Im Aufzug ist es still, während sie wieder in den siebten Stock fahren. „Manchmal hasse ich es dass du nicht viel redest und manchmal ist es wirklich das Beste, weißt du das? Keine Verurteilung und die Blicke kann man ignorieren, perfekt." Hans dreht leicht seinen Kopf zu ihr, zieht seine Augenbrauen hoch und sieht dann wieder auf die noch geschlossene Aufzugtür. Er hat in den letzten Tagen genug für die nächsten Jahrzehnte geredet, so viel steht fest. Obwohl er sie wieder an den Rand des Wahnsinns bringen könnte! Er hat festgestellt dass es eine sehr gute Abwechslung ist, sie zu nerven oder einfach nur aus dem Konzept zu bringen ohne irgendwelche Gedanken dahinter zu haben. Dennoch bleibt er weiterhin stumm und tritt nach ihr aus dem Aufzug, nachdem dieser stehen geblieben ist und die Türen geöffnet hat. „Siebter Stock, gerade aus..." Nisha folgt der Wegbeschreibung der Sekretärin und sie finden sich nach ein paar Biegungen vor einer normalen, unscheinbaren Tür wieder. Nur das kleine Namensschild neben der Tür weist auf die Person darin hin. ‚Isaac Kleische'. In Deutschland wird das alles wirklich einfach gehalten, oder nicht? Dennoch klopft sie kurz und tritt ein ohne abzuwarten. Kleische sieht schnell von dem PC zu ihnen und wirkt mehr als überrascht. Im nächsten Moment klingelt ein Telefon und er lächelt entschuldigend, bevor er annimmt und Hans zumindest die Tür schließt. „Kleische." Ein paar Sekunden herrscht Stille, zumindest für Nisha. Hans kann genau hören was abgeht. „Ja, sie sind gerade bei mir." Stille. „Sie haben- Ich werde mich darum kümmern. Danke, Jessica." Sie legt auf und zieht eine Augenbraue hoch. „Erst einmal willkommen zurück in Deutschland und zu Nummer zwei... Sie haben Jessica bedroht?" Nisha räuspert sich und tritt einen Schritt nach vorn. „Moria hat- Sie war etwas ungeduldig. Aber was man sich bei ihr merken sollte, wenn sie droht ist sie harmlos. Hunde die bellen beißen nicht, der Spruck trifft gut auf sie zu. Wenn sie sie umbringen wollen würde- Sie hätte es einfach getan." Das macht die Sache nicht besser! Kleische seufzt und reibt sich den Nasenrücken, ehe sie aufsteht. „Also gut, um was geht es? Die Lady hat mir nicht bescheid gegeben dass Sie beide kommen werden." Huh, das ist dann doch ein überraschender Fakt. „Schieben wir alles auf die Seite, aber wir suchen nach dem Grund für die Münzen. Hier war der erste Ausbruch, wir wissen nicht wie viele hier in Deutschland in diesen Kult gehören und vielleicht finden wir etwas raus und deswegen sind wir hier. Sie wissen am besten über die Deutschen bescheid und ob es schon Sichtungen von Münzen in der Regierung oder in hohen Ämtern gab." Kleische runzelt die Stirn, legt den Kopf auf die Seite. „Das hätte ich sofort weitergegeben..." Vertraut man ihm nicht mehr? Sind die beiden deswegen hier? „Huh, dann haben sie die Regierung hier wohl nicht unterwandert. Sie müssten mal wissen wie das in Amerika rundgeht! Junge, Junge, Junge..." Hans lehnt sich wieder nach vorn, doch Kleische übernimmt das Reden als erstes. „Oder die Deutschen sind schlau genug um nicht alles preiszugeben was sie haben und wem sie angehören." Das war der Gedanke des Werwolfs, denn viele haben einfach eine normale Intelligenz und prahlen nicht damit einem Kult anzugehören. „Und einfach herumlaufen und Dinge erfragen, das kommt für Sie beide nicht in Frage. Immerhin werden sie noch gesucht und das wird auch noch eine Weile dauern bis das weg geht, wenn überhaupt." Kommt davon dass sie damals die Scheiße angestellt haben! Das zieht sich immer noch nach wie so ein verdammter Rattenschwanz. Hans jedoch kommt auf eine Idee und bringt seinen Mund an Nishas Ohr. „Wir warten bis die Sonne untergeht." Irritiert runzelt sie die Stirn, was hat er vor? Doch sie nickt zustimmend. „Also gut, Kleische. Wir kommen in dem gleichen Hotel unter wie letztes Mal, wenn es geht sollten die neuen Informationen erst einmal zu uns gehen, bevor die Lady davon etwas mitbekommt. Wir sind hier, wir werden demnach auch handeln." Sie steht von ihrem Stuhl auf und nickt. „Natürlich, sollen wir Handynummern austauschen? Dann geht das alles viel einfacher." Nicht lange später und jeder hat die jeweils andere Nummer im Handy gespeichert. „Sie bekommen jedes Update dass sich finden lässt sofort mitgeteilt, da können Sie sich sicher sein." Kleische steckt das Handy weg und seufzt. „Ich würde Sie auf ein Essen einladen, aber das geht schwer! Lassen Sie mich wenigstens Sie beide zum Hotel bringen, ich glaube nicht dass es das gleiche Zimmer sein wird." Stimmt, das wird durchaus so sein und da sie immer noch auf der Fahndungsliste stehen, höchstwahrscheinlich ganz oben, ist das Einchecken auch nicht so einfach wie man es sich vorstellt.

Frankreich, ihr Meister würde es abgrundtief hassen. Sie weiß nicht wieso er dieses Land so sehr hasst und es unter allen Umständen vermeidet hierher zu kommen, denn die Leute sind gar nicht mal so schlecht, das Blut ist geschmackstechnisch in Ordnung und die Landschaft ist schön! Aber hey, man kann nicht immer alles mögen und so hat Seras wieder einmal eine Mission alleine zu klären und sogar ihr eigenes Hotelzimmer! Also gut, wo fängt sie am besten an? Sie ist nicht in Paris, sondern in einem richtig kleinen Dorf. Gissac stand auf dem Ortschild und laut Google ist das im Süden von Frankreich, aber die Lady hat sie dort hinfliegen lassen! Es muss also einen Grund geben, wie gern würde sie diesen nur wissen, denn sie hat keine Ahnung. Der Tag neigt sich langsam dem Abend zu und französisch steht leider nicht in Schrift und Sprache zur Verfügung, weswegen sie auch nicht wirklich irgendjemanden fragen kann. Die Draculina wandert ein wenig herum, bis sie etwas spürt und in die umliegenden Wälder blickt. Sie wird beobachtet, von mehreren Seiten. Aber solange sie in Frieden gelassen wird sollte alles in Ordnung sein und auch sie lässt die unbekannten Personen in Ruhe. Nur langsam wird sie wach, aber sie hat zumindest schon einmal auf den Weg hierher einen Snack zu sich nehmen können, somit ist der erste Hunger verschwunden. „Wenn die Lady mir nur einen Hinweis gegeben hätte..." Sie sagte bei dem Telefonat im Jet nur, dass sie an dem Ort wo sie ankommen wird nach etwas suchen sollte, dann wurde das Telefonat aber mit den Worten abgewürgt dass sie andere Dinge machen muss. Seras sieht auf ihr Handy hinunter, ein Anruf wird schon nicht schaden. Somit ruft sie die Lady an, die auch nach ein paar Mal klingeln abhebt. „Uhm, Lady Integra? Es tut mir leid Euch zu stören, aber nach was genau sollte ich eigentlich suchen?" Integra starrt auf den Blätterwust vor ihr und reibt sich den Nasenrücken, während sie mit der Zunge schnalzt. Sie hat komplett vergessen zurückzurufen und Seras weiterhin aufzuklären. „Mein Fehler.", brummt sie entgeistert und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. „Du dürfest jetzt schon in der Nähe von Gissac sein, wie auch immer man das ausspricht." Seras bleibt stehen und nickt. „Ich bin auch schon bei dem Dorf, ziemlich klein und eine hübsche Lage!" Ein entgeistertes Brummen seitens der Lady ist zu hören. „Das Dorf besteht aus Vampiren, was meinst du warum es auch so klein bleiben wird? Aber egal, Themenwechsel. Es gibt dort eine Frau, Fleurie, sie ist auf unserer Seite und wird dir helfen. Sie kann englisch, keine Sorge." Erleichtert lässt die blondhaarige Frau die Schultern sinken, das ist doch mal etwas! „Fleurie wird dich dem Dorf vorstellen und sie hat mir die Informationen gegeben dass die Münzen auch bei ihnen aufgetaucht sind." Die blauen Augen wandern zu den Wäldern ringsherum, ihre Stimme ist ein wenig leise. „Also ich glaube- ich glaube nicht dass man mich noch groß vorstellen muss." Zumindest wenn sie ihren Augen und ihrem Gefühl glauben schenken darf. „Glaub mir, sie wird dich so vorstellen dass du dich nicht beweisen musst und selbst den alten Schabracken dort sagt der Name ‚Hellsing' etwas, allein wegen Alucard. Aber halt dich an Fleurie! Dein Hotel ist ein wenig entfernt, aber es hätte alles was du brauchst, ich schicke dir die Adresse des Hotels und alles für die Reservierung gleich mit dazu. Sonst noch Fragen?" Seras sieht sich noch einmal um und schluckt. „Wisst Ihr... meiner Meinung nach hätte Paris ausgereicht." Kein kleines Kuhkaff in dem sie sich befindet und das aussieht als hätte es sich seit 200 Jahren nicht weiterentwickelt, zumindest wenn man über die Landschaft blickt. „Leider hast du nicht viel zu sagen was den Standort angeht an den ich dich schicke, Seras. Sonst noch etwas?" Sie lässt ihren Kopf hängen, schüttelt ihn. „Nein, Lady Integra." „Ich wünsche dir viel Glück und halte mich auf dem neuesten Stand." Damit legt sie auf und Seras steckt das Handy ebenfalls weg. So, wie soll sie die Frau eigentlich finden? Sie kennt nur den Namen und wenn sie jetzt einfach bei irgendjemandem klingelt, sollte da überhaupt eine Klingel vorhanden sein, so wird man ihr sicherlich keine Auskunft geben. Je kleiner die Gemeinschaft, desto größer der Zusammenhalt und desto misstrauischer ist man fremden Personen gegenüber. Hoffentlich hilft ihr Hellsing als magisches Zauberwort weiter, ansonsten könnte das ein wenig unangenehm werden die Informationen im wahrsten Sinne des Wortes aus den Köpfen der hier anwesenden Vampire zu holen und das Vertrauen könnte geschädigt werden. Aber sie schafft das! Sie darf die Lady nicht enttäuschen und es wäre doch gelacht wenn man ihr so etwas nicht überlassen könnte! 

Lost EnemyWhere stories live. Discover now