43. Kapitel

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Elijah

Ich betrat völlig geschafft die Villa, nachdem ich 16h in der Firma verbracht hatte, als mich Mrs. Quentin im Eingangsbereich begrüßte.

"Guten Abend Sir."
"Guten Abend Mrs. Quentin."

Ich legte meine Unterlagen ab und zog mein Jacket aus, was Mrs. Quentin mir sofort aus der Hand nahm.

"Haben Sie zufällig meine Mutter gesehen?"
"Sie ist in der Küche.. mit dem Doktor."

Ich seufzte hörbar.

"Ihr geht es immer noch nicht besser?" fragte ich, obwohl ich bereits die Antwort im Gefühl hatte.

"Ihr Fieber ist den ganzen Tag schon bei 40,8°C.. es sinkt nicht mehr.." sprach sie behutsam.

Ich holte tief Luft, nahm meine Unterlagen und bedankte mich bei ihr, bevor ich geradewegs in die Küche lief.

Mr. Michalék verabschiedete sich gerade, als ich zu den beiden stieß.

"Mr. Johnson.." entgegnete er mir und zog tief Luft ein.

"Doc.." erwiderte ich knapp.

"Ich muss mich leider schon verabschieden.. der nächste Patient wartet bereits, ich wünsche Ihnen allen einen schönen Abend."
"Danke.. gleichfalls Doc."
"Bis morgen."

Er schaute noch einmal kurz zu meiner Mutter und nickte zur Verabschiedung, bevor er sich auf den Weg machte.

"Kaffee?" fragte meine Mutter behutsam und stellte ihren Tee zur Seite.

Nickend stimmte ich zu und ließ die Unterlagen auf den Küchentresen fallen, bevor ich meine Krawatte lockerte und den ersten Knopf meines Hemdes öffnete.

Sie reichte mir eine Tasse schwarzen Kaffee und betrachtete mich besorgt.

"Wie schlimm ist es?"

Sie schwieg eine weile.. bevor sie vorsichtig anfing loszureden.

"Sie glüht, sie isst nichts, sie trinkt nichts, sie bewegt sich nicht.. sie schläft nur.."

Nachdenklich griff ich mir an mein Nasenbein.

"Sie hat aufgegeben.." setzte sie fort.

"Ava gibt nicht auf, das hat sie noch nie." fiel ich ihr sofort ins Wort.

"Dieses mal leider schon.."

Schweigen kehrte ein.

Sie legte mir nach einer weile ihre Hand auf die Schulter.

"Rede mit ihr."
"Sie will mich nicht sehen, geschweige denn will sie mit mir reden."
"Glaub mir.. sie wird vielleicht nichts sagen, doch sie wird dir zuhören.."
"Aber.."
"Du bist der einzige der ihr noch helfen kann Elijah, tu es.. bevor es zu spät ist und du es bereuen wirst, egal wie schwer es ist. Sie wird auf dich hören, wenn auch mit Widerwillen.."
"Was wenn nicht?"
"Dann hast du es zumindest versucht.."

Ich verschränkte meine Hände im Nacken und überlegte angestrengt.

"Sie wird mir alles um die Ohren hauen, was sie sich greifen kann."
"Dann nimm dir besser die alte Sparrings Kleidung von Claude, die er immer bei dir benutzt hat." sprach sie belustigt.
Ich schüttelte nur mit dem Kopf und konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

"Du hättest sie in dein Zimmer bringen sollen.. dort hätte sie wenigstens nur mit Anzügen werfen können."

Ich schaute zu ihr.

"Jetzt hast du den Salat.. Vasen, Gewichte, ... ich bestell besser schon mal den Rettungsdienst." witzelte sie, während sie die Küche verließ und mich zurück ließ.

Warum hatte sie auch nur recht..

Ich fuhr mir durch meine Haare, bevor ich mich letztendlich auf den Küchentresen stützte und aufstand.
Mein Kopf sträubte sich förmlichst dagegen mit ihr zu reden, da ich keine Worte finden würde und meine Überzeugungskraft ihr gegenüber nur milde war..
Dennoch stieg ich die Treppen nach oben und bewegte mich auf das Gästezimmer zu, indem sie sich befand.

Ich hielt vor ihrer Tür und wollte klopfen, doch kurz davor stoppte ich.

Ich hielt Inne und dachte darüber nach was ich ihr überhaupt sagen sollte, was die Sache vielleicht doch in die richtige Richtung lenken würde, doch mir fiel rein garnichts ein. Ich wusste sofort mit was sie kontern würde, falls sie überhaupt mit mir reden würde und das vereinfachte die Sache nicht einmal annähernd.

Ich holte tief Luft und klopfte trotz allem, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden was ich sagen würde.

Natürlich kam keine Reaktion, nichtsdestotrotz öffnete ich vorsichtig die Tür, mit der Erwartung das sie sofort nach mir etwas werfen würde, wenn sie mich sieht, doch es passierte Verwunderlicherweise nichts.

Ava schlief anscheinend, tief und fest, weshalb ich mich vorsichtig um das Bett bewegte und ihr Licht ausschalten wollte.

Während ich versuchte so leise wie möglich mich zu bewegen und gerade den Lichtschalter betätigt hatte, bewegte sie sich.

Mein Atem stockte sofort, denn nichts wäre schlimmer als sie zu wecken und dann ihr erklären zu müssen wieso ich eigentlich hier war, ohne dafür eine konkrete Antwort zu finden die sie nicht aufregen würde.

Sie brummte etwas vor sich her und schien schlecht zu träumen.

"Nei.. nicht.. Elij.." brabbelte sie, als sie sich hin und her wälzte, währenddessen ich immer noch wie angewurzelt vor ihrem Bett stande.

Vorsichtig hockte ich mich vor sie.

"Sch... alles ist gut Ava.." flüsterte ich und strich ihr vorsichtig ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Ihr floss eine Träne die Wange entlang, die ich ihr sofort mit dem Daumen weggewischte.

"Alles ist gut Ava.."

Ich legte ihr meine Hand auf die Wange und spürte wie ihre Haut unerbitterlich brannte. Ein paar Schweißperlen standen ihr auf der Stirn und ihr Traum schien keineswegs besser zu werden.

"Mach keinen Mist Ava.. du darfst nicht aufgeben, hörst du.."

Ich seufzte in der Still vor mich hin, bevor ich letztendlich aufstand und gehen wollte.
Leider gottes hinderte mich ruckartig etwas daran. Es war Ava, die unbewusst meine Hand festhielt.

Ich betrachtete sie erneut und setzte mich ohne groß darüber nachzudenken neben sie, aufs Bett.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt