Erinnerungsfetzen

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„Was hast du gesehen." Immerhin will er wissen welche Personen sie gesehen hatte wenn sie sie eigentlich kannte. „Ich- Ich weiß es nicht! Ich kenne ihre Namen nicht!" Sie soll jetzt nicht ausflippen, das ist das letzte was sie in diesem Zustand braucht. Hans hebt den Hirsch wieder über seine Schulter und hält ihn an seinen Beinen vor seiner Brust fest, während er ihr eine Hand auf den Rücken legt. Sie müssen sich so oder so nach einer neuen Bleibe für die Nacht umsehen. „Da... Da war eine... Frau? Mann? Ich weiß es nicht... es sah aus als hätte die Person ziemlich viele Tattoos auf der rechten Seite und- und so einen Stern auf der Stirn. Und sie hatte unterschiedliche Augenfarben!" Hans zieht eine Augenbraue hoch. „Sie. Zorin Blitz." Aber warum erinnert sie sich ausgerechnet an die? Nisha sieht zu ihm hoch und runzelt die Stirn, er scheint nicht begeistert davon zu sein wen er gesehen hatte. „Zo... rin. War sie auch bei Millenium?" Ein stummes Nicken gibt ihr die Gewissheit dass sie wohl eine Kollegin gesehen hatte. „Lebt sie noch?" Diesmal ein Kopfschütteln und die braunhaarige sieht wieder nach vorn. „Huh... ich hatte das Gefühl sie zu mögen, schade dass sie tot ist. War sie eine gute Person? A-Also menschlich. Das mit Millenium... das ist immer noch ne scheiß Aktion." Gut zu wissen dass Nisha noch immer so von Millenium denkt, wobei er sich vielleicht wirklich damit anfreunden könnte. Ein ruhiges Leben irgendwo im nirgendwo. Frieden. Ob ihm das wohl irgendwann einmal vergönnt ist? Doch um ihre Frage zu beantworten, schüttelt er wieder den Kopf, Zorin war menschlich scheiße und er wundert sich gerade ein wenig dass sie Zorin gemocht haben soll. Nun gut, charakterlich haben sich die beiden kaum unterschieden, beide waren sie extrem ehrgeizig, schon beinahe versessen auf ihre Aufgaben und auch ein klein wenig überheblich. Wobei Nisha im Gegensatz zu Zorin auch allen Grund dafür hatte, denn sie war wirklich mächtig. „Wieso habe ich sie eigentlich gemocht...?" Die Frage stellt er sich ebenfalls, aber darauf würden sie erst die Antwort bekommen wenn sie ihre Erinnerungen vollständig zurück hat und wenn sie weiß wie sie sich zu verhalten hat. Kurz bevor die Dämmerung einsetzt, finden die beiden eine Unterkunft und auch wenn die Höhle nicht groß ist, für eine Nacht sollte sie reichen. Während Hans sich darum kümmert den Hirschen in handliche Stücke zuzubereiten, geht Nisha noch einmal nach draußen und sucht nach Holz um ein Feuer zu haben welches sie ein wenig wärmer hält und das Fleisch durchgaren kann. Irgendwie weiß sie dass rohes Fleisch nicht sonderlich gesund für sie sein kann und bevor sie sich hier irgendetwas einfängt, sollte sie es lieber durchbraten. Der Werwolf ist ein wenig stolz auf sie. Natürlich war das ein kleiner Fortschritt mit der Erinnerung! Aber was noch wichtiger ist, sie fängt an ihre Fähigkeit wieder richtig zu beherrschen und das ist im Augenblick nützlicher zum Überleben. Aber sie soll erst einmal anfangen ihr eigenes Blut richtig unter Kontrolle zu haben, bevor sie anfängt fremdes Blut zu kontrollieren. Laut einer ihrer wenigen Aussagen dazu soll es um einiges schwieriger sein vor allem die Kontrolle zu behalten, sich auf andere Sachen zu konzentrieren und gewisse Handbewegungen gleichzeitig auszuführen. Das tut er ihr noch nicht an, dazu ist sie eindeutig noch nicht bereit. Während er schon fast fertig ist, kommt sie erst einmal mit dem Holz an und er sieht die frische Wunde. Nisha bemerkt seinen Blick und lächelt entschuldigend. „Ich wollte sehen wie weit das alles geht und- Ich kann damit Bäume fällen! Und... sie zerteilen. Und sie transportieren." Leicht lehnt sich Hans auf die Seite und blickt an ihr vorbei an den Höhleneingang. Das Holz liegt dort fein säuberlich aufgestapelt und in einem großen Haufen dort. Seufzend lässt er den Kopf hängen, sie soll sich doch nicht gleich überanstrengen und sich verausgaben! Sie sieht doch schon wieder so blass aus. Nisha übersieht seinen leicht verzweifelten Blick und baut alles für das Feuer auf, bevor sie ihre Hand ausstreckt und ihr Begleiter ihr wortlos das Feuerzeug reicht. Auch der Fakt dass man ihr die Dinge anreicht ohne dass sie etwas sagen muss- Es kommt ihr so komisch bekannt vor und eine gewisse Macht durchströmt sie für einen Moment, das Gefühl alles zu beherrschen überkommt sie, ist aber genau so schnell wieder weg als sie die Äste anzündet und es erst ein wenig brennen lässt, bevor sie die ersten Scheite drauflegt und dem Rauch dabei zusieht wie er an die Höhlendecke wandert und von dort aus zum Höhleneingang schwebt. „Meinst du wir können für immer vor Alucard fliehen? Wäre es nicht... Ich weiß nicht. Schlauer das wirklich irgendwann einmal zu klären?" Die roten Augen gehen zu ihr, viel zu viel Naivität steckt in ihr, das muss er ihr noch klarmachen.

Lost EnemyWhere stories live. Discover now