor sie mit meinem Vater zusammen kam, war sie deutlich sympathischer. Nun glaubte sie, dass sie auch außerhalb des Unterrichts kontrollieren könnte.

Mit schnell Schritten lief ich vom Schulgelände herunter.
,,Du hast aber heute eine Szene gemacht" Hörte ich Ace hinter mir sagen.

Ich drehte mich und erblickte neben ihm auch Arrow. War es Zufall, dass unsere Namen alle mit einem "A" begann? Ja. War es Zufall, dass wir mit einander befreundet waren? Nein. Schließlich waren wir nicht befreundet. Naja, zumindest nicht mehr...

Wir waren - oder besser gesagt, wurden - die Außenseiter, die nur miteinander rumhangen, da wir niemand anderen hatten.

,,Was ist denn so schlimm daran, ihr ständig die Aufgaben zu bringen?" Fragte Arrow. Bei seinen Namen fragte ich mich eher, wie seine Eltern diesen durch gedrückt bekamen. Das gleiche galt übrigens auch für Ace.

Kurz hielt ich inne und wartete bis die beiden zu mir kamen, ehe ich weiter lief.
,,Es nervt einfach!" Beschwerte ich mich, und das nicht gerade leise.
,,Jeder tut so, als wäre ich für sie verantwortlich, und das auch nur, weil wir Nachbarn sind!"

Sie beide schwiegen. Aufgebracht schüttelte Ich meinen Kopf und bog ab.
,,Scheiß Kaff" Murmelte ich.

Mein Weg nach Hause, führte über eine Brücke. Unter dieser, konnte man das Rosenfeld von der alten Witwe Miss Eleonore sehen.

Tatsächlich war dieses kleine Feld voll Unkraut, dass einzig ansehnliche in Ashville. Ein Fleck Schönheit, welcher zweifellos fehl am Platz war.

Ich stoppte öfters bei der Brücke bei, nur um die Rosen zu betrachten. Auch heute tat ich das.

Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, aber nicht aus Freude. Ich konnte Quinn im Feld stehen sehen. Zwar war sie etwas weit weg gewesen, doch denn schwarzen Pony erkannte ich überall.

Er war das erste, was ich damals bei Quinn erkannte, da sie sich hinter diesem immer versteckte.

,,Werd bloß nicht von der alten erwischt" Wisperte ich zu mir selbst, bevor ich mich wieder in Bewegung setzte.

Auf einmal erschien es mir nicht mehr so schlimm, bei ihr zu klingeln. Wenn ihre Eltern zu Hause waren, dann hätte ich ihnen erzählen können, dass Quinn seit Monaten die Schule schwänzte. Vielleicht hätten Sie dann darauf acht gegeben, dass ihre Tochter zum Unterricht erschien. Auf diese Weise, musste ich ihr nicht mehr meine Mitschriften vorbei bringen.

Genaugenommen gab es für mich keinen Grund, warum ich Quinn nicht ausstehen konnte. Aber ihre Art passte nicht zu dieser kleinstadt und ihrer Mentalität.

Anpassen war hier die Norm. Niemand wollte herausstehen. Sowas wie Individualität gab es nicht.

Genau deswegen konnte ich es nicht mehr abwarten, endlich zu meiner Mutter nach Liverpool zu ziehen. Ich freute mich auf Menschen mit Persönlichkeit.

Mein Weg führte mich an mein Haus vorbei. Ich lief direkt auf das von Quinn zu.

Die älteren Bewohner zogen oft über das Haus der Crowleys her. Die Pflanzen waren abgestorben, es lagen überall Zigarettenstummel bei Ihnen umher und von Ruhestörung hatten sie anscheinend auch noch nie etwas davon gehört.

Jeder mied die Crowleys, deshalb verstand ich nicht, warum meine baldige Stiefmutter mich immer vorschickte.

Ich öffnete das kleine rostige Zauntor und betätigte dann die Klingel. Ein stächender Geruch kam mir in die Nase.

Ich wollte schon nach Hause gehen, da niemand mir die Tür öffnete, doch das Warten hatte sich gelohnt...

Ein Mann mit karlrasierten Kopf, tätowierten Armen und einer Zigarette im Mund, öffnete mir angepisst die Tür.

Abwertetend musterte er mich.
,,Was willst du?" Sprach er mit einer rauen Stimme. Der Mann war definitiv langzeit Raucher.

Er war einschüchternd.
,,Ihre Tochter Quinn, sie war seit mehreren Monaten nicht mehr in der Schule. Ich wollte Ihnen nur persönlich meine Mitschtifften geben"  Log ich, auch wenn es eigentlich die Wahrheit war.

Der Ausdruck des Mannes änderte sich. Er war schlechter gelaunt, als zuvor.
,,Margaret!" Schrie er den Flur herunter. Noch einmal wiederholte er sich. Nu noch lauter.
,,Was denn?" Schrie Eine weibliche, aber auch raue Stimme zurück.
,,Wo ist Quinn!" Er schlug mir fast die Tür ins Gesicht.

Sogar durch die geschlossenen Fenster konnte ihr Brüllen vernehmen.

Ich gab es nicht gerne zu, doch ich bereute es gesagt zu haben, dass Quinn nicht in der Schule war.

Ihr Vater sah aus, wie ein Alkoholiker. Ein gewalttätiger Alkoholiker.

Allerdings dachte ich nicht zu viel darüber nach. Ich hielt mich an die Mentalität der Stadt. Es waren Quinns Familienangelegenheiten, also konnte es mir egal sein. Auch wenn ich wusste, dass es das nicht hätte sein sollen. Aber so waren Ashvilles Regeln.

Unerfüllt wollte ich zu mir laufen, da fiel mir der kleine Stapel Papier auf, welchen ich immer noch in meinen Händen hielt.

Ich steckte es in den Briefkasten, wie sonst auch. Es machte schließlich kein Unterschied mehr.

Ich schloss das rostige Zauntor hinter mir und lief die Straße zu mir hoch. Es waren nicht einmal fünf Minuten gewesen, bis ich zu Hause war.

Ein zu Hause ohne Zigarettegestank, mit angepassten Vater und einer vorzeige Stiefmutter.

Ich hasste es einfach.

It's Okay - I'm There For You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt