Kapitel 15

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Grummelnd öffne ich meine Augen und kuschle mich enger an Harry, welcher seinen Arm um meine Hüfte gelegt hat und seine Nase in meinen Haaren vergräbt. Auch er gibt ein unzufriedenes Geräusch von sich, ehe er mich enger an seine Brust zieht und zufrieden schmatzt. Es wundert mich nicht, dass ich früher wach bin, denn ich habe nur noch gerade so mitbekommen, wie er gestern Abend zu mir ins Bett geschlüpft ist, ehe ich eingeschlafen bin. Jetzt wo ich ausgeruht bin, drehe ich mich zu meinem Mann um, lehne meine Stirn an seine Schulter und streiche vorsichtig mit meiner Hand über seine Brust. Es tut unfassbar gut, ihn neben mir liegen zu haben und die Wärme zu spüren, die von ihm ausgeht. Seinen Ruhigen Atem in meinem Nacken zu spüren und zu sehen, wie sein Brustkorb sich regelmäßig hebt und senkt. Doch trotz alle dem spüre ich das unangenehme Ziehen in meiner Brust, welches mich seit über einer Woche begleitet. Ich möchte es nicht spüren. Ich möchte neben meinem Mann aufwachen, mit ihm kuscheln und ihn küssen ohne, dass mein Kopf rebelliert. So leid es mir tut weiß ich schon jetzt, dass ich ihm heute erneut beim Zähneputzen zusehen muss, bevor ich ihn küssen kann. Falls ich das überhaupt kann. Harry ist mein Mann, der Mensch den ich auf der Welt am meisten liebe und schätze. Harry ist mein Mensch, meine Person. Er war es schon immer und egal was sich uns je in den Weg gestellt hat, wir haben es gemeinsam überwunden.


Aber noch nie hat sich etwas wie das in unseren Weg gestellt.

„Lou", werde ich aus meinen Gedanken gerissen, woraufhin ich meinen Blick hebe und in die grünen Augen meines Mannes sehe. Seine Augen sind noch ganz kleine und verschlafen, schütten aber dennoch eine Menge an Liebe aus, die mich daran glauben lässt, dass wir das hier schaffen. Leicht lächle ich ihn an, lasse meine Hand an seiner Brust ruhen und lege mein Kopf auf eines der Kissen. Vorsichtig, als wäre ich aus Glas, legt er seine Hand an meine Hüfte und dreht sich auf die Seite, ehe er sein Gesicht in meine Halsbeuge drückt und leise grummelt. Still bleibe ich liegen und genieße mit geschlossenen Augen das Gefühl von seiner Haut auf meiner. Es ist erst der Zweite Morgen, an dem ich neben ihm aufwache und ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich es genießen möchte, ohne diese kleinen Grauen Wölkchen in meinem Kopf zu haben, die es mir kaputt machen. „Lou?", fragt der Lockenkopf plötzlich und sieht mich nachdenklich an. „Möchtest du das nicht?", fährt er fort. Ich schüttle meinen Kopf und kneife meine Augen zu, kann aber dennoch nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen treten. Aus wegen Tränen verschwommenen Augen sehe ich Harry an und muss leider feststellen, dass sein Gesicht vor Schmerz, mentalem Schmerz, verzogen ist. Während mir die salzige Flüssigkeit über die Tränen rinnt, zieht er mich auf seinen Schoß und schließt die Arme um mich, um mich sanft hin und her zu wiegen. Stumm schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und atme seinen vertrauten Duft ein, welcher mich sofort ein wenig beruhigt. Dennoch versiegen meine Tränen nicht. Frustriert von der Situation mit Harry, dass ich weine und daher vollkommen überfordert klammere ich mich an ihn.

Ich weiß nicht, wie lange wir so dort sitzen, aber das scheint keinen von uns zu interessieren.

