Slenderman

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⚠️Nicht mein Bild⚠️
⚠️Nicht meine Geschichte ⚠️

Paranoide Schizophrenie. Das hatte mein Psychiater gesagt. Ich wollte es erst nicht wahrhaben, doch es war besser als die Alternative.

Alles begann vor einigen Wochen, doch ich erinnere es, als wäre es gerade erst passiert:

Schweißgebadet, mit rasendem Herzen und schwer atmend saß ich im Bett. Ich war vollkommen reglos, den Blick auf die Tür gerichtet – oder besser gesagt dorthin, wo eben noch ein Wesen mit weißem, gesichtslosem Kopf gestanden hatte.

Ich wusste, was oder besser wen ich eben dort gesehen hatte, konnte es nur immer noch nicht glauben. In meinen Träumen verfolgte er mich schon länger. Auch hatte ich ihn häufig auf Bildern aus dem Internet gesehen, aber dieses Mal war ich wach. Dieses Mal hatte Slenderman wahrhaftig vor mir gestanden.

War das vielleicht eine Schlafparalyse? Bei Schlafparalysen kam es vor, dass man Dinge oder Monster sah, vor denen man fürchterliche Angst hatte. Aber das war keine Möglichkeit. Ich hatte noch wenige Sekunden zuvor meine Nachttischlampe eingeschaltet. Wie der Name bereits verriet, hätte ich mich bei einer Schlafparalyse jedoch nicht bewegen können.

Aber was kann es sonst gewesen sein? Hatte ich ihn mir eingebildet, weil ich übermüdet war? War es bloß ein sehr realistischer Traum?

Doch so sehr ich auch nach einer plausiblen Antwort suchte, war ich mir sicher, die Wahrheit bereits zu kennen: Es heißt, dass Slenderman einem erscheinen würde, wenn man sich intensiv mit ihm befasse. Erst erschiene er in deinen Träumen – Träume, die mich schon seit längerer Zeit plagten –, dann solle man ihn auch im Wachzustand sehen – er soll immer wieder auftauchen und einen aus der Ferne Beobachten – und zuletzt soll er einen zu sich holen.

Niemals hätte ich gedacht, dass es eine psychische Störung sein konnte.

Als Slenderman mir dann jedoch immer häufiger erschien, suchte ich mir einen Psychologen, der mich bald an Dr. Brinkmann, meine jetzige Psychiaterin, weitergeleitet hatte.

„Frau Dühr, hören Sie mir zu?", riss Dr. Brinkmann mich aus den Gedanken. „Hm? ‚Tschuldigung", erwiderte ich und sah sie fragend an. Dann drückte sie mir ein Rezept in die Hand.

„Nehmen Sie eine Tablette täglich. Dann sollte es Ihnen bald besser gehen. In den meisten Fällen wirken sie bereits nach wenigen Stunden bis Tagen. Haben Sie also bitte nächste Woche erfreuliche Neuigkeiten für mich", sagte sie lächelnd. Ich bedankte mich und ging.

Wie immer nahm ich den Bus – seit ich Slenderman vor mir auf der Autobahn stehen sah und nur knapp einen Unfall verhindern konnte, traute ich mich eh nicht mehr, selbst zu fahren. Ich nahm den direkten Weg zur Apotheke.

Nachdem ich für das Medikament gezahlt hatte, überflog ich den Beipackzettel und warf sofort eine Tablette ein. Hoffentlich war jetzt endlich Schluss mit dem Psychoterror!

Doch bereits auf dem Nachhauseweg sah ich Slenderman wieder. Er stand an einer Bushaltestelle. Wie immer war er ruhig und unbeweglich. Er stand nur da und sah mich mit seinem augenlosen Gesicht an.

Trotzdem es bereits dämmerte und das Weiß seiner Hände und seines Gesichts leicht gräulich wirkte, zeichneten sie sich deutlich von seinem schwarzen Anzug mit der schwarzen Krawatte und dem dunklen Hintergrund ab.

Wie immer sah es aus, als würde er mich beobachten und ich spürte, wie mein Puls wieder anstieg. Mein Atem wurde schneller. Kalter Schweiß bildete sich auf meinem Rücken und ich war nicht in der Lage, wegzusehen.

Erst, als der Bus nach gefühlten Stunden endlich weiterfuhr, Slenderman in der Ferne kleiner wurde und aus meinem Sichtfeld verschwand, merkte ich, dass ich beide Hände krampfhaft in den Sitz gekrallt hatte, und lockerte sie wieder.

Creepypasta'sWhere stories live. Discover now