Kapitel 10 - Verschwiegenheit

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Ich wischte den Badezimmerspiegel mit meinem Handtuch trocken um etwas sehen zu können. Die Hitze des Duschwasser's hatte jeden Spiegel  beschlagen lassen. Ich zuckte zusammen, als ich mit der Hand über die Wunde fuhr. Sie blutete noch leicht. Sie war tief und groß. Er hatte meinen Muskel mit seinen Zähnen leicht verletzt und genau an der Stelle schmerzte es am stärksten. Ich wollte nicht mehr weinen und versuchte tief durchzuatmen. Die Wirkung des Alkohol's von gestern hatte sich  verflüchtigt. Nun war ich nicht mehr benebelt, es war kein Traum. Es war die Realität. Der Alpha hatte mich markiert. Die Angst vor dem, was mir nun bevorstand, ließ mich erneut tief durchatmen.

Nicht wieder weinen, Ella.

„Hey Mi." Ich setzte mich zu Michelle, die bereits im Hörsaal war.

„Moment." Sie schrieb eine Nachricht auf ihrem Handy und legte es dann weg. Sie sah mich an und riss ihre Augen auf. „Wollen wir rausgehen?"

„Psst." Ich warf ihr einen drohenden Blick zu. „Sei bitte nicht so laut."

„Nur wenn du mir erzählst, wieso du so aussiehst, als hättest du zwei Tage geweint." Michelle schien es ernst zu meinen. Sie wusste, dass es mir wirklich schlecht ging. Sie sah mich nun bemitleidend an. „Du siehst nicht nur so aus, du hast zwei Tage geweint."

„Entschuldige, dass ich mich gestern nicht gemeldet hab. Ich hab meinen Eltern erzählt, dass es der Kater sei. Heute morgen konnte ich vor ihnen flüchten, bevor sie mich sahen."

„Schon gut, schon gut." Sie schob ihre blonden Haare hinter die Ohren. „Erzähl mir jetzt aber bitte die Wahrheit. Ist etwas bei der Dinnerparty  passiert?" Sie traf mitten ins Schwarze.

„Ja." Ich presste meine Lippen fest aufeinander. „Ich wurde markiert."

„Was?" Michelle hielt sich die Hände vor ihrem Mund. Ich warf ihr einen bösen Blick zu. Sie wusste, dass sie leiser sprechen sollte. „Wie markiert? Ich verstehe gerade nur Bahnhof, Ella."

„Gebissen, ins Fleisch, eine Markierung. Meine Güte du bist doch auch ein Wolf."

„Ja  ja, ich weiß was eine Markierung bedeutet. Zeig mal her." Sie zupfte an meinem Cardigan und schob den Schal zur Seite, den ich vorsichtshalber noch angezogen hatte. „Heilige Scheiße, der Biss ist tief. Du wurdest für diese Saison markiert." Sie schien es zu sich selbst zu sagen, damit sie es wirklich glauben konnte. „Und du bist damit nicht einverstanden gewesen?"

„Sehe ich so aus?" Es tat mir sofort leid, dass ich meinen Frust an Michelle ausließ. Ich wischte mir sofort die Träne weg, die aus meinem Auge floss.

„Wer macht sowas?" Sie drückte meine Hand fest in ihrer, damit wir nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns regten. „War es einer aus der Elite? Einer von Jeremy's Freunden?"

„Michelle ich..." Ich schloss meine Augen. „Es ist mir so wichtig den richtigen Gefährten zu finden. Meine Familie erwartet dies von mir. Ich bin 22  Jahre alt und darf kein schlechtes Licht auf unsere Familie werfen. Jetzt wo Melissa mit Jeremy verheiratet ist, wird besonders ein Auge auf  uns geworfen." Meine Stimme zitterte. „Wer soll mich denn nun bitte mit  dieser Markierung wollen?"

„Ellanie."  Sie kam etwas näher. „Du fragst, wer dich nun noch haben möchte?" Sie spottete fast über meine Aussage. „Ich denke die Antwort ist ganz klar.  Natürlich der, der dich auch markiert hat, sonst hätte er es ja schließlich nicht getan."

„Das ist nicht möglich, er hat es aus purer Lust getan und nicht, weil wir diese Saison ein Paar sein wollen." Sie hatte nicht mit dieser Antwort  gerechnet. Obwohl Michelle bereits viele Männer in ihrem Leben hatte, war ihr sowas auch noch nicht passiert.

Mein Millennium WolfWhere stories live. Discover now