7. STERNENNACHT

64 3 5
                                    

„... deswegen lautet die Taktik für das Spiel gegen Flensburg wie folgt..", Filip wollte sich gerade, mit seinem Tafelstift bewaffnet, umdrehen und die taktischen Angaben auf das Board visualisieren, als er ruckartig in seiner Bewegung stehen blieb. „Ach, Jungs! Dass ihr das immer vergesst! Wer hatte diese Woche Tafeldienst?", kommentierte er das beschmierte Whiteboard. Keiner der Männer outete sich als derjenige, der seinen handballerischen Pflichten innerhalb des Teams nicht nachgekommen war. „Diese Woche wäre Niclas dran gewesen", las der Trainer von der Liste ab. „Niclas, sowas darf man nicht vergessen! Das ist der wichtigste Job überhaupt!", tadelte ihn sein Vorgesetzter.

„Sorry", drückte er gerade noch so hervor und konnte Filip dabei nicht in dir Augen schauen. „Na, gut. Das kann passieren, aber nächste Woche steht niemand als Tafeldienst in der Liste, da können wir gleich den nächsten au-„ „Ich!", schrie Patrick aus der ersten Reihe hervor und blickte sich aufgeregt um, um zu sehen, ob ihm jemand seinen Tafeldienst für nächste Woche streitig machen wollte. Und tatsächlich, auch Steffen war voller Elan und wollte die altehrwürdige Aufgabe für nächste Woche sein Eigen nennen.

„Patrick du machst immer!", beschwerte sich sein Rivale.
„Na und? Vielleicht mach ich's auch einfach besser als der Rest!", konterte er geschickt.
Nun wurde es auch Hendrik zu bunt und er mischte sich ins Wortgefecht mit ein: „Aber Patty! Schau doch mal an die Sternenwand. Du bist sowieso schon allen enteilt, keiner hat so viele Sterne wie du! Da kannst du doch ruhig Steffen jetzt sie Chance geben, ein wenig aufzuholen! Der hat er dreiundneunzig und du hast schon hundertvierundsechzig!"
„Das ist mir doch scheißegal! Ich will diese Saison die zweihundert knacken! Das hab ich als persönliches Ziel ausgeschrieben!", empörte sich Patrick über diesen Vorschlag des selbstlosen Handelns von Hendrik.
„Aber ich will auch mal den Tafeldienst machen! Da kann man sich am einfachsten Sterne erarbeiten! Seit Wochen mache ich jetzt jedesmal den Halbzeitkuchen und bekomme pro Kuchen nur einen einzigen Stern! Und wenn ich die Tafel wische, bekomm ich auch einen! Da ist meiner Meinung nach die Einteilung ziemlich unfair", sprach Steffen dir Gedanken aus, die der gesamten Mannschaft schon seit Monaten im Kopf herumschwirrten.
„Ja, das ist echt eine unfaire Handhabung", pflichtete ihm Rune bei.
„Filip. Du bist unser Trainer, sprich ein Machtwort! Wir können nicht wieder einen Keil zwischen die Mannschaft schieben!", gab auch Domagoj eine Wortmeldung von sich.
„Na gut", Filip saß mit breiten Beinen auf dem Stuhl, um ihn herum seine Spieler in einem Halbkreis positioniert. Er hatte seine Hände an den Knien abgestützt und blickte zu Boden. Er musste nun Feingefühl beweisen und seiner Mannschaft wieder auf die richtige Spur verhelfen „wir machen es so: Steffen ist nächste Woche Tafeldienst. Patrick wird sich um den Halbzeitkuchen annehmen müssen."
Er hielt inne, beobachtete die Blicke seiner Spieler. Patrick vergrub sein Gesicht in seine Hände. Er ärgerte sich merklich. Und Steffen grinste und jauchzte ein leises „Yes" gen Himmel, ehe er sich kurz mit Rune in den Armen lag.
„Ich finde es eigentlich echt fair und gut aufgeteilt", unterbrach Niklas die Stille und erntete dafür einen bitterbösen Blick von Patrick.
„Nein, ist es nicht!", intervenierte ebendieser.
„Wieso nicht?", kam von Steffen.
„Weil ich diese Saison noch richtig viele Sterne brauche, damit ich am Ende die Sternennacht hosten darf!"
„Die ist dir doch sowieso schon sicher!"
„Nein, eben nicht! Ich hab erst hundertvierundsechzig, du bist mir auf den Fersen!"
„Gar nicht! Ich will bloß nicht mehr das Schlusslicht sein! Die Sternennacht gönne ich dir von Herzen, Patty! Das kannst du mir glauben. Ich hatte schon mal die Ehre, sie zu hosten!"
„Du lügst! Ich hab deine Intrige durchschaut! Du willst jetzt den Tafeldienst machen um dich an mich heranzupirschen und dann, wenn ich vielleicht ein paar Wochen verletzt bin, dann komme ich danach wieder und du hast mich in Sachen Fleißige-Bienen-Sterne überholt! Das lasse ich mir nicht bieten!", mit diesen letzten Worten stand Patrick von seinem Stuhl auf und stellte sich mit breiten Beinen und herausgestreckter Brust vor Steffen.
„Hey, Patty! Bleib ruhig! Niemand will dir deinen Platz streitig machen! Außerdem gibt es viele, die mehr Sterne haben als Steffen. Ich verstehe gar nicht, warum du ausgerechnet gegen ihn jetzt so einen Groll hegst!", ging Magnus dazwischen.
„Ach, jetzt wollt ihr mir alle meinen ersten Platz streitig machen? Das wird ja immer schöner!", redete er sich in Rage, doch ehe die Szene komplett zu eskalieren drohte, kam Filip, packte Patrick am Schlafittchen und setzte ihn wieder auf seinen Stuhl.
„Leute ich kann nicht glauben, was aus dieser Mannschaft wird! Diese Fleißige-Biene-Sterne hatten eine Aufgabe: nämlich das gegenseitige Helfen zu unterstützen und gemeinnützige Arbeit zu belohnen! Aber was sich mir hier bietet, ist keiner fleißigen Biene würdig! Reißt euch zusammen! Ihr seid ein Team! Wir sind ein Bienenstock! Und gemeinsam kämpfen wir füreinander! Und jetzt zu dir, Patrick! Es ist ein offenes Geheimnis, dass du dieses Jahr die Sternennacht veranstalten wirst, also lass Steffen nun diese Woche die Chance, sich zu beweisen, auch er will sein Können an der Tafel unter Beweis stellen!" Filip redete sich den Mund fusselig. Patrick war ein Häufchen Elend und hatte anscheinend seinen Fehler eingesehen. Und Steffen war noch immer glücklich, diese Woche keinen Kuchen mehr backen zu müssen.
„So. Und jetzt kommt bitte Niclas und wischt die Tafel, damit wir mit der taktischen Besprechung weitermachen können.... immer dasselbe mit euch.."

HANDBALL ONE SHOTS (failfiction)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora