Kapitel 6 - Splitter

1.2K 31 0
                                    

Ich ließ mich neben Erica auf die Bank in der Cafeteria fallen. Ich war total übermüdet. Meine Gedanken ließen mich kaum schlafen. Zusätzlich musste ich in der Nacht die Hitze meiner Mutter ertragen. Mein menschlicher Dad hat es natürlich genossen. Ich ekelte mich bei dem Gedanken. Die Mathestunde lenkte mich zumindest etwas ab.

„Mia? Hast du dir schon einen Termin gemacht für die Brautkleidanprobe?" Michelle würde gerne mitkommen, das wusste ich. Obwohl Mia wohl eher Erica auswählen würde.

„Nein, noch nicht. Wir haben noch das Rennen vor uns." Mia sah beschämt zur Seite. Das Rennen folgte direkt nach der Markierung. Die Markierung war ein Biss in die jeweilige Schulter des Anderen. Ich hatte vor ein paar Jahren erst gelernt, dass es verschiedene Markierungen gab. Die, die einen dazu verpflichten über die Saison nur dem anderen Wolf zu gehören und die Markierungen, die zeigten, dass man einen Gefährten gefunden hatte. Dieser Biss hatte eine andere Farbe. Ein zärtliches rosa, leicht ins Blau-grün gehende, trug Mia mit voller stolz. Kein anderer Wolf würde sie riechen und Harry würde auch von keiner anderen Wölfin mehr gewittert werden. Er war quasi Geruchslos für uns.

„Was passiert bei dem Rennen, Mia?" Ich hatte keine Ahnung um was es dort genau ging. Keiner in unserem Alter hat dies bisher getan. Sie sah mich lächelnd und voller Vorfreude an.

„Du verwandelst dich mit deinem Gefährten. Ihr geht zusammen auf die Jagd. Doch ihr Jagd keine Tiere, wie bei einer normalen Jagd. Sondern euch. Die Frau versucht zu fliehen und der Mann muss sie finden. Dies kann mehrere Stunden dauern. Umso länger, umso besser. Es passiert bei Vollmond. Meine Schwester sagte mir, dass es was magisches wäre, etwas spirituelles." Mia's Vorfreude war kaum zu überhören. Ich freute mich mit ihr. Für mich klang es, als wäre solch' eine Erfahrung sehr weit von mir entfernt. Es war quasi unvorstellbar mich vor jemanden zu verwandeln. Menschen verwandeln sich alleine, sie dürfen dabei nicht gesehen werden. Meistens sind sie dabei in unglaublich schneller Bewegung. „In vier Tagen ist Vollmond." Mia biss sich auf ihre Unterlippe. „Da wollen wir es versuchen."

„Sei froh, dass Harry kein Alpha ist." Erica nippte an ihrem Cappuccino.

„Warum?" Es preschte quasi aus meinem Mund.

„Da gibt es noch ein paar zusätzliche Rituale." Michelle unterbrach Erica, setzte sich aufrecht und sah mich nun an.

„Hey Ella", sie flüsterte nun eher, „du wolltest uns noch erzählen, was da auf dem Sommerball passiert war."

„Eigentlich nichts besonderes." Ich atmete tief durch und wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Die Mädels schwiegen und warteten darauf, dass ich fortsetzte. „Die Hitze überkam mich, als ich Aiden Norwood sah. Er sah mich an und unsere Blicke kreuzten sich ein paar mal." Es war mir fast peinlich das zu erzählen.

„Oh Shit!" Michelle schrie fast auf, riss sich dann aber zusammen. „Ella, hast du mit ihm geschlafen?"

„Nein", protestierte ich, „ich bin auf die Toilette um mich zu erfrischen. Doch bin ich in meiner Hitze leider aufs Männerklo gelaufen und dort sind wir uns begegnet. Mehr nicht." Ich zuckte mit den Schultern. Ich konnte ihnen keine weiteren Details erzählen, dann wüssten sie zu viel. Denn wirklich niemand wusste von meiner Jungfräulichkeit.

„Wenn man sich auf einem magischen Ort, wie einer Toilette - oder in einer Umkleidekabine - trifft, wie kann man dann nicht übereinander herfallen?" Michelle schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Sie dramatisierte die Situation zu unserer Belustigung.

„Vielleicht weil er der Alpha ist und ich eine 22-jährige Medizinstudentin?" Ich zog die Augenbrauen hoch und rechnete nicht mit mehr Konter ihrerseits.

„Ella, wenn das so weitergeht, wirst du einfach nie einen Partner finden." Michelle stöhnte auf. Ich packte wortlos meine Tasche zusammen. „Hey, das war nicht so gemeint." Doch war es, das wusste ich. Es war blöderweise aber auch die Wahrheit.

Mein Millennium WolfWhere stories live. Discover now