¹⁶: bekanntschaft

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Meine Uhr zeigte 20:55 Uhr

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Meine Uhr zeigte 20:55 Uhr. Ich befand mich, wie verlangt, an der Shizu-Station. Sehr dunkel war es jetzt im Hochsommer zum Glück noch nicht.

Ein schwarzer Van fuhr vor.

Drei komplett weiß bekleidete Männer stiegen aus. Ja, weiß und nicht irgendetwas schwarzes, unauffälliges. Außerdem hatten sie auch keine Anstalten gemacht in irgendeiner Art und Weise ihre Gesichter zu verdecken. 

Sie kamen auf mich zu.

"D/N N/N", sagte einer von ihnen. Von den dreien war er eindeutig am größten. "Sei so freundlich und gib uns dein Handy."

"Das hab ich nicht dabei", sagte ich.

"Du brauchst uns nicht anzulügen. Gib schon her. Oder müssen wir erst handgreiflich werden?"

Ich hatte keine andere Wahl und zog es hervor. "Hier."

"Geht doch." Er lächelte. "Wie du sicherlich weißt, sind wir wegen Hana Yokawa hier. Und jetzt sei so gut, und folge uns in den Wagen."

Was blieb mir also anderes übrig, als zu hoffen, dass sie keine grausamen Mörder waren, die mich töteten, sobald sich die Autotüren schlossen.

Mich interessierte viel mehr, woher Hana diese Männer engagiert hatte. Hatte sie sie womöglich bezahlt?

Glücklicherweise brachten die Männer mich nicht um. Zwei saßen vorne, während einer hinten bei mir auf der Rückbank saß. Ich sah durch das Fenster, doch wir fuhren so schnell, dass ich nur Häuser an mir vorbei huschen sah, aber nicht sagen konnte, wo wir uns befanden.

Immerhin verschleppen sie mich nicht in einen verlassenen Wald, dachte ich.

"Wo bringt ihr mich hin?"

"Ins Hauptquartier."

Wir fuhren noch ungefähr eine Viertelstunde, als der Wagen endlich zum stehen kam.

Als ich ausstieg, ragte vor mir ein riesiges weißes Gebäude in den Himmel. Die Gegend, in der wir uns befanden, war nun mehr zu einem Kleinort geworden. Hier und dort standen immer noch Wohnhäuser.

"War früher mal 'n Krankenhaus", sagte der Mann, der neben mir gesessen hatte. "Jetzt isses unser Hauptquartier."

"Hauptquartier wofür eigentlich?"

"Gehen wir rein."

Im Eingang gab es eine Rezeption, hinter der eine Frau mittleren Alters gerade an einer Kippe zog. "Oh, Neuzuwachs?" 

"Nee, Hana wollte die haben", meinte der Mann von vorhin. "Ist sie gerade hier?"

Genau in diesem Moment tauchte auch schon niemand geringeres auf als Hana höchst persönlich hinter dem Tresen auf. "Da bist du ja, ich habe dich schon erwartet!"

"Ja, bin ich froh hier zu sein", sagte ich.

"Komm mit, ich muss dir alles zeigen!"

"Hey, stopp mal, du hast gesagt, wenn ich komme, sehe ich Ray und die anderen wieder. Also wo sind sie?"

"Nicht so schnell, dazu kommen wir doch noch. Willst du nicht lieber wissen, was hier überhaupt vor sich geht? Ich erzähle dir alles."

Da hatte sie natürlich recht, ich wollte wissen, was ihre Mission war. Anscheinend arbeitete sie in einer Organisation? Die... Leute oder Kinder kidnappte?

"Ihr könnt gehen, Jungs", forderte Hana die Männer auf und kam zu mir, um mich bei der Hand zu nehmen. 

Ich zog sie weg. "Fang einfach an."

Dann führte sie mich durch eine breite Tür, die in eine Art Saal führte. In diesem weitläufigen Saal befanden sich viele Leute. Leute, die lachten, auf einer Couch lasen, mit einander Schach oder Poker spielten, Kinder die miteinander spielten oder Puppen bastelten.

Als wir den Raum betraten wurde es auf einmal ganz still, bis sie alle anfingen freudestrahlend "Willkommen zurück!" zu rufen. 

"Hi, Leute!", rief Hana lächelnd. "Das ist D/N, sie ist neu hier. Sagt hi!"

Daraufhin folgte ein lautes "Hallo!" und Hana führte mich quer durch den Saal durch.

Was zur Hölle ging hier nur ab? Was war hier los? Diese Leute wirkten ganz und gar nicht gekidnapped.

"Hana, was zum-"

"Da staunst du, was? Los hier rein, bitte."

Wir fanden uns in einem Raum mit einer Orgel wieder. Mehrere Menschen knieten sich gerade vor einer einzigen Kerze nieder. 

"Beten sie?", flüsterte ich.

"Ja. Allerdings nicht zu Gott. Wir folgen hier alle ganz anderen Göttern als ihr." 

"Ihr seid eine Sekte?"

"Nein", lachte Hana. 

"Was dann?"

"Kommen wir zum wichtigsten Punkt." Sie führte mich durch zwei weitere Flure, ein paar Treppen hinauf, bis sie mir die Tür zu einem weiteren Raum aufhielt.

Dieser Raum war etwas kleiner, dennoch komplett weiß. An der Wand lehnte ein Bett, es gab ein Fenster, Waschbecken und Klo. 

Noch bevor ich realisieren konnte, schlug Hana auch schon die Tür zu und ich stand alleine in dem Zimmer. "Hey!" Ich schlug hoffnungslos gegen die verriegelte Tür. "Was soll das, lass mich sofort raus!"

In einer Ecke war ein Fernseher aufgehangen, der mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Dieser sprang gerade an und ich bekam Hanas Gesicht zu sehen. Hackfresse, dachte ich.

"Tut mir echt leid, D/N, glaub mir. Aber was getan werden muss, muss ich tuen. Tja, ich verlange folgendes von dir: Du machst fünf Tage lang genau das, was ich dir sage. Verstanden? Fünf Tage. Und dann, wenn du dich immer daran gehalten hast, wenn ich zufrieden mit dir bin, dann siehst du auch Ray und seine Geschwister wieder. Versprochen, ja?"

"Das tue ich nicht! Wer bin ich denn? Willst du, dass ich die Drecksarbeit für dich erledige oder was?"

"Bestimmt, sagst du jetzt Nein." Es war also nur eine Aufzeichnung und keine Live-Übertragung. "Das verstehe ich. Ich würde mich in deiner Situation auch nur wie ein Sklave fühlen. Aber die Dinge, die ich dir sage, sind für dich selbst, nicht für mich. Abhauen ist auch zwecklos, das Gebäude ist rundum videoüberwacht. Also, bleibt dir irgendetwas anderes übrig? Fünf Tage, ja? Die Zeit läuft ab jetzt! Morgen erhältst du deine erste Aufgabe!" Der Fernseher ging wieder aus.

Frustriert schlug ich meine Faust gegen die Wand. Ich hasste sie. Ich hasste sie abgrundtief. Wie konnte ich nur so verdammt dumm und naiv sein?

Allerdings hatte sie recht. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich fünf Tage lang als ihr Schoßhündchen zu erweisen.

𝐍𝐄𝐕𝐄𝐑𝐌𝐈𝐍𝐃 ➱ ʀᴀʏ x ғᴇᴍ. ʀᴇᴀᴅᴇʀWo Geschichten leben. Entdecke jetzt