Kapitel 3

172 9 0
                                    

Im Badezimmer hatte ich wieder Kontrolle über mir selbst, für kurze Zeit betrachtete ich mich im Spiegel. ‚Ich muss sagen, ich sehe echt Scheiße aus.' Meine braun kurzen Haare waren zerzaust und standen in allen Richtungen ab. Am Kinn waren kleine Haarstoppeln zu sehen und unter meinen Augenlidern hatten sich Augenringe gebildet, da ich die Nächte zu vor kaum ein Auge zubekommen hatte wegen meines Nachbarn. Ich öffnete unter dem Waschbecken eine Schublade und nahm meinen eklektischen Rasierer zur Hand und entfernte meine Stoppeln am Kinn. Als ich fertig war, legte ich ihn zurück und versucht nun mit einem Kamm meine Haare zu bändigen. Ich knirschte genervt mit meinen Zähnen, meine Haare stellten sich immer wieder auf, ich hatte den Kamm auch schon leicht angefeuchtet, aber selbst das half nicht. ‚Jetzt könnte ich echt Haargel gebrauchen.' Mein Lippen entwich ein genervtes Seufzen als ich bemerkte, dass ich kein Haargel mehr da hatte. ‚Naja immerhin habe ich meine Stoppeln weg.' Ich betrachtet mich erneut im Spiegel, um zu schauen, ob ich wirklich nichts übersehen hatte. „Dein Aussehen ist trotzdem Scheiße." Beleidigt sah ich in den Spiegel. „Ach ja? Von allen lebenden Lebewesen siehst du am scheußlichsten aus. Hast du dich mal angeguckt?" Keine Sekunde später klebte ich mit dem Rücken an der Wand. „Wie kannst du es wagen!" Mein Körper wurde immer fester an die Wand gedrückt, dass es anfing zu schmerzen. „Hör auf!" Schrie ich laut durch das hallende Badezimmer. „Den Entschuldige dich!" Vor Schmerzen presse ich meinen Ober- und Unterkiefer aufeinander, den Druck denn ich auf meinen Zähnen ausübte war enorm, dass es leicht anfing im Zahnfleisch zu ziehen. „Du hast doch angefangen!... Verdammt, es tut mir leid, okay?!" Venom ließ locker und ich rutsche an der Wand hinab und sank auf die Knie. „Ich bin froh, wenn du bald verschwindest." Schrilles, tiefes Gelächter war in meinen Kopf zu hören. Ich griff mit der linken Hand zum Waschbecken und zog mich auf die Beine. Als ich einmal tief durchatmete, bemerkte ich, dass meine Schmerzen wie weggeblasen sind. Ich putze mir die Zähne und anschließend machte ich mir zur Erfrischung kaltes Wasser ins Gesicht, trocknete mich ab und verließ das Badezimmer. Ich ließ mich auf der Couch nieder, legte mein Kopf in den Nacken und starrte die Decke an. Mein neues Problem, was nun an mir nagt, zerreißt mich innerlich, so gern würde ich mich wem anvertrauen, aber ich hatte leider nur meine Ex, die mich höchstwahrscheinlich nie wiedersehen will. Da fiel mir noch Dora ein, aber sie hatte sich bis jetzt nicht mehr gemeldet bei mir. Mein Handy, das auf dem Stubentisch lag, fing an zu vibrieren. „Wenn man vom Teufel spricht", zischte Venom in meinem Kopf. Ich sah aufs Display, es war Anne. Mein Herz machte Freudensprünge, ich hatte immer noch Hoffnung sie zurückgewinnen zu können. Ich nahm schnell mein Handy und nahm ab. „Hallo Eddie. Ich habe ein paar Sachen von mir aussortiert und habe ein Armband und eine Kette von dir gefunden. Ich dachte, dass du sie vielleicht wieder haben möchtest", erzählte sie mir mit ruhiger Stimme. „Ja gern,..soll ich kurz vorbeikommen?" Es kostete mich etwas Überwindung, diese Frage zu stellen. „Ja, geht in Ordnung. Bis gleich." Sie verabschiedete sich von mir und legte auf.

