8. Freiheit

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Kyungsoo wacht von einem Poltern auf. Genervt drückt er seinen Kopf tiefer ins Kissen. Kissen? Das „Kissen" ist alles andere als weich und riecht nach Waschmittel. Und warum schlafe ich überhaupt im Sitzen?

Blinzelnd öffnet Kyungsoo die Augen und atmet erschrocken ein, als er realisiert, wo er sich befindet. Direkt vor seiner Nase befindet sich Jongins Arm. Sind sie also schon wieder auf der Couch eingeschlafen. Hauptsache, es hat diesmal niemand ein Foto gemacht, denkt Kyungsoo und betrachtet mit aufgerissenen Augen den Umriss seiner eigenen Hand unter Jongins grauem Oberteil. Dann wandert sein Blick weiter hoch, über Jongins Schlüsselbein, passiert seinen Adamsapfel und erreicht schließlich seine Lippen. Einen Moment lang verspürt Kyungsoo das Bedürfnis, diese Lippen zu küssen, aber er verwirft den Gedanken schnell wieder als Jongins Wimpern sich bewegen. Gähnend streckt dieser seine Schultern etwas, dann fällt sein Blick auf Kyungsoo. Sofort breitet sich ein Lächeln auf dem verschlafenen Gesicht aus.

„Deine Haare", sagt er mit krächzender Stimme und zieht an einer von Kyungsoos wild abstehenden Haarsträhnen.

„Aber deine", murmelt Kyungsoo und wuschelt durch Jongins chaotische Frisur. Jongin duckt sich lachend vor seiner Hand, doch Kyungsoo gibt nicht so schnell auf und lehnt sich weiter in Richtung Jongin. Ganz unerwartet lässt sich dieser zurückfallen, sodass Kyungsoo das Gleichgewicht verliert und mit dem Oberkörper auf Jongins Brust landet.

Jongins Lachen verstummt. Auch Kyungsoo traut sich kaum zu atmen. In den Ohren kann er seinen Herzschlag hören.  

Dann spürt er plötzlich, wie Jongin seine Haare berührt. Nicht so ruppig wie noch vor einer Minute, sondern ganz sanft. Die Finger seiner zweiten Hand gesellen sich zu denen der ersten und umfassen Kyungsoos Hinterkopf. Langsam ziehen die beiden Hände ihn immer weiter in Richtung Jongins Gesicht bis ihre beiden Nasenspitzen sich berühren.

Ganz plötzlich muss sich Kyungsoo an das Poltern erinnern, welches ihn aus dem Schlaf gerissen hat.  

„Bist du auch von diesem Geräusch aufgewacht?", fragt er unwillkürlich. Seufzend lässt Jongin Kyungsoos Hinterkopf los.

„Ja", sagt er und schiebt Kyungsoo zur Seite, sodass er selbst sich aufsetzen kann. „Das war die Fernbedienung, die ist von meinem Schoß gerutscht."

„Ach so, ich dachte, da wäre noch jemand außer uns beiden im Raum", erwidert Kyungsoo erleichtert.

„Gib's doch zu, du wolltest doch nur den Kuss verhindern", lacht Jongin und zieht sich sein Oberteil zurecht.

„Bist du jetzt beleidigt?"

„Nein, nein."

„Warum hast du's denn jetzt so eilig?", fragt Kyungsoo und beobachtet, wie Jongin die Fernbedienung vom Fußboden aufhebt und auf den Couchtisch legt.

„Weil ich einen Riesenhunger habe. Außerdem hast du Mundgeruch", antwortet Jongin mit einem breiten Grinsen und gibt Kyungsoo einen leichten Klapps auf den Hinterkopf. Dann steht er auf und macht sich auf den Weg in Richtung Küche.

„Du bist derjenige, der hier Mundgeruch hat!", ruft Kyungsoo ihm hinterher und lässt sich wieder zurückfallen.


Nach dem Frühstück besteht Jongin darauf, eine Fahrradtour durch die Innenstadt zu machen. Eigentlich hat Kyungsoo keine Lust. Im Tageslicht fährt er nicht gerne durch Seoul. Dann ist alles so klar. Die schmutzigen Abgase, das graue Licht, welches sich in den gigantischen Fensterscheiben der Bürotürme spiegelt und die verzogenen Münder der Menschen, während sie so in ihre Mobiltelefone hineinbrüllen. Außerdem ist Jongin durch das intensive Tanztraining so schrecklich sportlich und Kyungsoo kommt mit seinen kurzen Beinen immer nur mit Ach und Krach hinterher.

KaiSoo: 180° [EXO Fan-Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt