danach.

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Es waren Winterferien.

Jeder von uns verbrachte die Ferien zu Hause. Ich verkroch mich aber lediglich in meinem Zimmer, denn meine Eltern hatten die Angewohnheit alles zu versuchen, damit ich mich besser fühle. Ich weiß, sie meinen es nur gut, aber ich will nur meine Ruhe.

Meine Mutter öffnete langsam die Tür zu meinem Zimmer, als sie es wieder versuchte. ''Tut mir leid, ich hab da einen wichtigen Aufsatz den ich über die Ferien schreiben muss. Ich weiß noch nicht mal worüber ich schreiben möchte, deswegen steh ich etwas unter Druck.'' Sie lächelte mich nur sanft an und setzte sich neben mir aufs Bett.

''Du musst nicht zurück nach London aufs Internet wenn du nicht möchtest. Du kannst auch wieder hier zur Schule gehen. Du kannst nach Hause kommen und wir helfen dir darüber hinweg.''

Ich seufzte laut auf. ''Ich komm nicht darüber hinweg.''

''Natürlich nicht sofort, Harry. Aber mit der Zeit wirst du diesen Sturm überstehen.''

''Nicht diesen Sturm. Wenn wir Menschen Regen wären, dann wäre ich bloß ein Niesel und Louis, Louis war ein Hurrican. Es wird nie wieder ein Tag meines Lebens vergehen, an dem ich nicht an ihn denken werde.''

Langsam legte sie ihre flache Hand auf meine Schulter. ''Das fühlt sich nur jetzt so an, aber es wird leichter wenn..''

''Ich will nicht das es leichter wird!'' schrie ich sie an. ''Weil das bedeutet, ich höre irgendwann auf mich an ihn zu erinnern! Ist es das worauf wir aus sind? Ich soll ihn vergessen? Und dann hab ich irgendwann nur noch ein unscharfes Bild von ihm? Ist es das was ihr wollt, wenn ihr tot seid? Ich soll euch vergessen? Denn die Körper der Toten, werden sich immer und immer höher stapeln. Und je älter ich werde desto mehr Menschen die ich kenne werden tot sein. Ist da eigentlich genug Platz in meinem Gedächtnis für jeden? Hm? Und was spielt das alles jetzt überhaupt noch für eine Rolle? In ein paar Jahren wird sowieso niemand mehr wissen das er existiert hat. Oder das ich existiert hab. Einfach alles wird zerfallen. Selbst die Erinnerung. Irgendwann ist einfach nichts mehr da.''

Ich wollte nicht so ausflippen. Wirklich nicht. Aber es fühlte sich so an als würde ich explodieren, als würde mein Körper nicht mehr mir gehören. Es fühlte sich falsch an, weiter zu machen. Ohne ihn.

Meine Mutter atmete einmal tief durch, sie sah traurig aus. ''Denk einfach drüber nach, okay?'' Daraufhin verlies sie den Raum.

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''Hey Zayn.'' sprach ich durchs Telefon als ich ihn anrief.

''Frohe Weihnachten, Harry. Ich hoffe man konnte die Ironie raushören.'' lachte er.

''Konnte man. Meine Fähigkeit Sarkasmus rauszuhören funktioniert noch. Keine Sorge.''

''Gut. Andernfalls wäre diese Freundschaft vorbei und da du ja mein letzter noch übrig gebliebener Freund zu sein scheinst, darf ich dich nicht verlieren.''

Meine Lippe tat weh, ich hatte nicht gemerkt wie stark ich draufgebissen hatte. ''Hör zu Zayn.. ich hab mit meinen Eltern geredet. Wir haben alles durchgesprochen und ich komm nicht wieder zurück nach London. Es wird schon bald Frühling und er wird nicht da sein um ihn zu sehen. Und ich will keine Welt sehen, die er niemals sehen wird.''

Eine Weile sagte niemand was. Es dauerte bestimmt 5 Minuten bis Zayn wieder das Wort ergriff. ''Okay, Jahreszeiten lassen sich eben nicht vermeiden. Was wirst du dann machen?''

Es tat gut zu wissen, dass er nicht sauer ist. Das er mich versteht. ''Naja, meine Noten waren immer gut und die Lehrer an meiner alten Schule haben mich geliebt.''

Sein Lachen. Ich werde Zayn's Lachen vermissen. ''Wie sollte es auch anders sein. Aber ja, es ist klasse. Muss echt schön sein vor seinen Problemen wegzulaufen und zu wissen, dass bald alles gut wird.'' Seine Stimme veränderte sich, vielleicht verstand er mich doch nicht. Er klang auf einmal so traurig. ''Ich wünsch' dir eine sanfte Landung und viel Glück, Harry.''
Danach hörte ich nur noch ein piepen. Er hat aufgelegt.


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