⁰⁶: geheimnisse 1/2

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Dieses Kapitel enthält Manga-Spoiler!

Ich lag auf meinem Bett und starrte die Decke an

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Ich lag auf meinem Bett und starrte die Decke an. Noch immer konnte ich kaum fassen, was ich vor gerade mal einer Stunde erfahren hatte.

Mein Zimmer war abgedunkelt und ich dachte über all das nach.

Um ehrlich zu sein, so richtig glauben konnte ich das nicht.

Er hatte mir von einer anderen Welt erzählt, einer Monsterwelt. Dort lebte er zusammen mit seiner Familie, geschützt vor der Außenwelt in einem Waisenhaus, welches sich später als Farm dieser Monster entpuppte. Als sie geschafft hatten, auszubrechen, mussten sie gegen viele Monster kämpfen, weitere Kinder aus anderen Farmen befreien und irgendwelche 'sieben Mauern' aufsuchen, um ein Versprechen abzuschließen. 

Es war so viel auf einmal, ich konnte gar nicht alles genau ordnen.

Für das Versprechen hatte Emma als Gegenleistung ihr Gedächtnis geopfert, beziehungsweise verloren. Wieder bekommen hatte sie es nicht. Aber dennoch 'spürte' sie anscheinend so eine Art Bindung zu ihrer Familie.

Ich haute mir die Hand gegen die Stirn. War das alles vielleicht doch nur Schwachsinn gewesen? Aber Ray hatte so ernst gewirkt...

Von seinem außergewöhnlichen Gedächtnis hatte er mir auch erzählt. Er konnte sich anscheinend an alles ab dem Moment seiner Geburt erinnern.

Viele Personen konnte ich bereits jetzt schon nicht mehr zunordnen. Wer war noch mal Peter Ratri? Und William Minerva? Oder Mujika und Sonju?

Mein Blick wanderte zu meinem Handy, das neben mir auf dem kleinen Nachttisch lag.

Ich nahm es und wählte eine Nummer.

Wenig später fand ich mich im Park wieder, ich hatte mich verabredet.

"D/N, hier bin ich!", hörte ich eine Stimme hinter mir rufen.

Ich drehte mich um und sah Emma auf mich zu laufen. "Sorry, bin ich zu spät?"

"Nein, alles gut", winkte ich lächelnd ab. Wir beschlossen uns auf eine der Bänke zu setzen.

Sofort blickte Emma mich ernst an. "Was meintest du damit... Ray hat dir alles erzählt?"

Ich holte tief Luft und begann zu erzählen, bis ich schließlich zum Schluss kam und fragte: "Stimmt es, dass du... an all die Zeit mit deiner Familie, an deine Kindheit... keine Erinnerungen hast?"

Emma nickte. "Ja, das stimmt." Sie musste tief durchatmen bevor sie weiter sprach. "Ich kenne unsere Erlebnisse und Abenteuer nur aus ihren Erzählungen, doch trotzdem... ist es, als hätte ich all die Zeit mit ihnen verbracht, als wäre ich da gewesen. Ich glaube ihnen. Zwei Jahre lang war ich hier in der Menschenwelt von ihnen getrennt, verloren. Doch nun können wir endlich in Frieden zusammen leben."

Ich nickte und lächelte mitfühlend. "Es ist nur... Naja, ich kann das ganze irgendwie nicht so ganz glauben. Versteh mich bitte nicht falsch, es ist nur so schwer zu verarbeiten."

"Das verstehe ich. Aber du scheinst ja wirklich von Ray gemocht zu werden."

"Wie meinst du das?"

"Ich glaube, er muss dir wirklich vertrauen, wenn er dir soetwas anvertraut." Sie grinste und ich spürte, wie ich ein wenig rot wurde.

Emma zog den Kragen ihres Shirts etwas herunter, sodass ich ihren Hals sehen konnte.

"Was ist denn?"

"Siehst du? Siehst du meinen Hals?"

"Ja, aber... was soll da sein?"

"Eben. Nichts." Sie ließ wieder los. "Alle meine Geschwister, ich meine, die aus Gracefield House, haben dort eine fünfstellige Zahl. Nur ich nicht. Wir vermuten, dass es mit zur Bezahlung des Versprechens galt..."

"Doch, stimmt, ich habe da so eine Nummer bei Ray gesehen... Aber was waren das genau für Nummern?"

"Warennummern."

"Oh, scheiße. Und ich hab das für irgendeinen Tattoo-Trend gehalten..."

Emma schüttelte betrübt den Kopf. "Wir können froh sein, nun frei und ohne Bedrohungen zu leben. Die Welt ist eine einzige große Nation. Es besteht beinahe gar keine Kriegsgefahr mehr."

"Das stimmt nicht ganz, Emma. Noch nie irgendwas vom Klimawandel gehört? Das klingt jetzt vielleicht gruselig, aber... Wissenschaftler schätzen noch ungefähr zehn Jahre, bis es auf der Erde so unerträglich heiß wird, dass wir..."

Ich sah in Emmas geschocktes Gesicht und hielt die Klappe. "Sorry."

[...]

"Du hast meiner Schwester echt einen Schreck eingejagt", meinte Ray.

"Die Arme, ich hab ganz vergessen, dass sie..."

"Dass sie was?" Ray hörte auf, die Bücher einzusortieren.

"Naja... Wenn das stimmt, was du erzählt hast..."

"Du glaubst mir also?" Ich sah Hoffnung in seinem Blick und nickte.

"Ja, ich glaube dir."

"Und was ist dann mit dir?"

"Was soll mit mir sein?"

"Ich hab dir mein Geheimnis erzählt. Jetzt solltest du mir, vielleicht auch deins mitteilen."

"Über was redest du?"

"Dein Unfall. Warum hast du wirklich das Bewusstsein verloren? Warum wolltest du, dass ich und sogar deine beste Freundin das Zimmer verlassen, damit du ungestört mit dem Arzt reden kannst?"

"Ich hab dir doch gesagt, dass alles in Ordnung ist!", zischte ich.

"Ich kenne dieses Gesicht. So war Emma auch immer."

"Mir geht es gut, Ray."

"Nein. Ich will dich nicht zwingen, mir irgendetwas zu verraten, aber ich finde, hiernach habe ich verdient, es zu erfahren."

Dann realisierte ich es. Er hatte mir sein tiefstes Geheimnis mit geteilt, damit ich ihm meins verriet; jedoch nicht aus purer Neugier sondern, weil er sich um mich sorgte.

"Na gut", seufzte ich. "Ich erzähle es dir."

𝐍𝐄𝐕𝐄𝐑𝐌𝐈𝐍𝐃 ➱ ʀᴀʏ x ғᴇᴍ. ʀᴇᴀᴅᴇʀWhere stories live. Discover now