Kapitel 15

15 4 0
                                    

Ich brauchte einen Moment, um überhaupt zu realisieren, was er da von sich gab.

Heirat? Zwischen uns beiden?

»Ihr solltet diesen Wein von Euch fern halten, der tut einem nicht gut«, war das einzige, was ich rausbrachte. König Tegon schaute sich zu erst das Glas in seiner Hand, danach mich an und schüttelte lachend den Kopf.

»Mir war schon immer bewusst, dass die Bewohner der menschlichen Welt eher mit ihren Gefühlen handelten anstatt mit der Logik. Doch so funktioniert das nicht in Heraya, vor allem nicht, wenn man Teil der Königsfamilien ist. Diese Heirat wird nur für Stabilität sorgen, Prinzessin Alessa. Gefühle spielen hierbei keine Rolle.«

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Warum hörte sich das alles wie ein sehr schlechter Witz an?

Doch Heirat bedeutete Vereinigung. Und Vereinigung bedeutete Macht. Das war genau das, was wir brauchten. Die Gruppe Marte zog beide Reiche in den Abgrund, ließ das Volk leiden und wurde von Tag zu Tag mächtiger. Die Ehe zwischen dem König und mir sollte also die Lösung sein?

Unsers zum Verderben verurteilte Schicksal gegen die Sicherheit und das Wohl tausender anderer Personen...

Es wäre zu egoistisch, nur an sich zu denken. Vor allem dann, wenn all das ganze Volk auf einen zählte. Der Krieg würde aufhören, die Hungersnöte womöglich genauso. Weniger Leid, weniger Tod. Alles im Gegenzug einer einfachen Ehe.

»Es gibt also keinen anderen Weg?«, fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach, doch er schüttelte nur den Kopf. Im Vergleich zu vorhin wirkte er nun viel ernster, seine Gesichtszüge härter und seine dunklen Augen bedrückter.

»Gäbe es eine andere Option, würde diese Heirat mit großer Wahrscheinlichkeit nicht infrage kommen.«

Ich seufzte. Meine Hände befanden sich in meinen Haaren, während ich mich mit den Ellenbogen an den Stuhllehnen abstützte. Etwas, was ich in verzweifelten Situationen zu oft machte.

»Ich... ich weiß nicht. Ich muss das mit meinem Hof besprechen. Ganz alleine eine Antwort zu geben wäre unpassend«, antwortete ich ihm. Einerseits stimmte dies, andererseits hatte ich einfach nur unnormal viel Angst vor dieser Entscheidung. Egal wie sehr ich meinen Egoismus verschwinden lassen wollte, meine eigenen Gefühle ließen mich einfach nicht in Ruhe.

König Tegon nickte nur. »Natürlich, tut das. Doch versucht auch so schnell wie möglich mir eine Antwort zu geben. Zurzeit gibt es großes Chaos. Vermutlich wird daraus eine Revolution resultieren, falls wir nicht sofort handeln.«

Ich schluckte. Eine Revolution also. Das alles hörte sich zu absurd an, um wirklich wahr zu sein. Doch diese Welt, die Reiche, die Bewohner, alles war real. Und ich spielte nun eine gewaltige Rolle in der Entscheidung des Schicksals anderer.

»Lord Mullo meinte, dass wir morgen zurück nach Valera gehen würden. Ich werde alles tun, um das Beste draus zu machen.«

Mit diesen Worten stand ich auf und verabschiedete mich von ihm. Er sah mich zuerst stumm an, nickte dann aber leicht.

Wir beide waren so unterschiedlich. Es war nicht so etwas wie gut und böse oder schwarz und weiß. Während ich ein offenes Buch war, war er eine geschlossene Tür. Emotionen zeigen tat er, doch ich konnte nicht einmal sagen, ob diese überhaupt real waren.

Zwar überspielte er vieles mit Humor, doch König Tegon war definitiv schlauer als alle anderen dachten. Noch als komplett unerfahrener König in ganz Heraya bekannt, wusste er, dass all die anderen Reiche keinen blassen Schimmer hatten, wer der König Maxeas war.

Trust & BetrayalTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang