Kapitel 9 - Ready for Dinner?

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Wieso war ich nur mitgekommen? Hätte ich mir nicht eine Ausrede einfallen lassen können?
Hier  tummelten sich lauter Erwachsene, die um ihren Status im Rudel wussten und sich dementsprechend auch benahmen. Ich war froh, dass Melissa mich noch überreden konnte keine Jeans mit schwarzen Schnürstiefeln anzuziehen. Nun stand ich hier, in mitten von den bekanntesten und reichsten Wölfen der Westküste. Unsicher in meinem knöchellangen, tannengrünen Seidenkleid. Der Schlitz, der sich seitlich meines Oberschenkels bis zur Hüfte zog, war sehr gewagt. Genau so wie der  Ausschnitt meines Rückens. Er lief spitz zu und verjüngte sich knapp über meinen Hintern. Dort endeten auch meine Haare. Melissa hatte sie mir noch gelockt. Mein Dad sagte mir, dass ich aussah, als würde ich mein Wolfsfell tragen. Ich trug sie eher selten offen, da ich einfach so viele und so voluminöse Haare habe, doch heute passte es ganz gut zu dem Kleid. Wenigstens war von meiner Brust nichts zu sehen.

Ich umklammerte meine Clutch, während meine Mom und mein Dad mit irgendjemanden sprachen, den ich nicht kannte. Ich fühlte mich fehl am Platz. Ich war noch nie im Maison's Essen gewesen. Es gab hier nur gehobene Küche und ausgewähltes Publikum und dazu gehörte nun heute Abend meine einfach gestrickte Familie? Wie konnten sich meine Mom und mein Dad so wohl hier fühlen? Vielleicht war es aber auch mehr Schein als sein.

Die Lichter waren unheimlich dunkel. Es war teilweise schwer überhaupt jemanden gut zu erkennen. Das dunkle Holz, welches den ganzen Raum auskleidete, machte es nicht wirklich besser. Es wirkte eher wie eine  Bar. Wie ein Nachtlokal, aber nicht wie ein Restaurant.

Ich blickte an die Bar. Sie war riesig. Wunderschöne Frauen und Männer, perfekt gekleidet, standen hinter dem Tresen, bereit für ihre Gäste.

„Mam' was möchten Sie trinken?" Eine Frau, die genau so klein war wie ich, stand mit einem Tablett voller Getränken neben mir. Sie war ein Mensch,  was mich wunderte. Vielleicht war sie mit einem Wolf liiert? Ich nahm ein hohes Glas, welches wahrscheinlich mit Champagner gefüllt war. Meine  Mom nahm es ebenfalls. Wir hatten Beide nicht die Blöße um nachzufragen, was das genau sein könnte. Mein Dad bestellte ein Bier. Ich musste schmunzeln, doch anscheinend war das absolut kein Problem.

„Irgendwie müssen wir es hier doch aushalten, oder?" Mein Dad legte seinen Arm um meine Hüfte.

„Wir hätten Beide zuhause bleiben können und „Narcos" weiterschauen können." Ich lächelte meinen Dad an und er setzte ein gespielt trauriges Gesicht auf.

„Aber dann wäre deine Mom sehr traurig." Er blickte zu ihr. Er schien immer noch völlig verliebt zu sein. Er sah sie voller stolz an und ich freute mich über diese Herzlichkeit in meiner Familie.

„Hey Schwesterherz." Melissa kam zu uns und sah mich ebenfalls stolz an.  „El, wenn du heute keinen Mann finden solltest, dann weiß ich auch nicht." Sie sah zu einer Herrengruppe, die unheimlich gut gekleidet waren und sich anscheinend eher weniger für Frauen interessierten. Das hier war eben keine Disco. Hier ging es viel mehr um Beziehungen und  Geschäfte.

Ich verdrehte genervt meine Augen. Am liebsten wäre ich gegangen, aber zu wem? Meine Mädels amüsierten sich wahrscheinlich prächtig und würden sich demnächst auf den Weg ins Prisoner's machen. Das hatte ich für heute Abend bereits gecancelt. Mit dem Outfit dorthin? Auf keinen Fall. Würde ich Schuld an einem Riss oder einem Fleck sein, der sich nicht entfernen ließ, würde Melissa mich köpfen. Dieses Kleid war eines ihrer exklusivsten Stücke ihres Concept Stores.

„Ich meine es ernst, Ella." Sie zog mich ein wenig zur Seite und stand nah bei mir. Unsere Eltern sollten das Gespräch nicht mitbekommen. Die Musik war lauter als erwartet und flüstern konnte Melissa nicht. „Ich habe es auch leid, dich ständig darauf anzusprechen, aber du brauchst jemanden an deiner Seite. Wenn es auch nur für eine Saison ist." Sie schien mit ihrer Aussage selber nicht zufrieden zu sein. „Aber ganz alleine mit wechselnden Partner innerhalb der Hitze... wie in den letzten Jahren, das ist zu gefährlich. Es wirft ein schlechtes Licht auf dich und auf uns." Sie bemerkte, wie abgeneigt ich von ihren Aussagen war. Mich überkam ein schlechtes Gewissen, welches sie mir anscheinend versuchte einzureden.

Mein Millennium WolfWhere stories live. Discover now