Von mir aus können die beiden sich über jede Oberfläche des Hauses vögeln, ich will nur einen Ort zum Bleiben haben. Zur Not kann ich mir immer noch Ohropax kaufen.

Fragend sieht Liam zu seinem Freund, aber dieser nimmt mir nach einem Seitenblick zu seinem Freund nur die Tasche ab und hängt meine Jacke an einen der Haken neben der Tür. „Komm", murmelt er, legt mir den Arm um die Schulter und geht mit mir die Treppen hinauf in das Zimmer, in dem ich schon vor einiger Zeit Schutz gesucht habe. Es ist, als würde sobald ich die Türschwelle übertreten eine Welle über mir zusammenbrechen, die sich nie angekündigt hat. Ich bin schon wieder hier, das sollte mich nicht überraschen. Aber ich bin schon wieder bei Liam (und dieses Mal auch Zayn). „Danke", bringe ich mit zitternder Stimme hervor, ehe ich mich aufs Bett gleiten lasse und mein Gesicht in meinen Händen vergrabe.

Verdammte Kacke! Scheiße!

Das ist alles Harrys Schuld. Alles. Hätte er mich nicht betrogen, wäre das alles nie passiert. Niemals.

„Louis?" Immer und immer wieder dringt Liams klopfen an der Tür zu mir hindurch, er ruft meinen Namen und erwartet, dass ich ihm antworte. Anfängerfehler, denn ich tue es natürlich nicht. Jetzt nicht und auch die letzten fünf Male als er es probiert hat nicht. Ich liege einfach im Bett und schaue in den Himmel, welcher, anstatt wie noch vor einer Stunde fröhlich die Sonne auf London scheinen zu lassen, nun passend zu meiner Stimmung bewölkt ist.

Liam lässt einfach nicht locker. Ich hasse und liebe ihn gleichzeitig dafür. „Ich komme rein, du weißt, dass ich weiß, dass du nicht abschließen kannst", droht er mit einer Stimme, die ich definitiv kenne. Er meint es ernst, das kann ich ihm aber auch nicht verübeln. Ich kann nicht mehr reagieren, ehe er bereits die Tür geöffnet hat und im Zimmer steht. Lautlos schließt er die Tür wieder hinter sich, während er das Zimmer und mich aufmerksam betrachtet und kommt mit vor der Brust verschränkten Armen auf mich zu. Ein wenig überfordert sieht er schon aus, wie er da steht und sich am Unterarm kratzt. Langsam lässt er sich auf dem Bett nieder, fährt sich durch die Haare und sieht mich entschuldigend an. Warum sieht er mich denn jetzt entschuldigend an? Bitte sag nicht, dass du irgendwas von mir kaputt gemacht hast. Liegt mein MacBook nicht noch unten? Oh Gott, bitte nicht. Da sind alle Dokumente drauf, die ich morgen benötige.

„Ich weiß nicht, wie ich es fragen soll, aber... warum bist du hier?" Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Warum ich hier bin? Wegen der Frage fühlt er sich komisch? „Ich... ich konnte einfach nicht bleiben und du bist mein bester Freund." – „Warum konntest du nicht zuhause bleiben?" – „Wir hatten Sex", spucke ich aus. Entgegen meiner Erwartung allerdings sieht Liam mich nicht an, als hätte ich gerade erklärt, dass Englisch eine beschissene Sprache ist. Nicht, dass ich das jemals tun würde. Nie und nimmer. „Ihr seid verheiratet, Louis. Wie ihr mit dieser Situation umgeht, ist euer Ding." Was? Denkt er ernsthaft, wir würden durch Sex versuchen unsere Ehe zu retten? Wir haben, hatten, zwar ein aktives Sex Leben, aber das würde doch zu nichts führen. So mit einer solchen Situation umzugehen, traue ich eher Liam und Zayn zu. Die zwei sind wie Karnickel, man lässt sie für zwei Minuten allein und plötzlich findet man sie beim Vögeln wieder. Bei den Erinnerungen muss ich leicht schmunzeln auch, wenn es nicht ist, was ich je wieder sehen möchte.