Harry ist derjenige, der mich irgendwann von sich weg drückt und seine Hand an meine Wange legt. Liebevoll streicht er mit seinem Daumen über meine Haut, während er mich aus roten, wässrigen Augen hinaus ansieht: „Es tut mir so leid, Lou" Es ist kaum mehr als ein Hauchen und wäre ich nicht so fokussiert auf ihn, hätte ich es nicht gehört. Aber ich bin auf ihn fokussiert und habe es gehört. Ich sehe ihn an und möchte sagen, es sei alles gut, aber das ist es nicht. Es ist nicht alles gut. Das weiß er so gut wie ich genauso wie wir beide wissen, wessen schuld es ist. Ich habe mich schon dabei erwischt mir gewünscht zu haben das Büro nicht betreten zu haben, weil es daher mein Fehler war das zu entdecken. Aber es war nicht mein Fehler. Es war der Fehler des Mannes auf dessen Schoß ich sitze und weine. Es ist und bleibt ganz und allein sein Fehler. Auch wenn er den Kuss nur erwidert hat, er hätte sie wegstoßen können. Nein sagen können.

Das Bild taucht wieder in meinem Kopf auf, weshalb ich hektisch die Decke von meinem Körper stoße und aufspringe. Ich nehme mir frische Kleidung aus dem Kleiderschrank. Ich gehe ins Badezimmer und stelle mich unter die Dusche. Still stehe ich unter dem Wasserstrahl, während ich höre, dass wie die Tür aufgeht. Kommentarlos lasse ich zu, dass Harry sich hinter mich stellt und die Arme um meinen Oberkörper legt. Ich lasse es zu, weil es das ist, was ein Ehemann tut. Und weil es das ist, was ein Ehemann tut, lehne ich mich an ihn und lege meine Hände auf seine.

Er küsst meine Schulter für mehrere Sekunden.

Er küsst meinen Nacken.

Küsst meinen Hinterkopf.

Meine Schläfe.

Die unausgesprochenen Worte wiegen schwer, er scheint es aber auch nicht zu wagen, sie auszusprechen, bis er es doch tut.
„Es tut mir leid" Seine Stimme ist durch das auf uns herabprassende Wasser gedämpft, aber ich höre ihn so laut, als würde er mir ins Ohr schreien. „Okay", flüstere ich, nicke und schließe meine Augen. Es ist okay, dass es ihm leid tut. „Du bist das wichtigste in meinem Leben, Louis" Erneut nicke ich, löse mich von ihm und trete aus der Dusche.

Ich ziehe mich an, trockne meine Haare und verlasse das Badezimmer.

Ich will das Haus so verlassen, entscheide mich aber im letzten Moment dazu, Harry noch eine Nachricht zu hinterlassen in der ich ihm mitteile, dass ich Brötchen holen gehe. Tatsächlich tue ich auch genau das. Zwanzig Minuten später komme ich mit einer Brötchentüte in der Hand wieder und muss lächeln, als ich Harry schon aus dem Flur heraus am Herd stehen sehe.
Zaghaft lächelt er mich an, was ich liebevoll erwidere. Ich gehe auf ihn zu und lege meine Arme seitlich um ihn, ehe ich einen Kuss auf seiner Schulter platziere. „Ich liebe dich, Harry" – „Ich liebe dich, Louis", antwortet er und dreht sich zu mir herum. „ist alles okay?" Ich nicke nach kurzem Zögern. Das Laufen gerade hat meinen Kopf sortiert und obwohl ich Harry noch immer böse bin, ist meine Wut verflogen. Harry probiert alles. Er gibt alles, um uns zu retten. Es sind erst drei Tage, aber ich weiß es.

Es wird alles gut. 

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fröhlichen Freitag, Freunde der Sonne,

es wird alles gut, oder?

love, j x

(Natalie wenn du das siehst Kauf mir Essen!!!)

on the loose ⎜l.s. auWhere stories live. Discover now