Ich sprang auf, nahm das Nötigste mit und sprintete aus der Wohnung. „Ey, du hast noch nichts gegessen." Ich verdrehte die Augen. "Das hier ist gerade wichtiger als etwas zu Essen." Venom gab als Antwort nur ein gereiztes Zischen. Ich stieg auf mein schwarzes Motorrad, setzte mir meinem Helm auf, starrte die Maschine, legte den 1. Gang ein und fuhr los. Nach 20 Minuten Fahrt, blieb ich vor meiner alten Einfahrt stehen und stieg ab. „Schönes Haus, viel besser als deine heruntergekommene Wohnung." Ich nahm meinen Helm ab. „Halt die Fresse", nuschelte ich genervt. „Kannst du auch mal etwas Nettes sagen?" Venom überlegte. „Wer soll etwas Nettes sagen?" Anne, die, die Haustür öffnete, sah mich verwunderlich an. „Ich äh..nun ja..das war an mir selbst gerichtet. Denke ich." Sie zog eine Augenbraue hoch. „Denkst du?" Die Situation wurde mit jeder Sekunde unangenehmer. „Peinlich." Kommentierte Venom. Anne blieb vor mir stehen und reichte mir mein Armband und meine Kette, die dankend annahm. „Wenn du etwas brauchst sag einfach Bescheid, ich würde den jetzt wieder hereingehen wollen." Ich sah ihr tief und zögerte einen Moment. Ich schluckte kurz und wandte meinen Blick ab und sah zu Boden. „Um ehrlich sich sein..ich brauche, wem zum Reden. Vor kurzem ist was passiert und ich brauche, wem dem ich das erzählen kann." Ich hatte meinen Blick immer noch gesenkt und wartete auf eine Antwort. Sie schien zu überlegen, als ich merkte, wie sie zum Reden ansetzte, hielt ich den Atem an. „Ok komm rein. Erzähl mir, was du auf dem Herzen hast." Ich blickte auf, man konnte meine Erleichterung deutlich sehen. Sanft lächelte sie mir zu, was mich schmunzeln ließ. ‚Ihr lächeln ist immer noch so Herz erwärmend und wunderschön.' Venom machte würge Geräusche „Bah, ist das widerlich." Ich ignorierte ihn und ging zusammen mit Anne ins Haus. Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf das Sofa. Es war ungewohnt, in seinen alten vier Wänden zu sein, ich sah mich unauffällig um und stellte fest, dass sich nichts verändert hatte. Das einzige was fehlte waren unsere Bilder, da standen jetzt Blumen, eine Vase und ein Bild von unserer Katze. „Schmerzt dieser Anblick so sehr?", fragte Venom stutzig, ich nickte einfach nur unauffällig und wendete mich Anne zu. „Ich höre dir zu." Ich atmete einmal tief ein. „Ich habe mich mit einer Mitarbeiterin von Carlton Drake unterhalten und meine Theorien, die ich aufgestellt hatte, erwiesen sich als richtig. Sie hat mich dort eingeschleust und nun ja..wie soll ich das jetzt sagen.." Venom unterbrach mich im Kopf. „Ist das dein Ernst? Wage es ja nicht!" Ich versuchte ihn auszublenden und erzählte weiter. „Ich habe ein Alien in mir und werde ihn nicht los." Man konnte ihr förmlich ansehen, wie sie dachte, ob ich sie verarschen will. „Dein Ernst jetzt? Du kommst hier her, um mir so etwas auf zu Tischen?" Entgeistert schüttelte sie mit dem Kopf. „Es stimmt. Los, zeig dich ihr." Befahl ich ihm.

„Wieso sollte ich?"

„Wieso? Na, damit sie mir glaubt."

„Ich passe."

„Oh, wie du meinst! Ich werde dir nachher kein Essen geben und mir vielleicht einen anderen Alien suchen, der mich besser behandelt!" Den Schluss betonte ich, um ihm zu zeigen, dass ich dies voll kommend ernst meinte. Anne, die sich das Szenario verfolgte, sah mich verstört und verwirrt an. „Ich ehm..will deine..eure Unterhaltung nicht stören, aber ist er in deinem Kopf und erzählt?", fragte sie mich stutzig und legte ihren Kopf leicht schief. „Ja, aber anscheinend höre nur ich ihn, wenn er in mir drin ist", erklärte ich, sie überlegte kurz. „Also wie ein Parasit, der sich in dir eingenistet hat." Ich stimmte ihr zu. „Ja, kann man so sagen." Plötzlich spürte ich, wie er unruhig in mir wurde. „Parasit? Parasit!" Ohne Vorwarnung, kam Venom aus meinem Rücken hervor geprescht und hielt vor ihrem Gesicht inne. „Ich bin kein Parasit! Ich bin Venom!", sagte er finster, mit einer sehr rauen Stimme. Anne schrie vor Angst auf und wich zurück. Ihre Augen spiegelten ihre pure Angst, sie schluckte stark und musterte den schwebenden Schädel. „Du...bist also Venom." Sie schien ihren ganzen Mut zusammen genommen zu haben. „In der Tat, das bin ich." Er leckte sich amüsiert über seine spitzen Zähne. „Glaubst du mir jetzt?", fragte ich vorsichtig, sie nickte nur stumm. Venom verschwand wieder in meinem Körper. Anne saß stumm neben mir und wusste nicht genau, was sie jetzt sagen sollte. „Ich hoffe, du verstehst mich jetzt und es tut mir leid, dass du auch alles verloren hast wie ich." Sie legte vorsichtig ihre Hand auf meinen Oberschenkel und lächelte mir sanft zu. „Ist schon in Ordnung, jetzt, wo ich alles weiß kann ich all das gut nachvollziehen." Ihre Worte machten mir neue Hoffnungen, dass eines Tages alles wie früher wird. „Wir lassen es aber langsam angehen, ich genieße es momentan mal für mich zu sein und das mit Venom muss ich auch zunächst richtig verarbeiten." Ich nickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Nur keine Hektik, nimm dir ruhig die Zeit." Von der ganzen Freude und Aufregung hatte ich ganz schwitzige Hände bekommen. Als wir beide aufstanden, wischte ich mir meine Hände am Oberteil ab, zur Verabschiedung umarmten wir uns kurz. Ich war glücklich und genoss diesen kurzen Augenblick. Ich schwang mich auf mein Motorrad und fuhr los.

The Venom ~ SymbrockWhere stories live. Discover now