„Was meinst du denn?" – „Louis, jeder geht mit so einer Situation anders um, aber so sehr ich es auch gehasst habe, Harry und dich so schnell wieder so nah zusammen zu sehen, bin ich unfassbar froh, dass du glücklich bist. Oder eher glücklicher aussahst, als noch vor kurzem. Ich möchte dich nie wieder so unglücklich sehen wie vor einigen Wochen. Und jetzt, wo es gestern so positiv aussah, stehst du plötzlich vor meiner Haustür und ziehst, mehr oder weniger, wieder hier ein." – „Es sah positiv aus?" Liam scheint meine Frage nicht zu verstehen, denn er runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. „Ich glaube du bist zu aufgewühlt und ich will nicht, dass wir weiter aneinander vorbeireden. Lass uns wann anders sprechen, okay? Ich glaube Zee meinte, er macht nachher sein Curry."

Ich nicke, dankbar über die Info, und lasse mich zurück in die Kissen sinken, während Liam den Raum verlässt. Noch immer verstehe ich nicht, was Liam von mir will. Er ist erst gestern noch so angepisst gewesen und jetzt freut er sich plötzlich für mich? Verdammte Scheiße.

Das Curry ist wundervoll. Das ist es immer und wie sollte es auch nicht. Zayn's Curry ist heilig. Ich würde es anbeten, um es zu bekommen. Es hat die perfekte Schärfe, Farbe, man kann es fast schon fühlen. Wenn Essen einen Orgasmus auslösen könnte – Halleluja.

Liam und Zayn sind unfassbar süß zusammen und je länger ich die beiden dabei betrachte, wie die beiden sich nicht wirklich subtile Blicke zuwerfen, werde ich nostalgischer. Das hätten Harry und ich seinen können. Sein sollen. Müssen. Aber es schien ihm nicht wichtig genug sein. Ich schien ihm nicht wichtig genug gewesen sein. „Denk nicht nach", höre ich Zayn, weshalb ich ihn fragend ansehe. „Du denkst zu viel nach", wiederholt er, lächelt mich an und schnippt mir gegen den Kopf. „Wenigstens diesen Abend, mach deinen Kopf aus und entspann dich." Liam grummelt zustimmend, seine Wangen sind vollgestopft mit Curry, was Zayn missbilligend betrachtet. Dann lacht er und presst einen liebevollen Kuss auf die Wange seines Freundes. „Ich kotz gleich", murmle ich, aber habe dabei ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen.

Ich mag es, meinen besten Freund so glücklich zu sehen. Und das auch noch mit einer Person, mit der ich mich persönlich so gut verstehe, macht das Ganze nur noch besser. Tatsächlich schaffe ich es, nicht mehr an Harry zu denken. Ich lache über die Witze von Liam und Zayn, beteilige mich an der Diskussion und bin fast glücklich. Obwohl die Situation von außen betrachtet, perfekt ist, kann ich es nicht genießen. Sogar als ich zwei Stunden später ins Bett gehe, trage ich ein Lächeln auf den Lippen das auch anhält, als ich mir den Wecker auf sechs Uhr morgens stelle. Von hier aus brauche ich länger zur Arbeit. Zum Glück kann Zayn mich mitnehmen. Darüber hatte ich nicht nachgedacht, als ich hergekommen bin.

Seufzend lasse ich mich in die Kissen fallen, breite die Decke über mir aus und ziehe sie mir bis unters Kinn. Über mein Handy lasse ich leise Musik laufen, damit es nicht vollkommen ruhig im Zimmer ist. Damit konnte ich noch nie gut umgehen. Immer wenn es möglich ist, habe ich Geräusche im Hintergrund, wenn ich schlafen gehe. Oder ich habe Harry bei mir, dann brauche ich diese Musik nicht. Dann habe ich Harry, der sich an meine Brust kuschelt und leise gegen meine Haut atmet. Dann brauche ich nichts anderes als das. Nein. Ich brauche Harry nicht zum Einschlafen, ich habe meine Musik und das ist mindestens genauso gut. Und ich wache nicht mit einem Körper auf, der sich an mich festklammert, wenn ich auf Klo gehen will. Und die Decke bleibt bis zum Morgen bei mir anstatt, dass ich sie beim Aufwachen auf der anderen Betthälfte oder nicht mal mehr im Bett liegt. 

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hi Freunde der Sonne

Lou hat den Ring wieder angezogen, ist aber dennoch gegangen. Was sagt ihr dazu?

ich lehne mich jetzt einfach mal aus dem Fenster und nehme an, dass ihr alle auf dieses Update gewartet habt. 

love, j x

on the loose ⎜l.s. auWhere stories live. Discover now