Das Radio lief leise im Hintergrund und ich wollte die Lautstärke ungerne erhöhen. Ich wollte uns nämlich zweideutige Lieder ersparen, die die Atmosphäre anheizen würden.

Ich befreite meine Füße aus den weißen Nikes und zog meine Beine auf den Sitz hoch.

Ich machte es mir in seinem Auto gemütlich. Die Fahrt würde sicherlich noch dauern.

Ich erinnerte mich an den Mann mit dem Glasauge zurück. Wenn ich damals den Krankenwagen gerufen hätte, hätte man ihn vielleicht retten können. Dafür hätte mir aber Mason die nächste Kugel seiner Waffe durch den Kopf geknallt.

Ich erschauderte bei dem Gedanken. Nach diesem Vorfall konnte ich unzählige Nächte lang nicht schlafen. Erging es Mason ebenso? Bekam er Albträume von seinen dunklen Taten?

„Wieso hast du damals den Mann erschossen?" fragte ich, da mich die Ruhe im Auto störte.

„Er war ungehorsam."

Ich schluckte und bereute es das Thema angeschnitten zu haben. Warum hatte ich das Gefühl, dass er damit auf mich hinaus wollte? Er konnte einem mit seinen knappen und bedrohlichen Sätzen wirklich Angst machen.

Ich glaube kaum, dass Mason Schuldgefühle empfand. Denn seine eisigen Augen zeigten keine Gnade oder Barmherzigkeit.

„Was wohl über seine Familie ergangen ist" murmelte ich gedankenverloren und stellte mir Szenarien vor, wie die Familie um ihn getrauert haben könnte.

Schnell schüttelte ich diese Gedanken weg. Sie waren erschreckend. Der Gedanke daran einen Geliebten für immer und ewig zu verlieren, machte mir Angst. Ich war zwar auch von meiner Familie getrennt, aber sie waren Gottseidank am Leben. Es ging ihnen gut.

„Du bist naiv" sagte Mason nach kurzer Weile und seine tiefe Stimme durchbrach die Stille im Auto.

„Ich bin überhaupt nicht naiv. Woher willst du das wissen" giftete ich murmelnd und strich mir die Haare hinter die Ohren.

Sollte er es bloß nicht wagen mich so zu bezeichnen. Konnte er etwa Menschen lesen oder was? Seine Selbstsicherheit nervte mich sehr. Er urteilte jedes Mal über mich ohne mich wirklich zu kennen.

„Wenn du nicht naiv wärst, hättest du die Absichten deiner Freundin von ganz alleine erkannt" sagte er ruhig und schaute auf die rote Ampel vor uns.

Er meinte wahrscheinlich Chloe. Ich hatte ihm grob davon erzählt, als er mich mit Messern angezielt hatte. Der Tag war ein reines Spektakel gewesen. Von allen Menschen auf der Welt hätte ich am wenigsten von Chloe so etwas erwartet.

„Es liegt nicht daran, dass ich naiv bin, sondern daran dass sie es sehr geschickt gemacht hat" rechtfertigte ich mich.

„Falsch" entgegnete Mason und fuhr weiter. Sein Blick galt den beleuchteten Straßen.

„Was falsch?" fragte ich mürrisch und hasste seine kurzen Antworten. Ich musste ihm alles aus der Nase ziehen.

„Sie hat sich nicht sonderlich Mühe gemacht. Jeder im Saal konnte sehen wie gekünstelt das Verhalten deiner Freundin war. Du warst die einzige, die das nicht bemerkt hat."

Hatte er mich etwa so genau beobachtet, dass er sich so viel geprägt hatte? Laut meiner Wahrnehmung hatte er bloß einige Male zu mir geschaut. Und das nur flüchtig.

Married to the Mason KnightWhere stories live. Discover now