Kapitel 2 - Soulmate

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„El, ich spüre es, er ist der Richtige für diese Hitze!" Michelle griff nach meinen Händen, die noch total kühl waren. „Ross ist einfach... vielleicht wird er mein Seelenverwandter!"

„Oh wow, halt." Ich nahm nun ihre Hände. „Du kennst ihn doch erst ein paar Wochen."

Michelle verdrehte die Augen und stand aus meinem Bett auf.

„Nur weil du so prüde bist und einfach keinen Mann an dich heranlässt." Sie entschuldige sich sofort. „So war das nicht gemeint. Ich meine nur... Du bist einfach anders als ich." Sie setzte sich wieder auf's Bett.

„Michelle, ich weiß, dass du gerne begehrt wirst. Du willst wie eine Königin behandelt werden und die Männer sollen dir hinterherlaufen. Aber... wenn du einmal einen Seelenverwandten gefunden hast, wenn du ihn als deinen nimmst, dann ist das für immer." Ich hielt kurz inne. „Ihr werdet nicht ohne einander leben können."

Michelle war seit ihrer ersten Hitze schon sehr sprunghaft gewesen, was ihre Partner anging. Auch war sie jedesmal Feuer und Flamme. Und jedes Mal endete es damit, dass sie gelangweilt war. Auch Ross war nun nicht ihr Seelenverwandter. Ich konnte ihr das in ihrem Optimismus natürlich nicht so sagen, aber gewusst haben wir das Beide.
Sie schnaufte und wedelte das Thema wortwörtlich mit ihren Händen weg. Ihre schulterlangen, blonden Haare flogen dabei hin und her.

„Okay und wie ist es bei dir? Hast du schon Anzeichen gemerkt? Ich meine, es ist nicht mehr lange bis zur nächsten Hitze und du hast wieder niemanden."

„Ich glaube", stotterte ich, „ich werde dieses Jahr wieder ohne Partner sein." Ich mochte ihr kaum in die Augen schauen.

„Also wirst du wieder einfach das nehmen, was noch zu haben ist? Ella, ich denke, das ist einfach gefährlich." Sie schien sich wirklich Sorgen zu machen. Sie wusste nicht, dass ich noch Jungfrau war. Das ich nie jemanden an mich herangelassen habe. Nicht mal für einen Kuss. Ich wurde in einer Disco oder bei einer Feier natürlich mal angefasst. Besonders während der Hitze. Von einem Menschen, sowie von einem Wolf. Doch ich konnte immer fliehen, bevor es wirklich ernster wurde.

Würde jemand von meinem Geheimnis wissen, drohte mir sogar eine Erklärung vor dem Rudel. Das war die Strafe für die, die sich gegen die Paarung stellten. Ich habe schon eine öffentliche Erklärung, für mich war das eher Bloßstellung miterlebt. Sie war schrecklich. Die Wölfin wurde daraufhin zur Wahl gestellt. Wenn sie nicht für Nachwuchs kämpfen würde, würde sie aus dem Rudel ausgeschlossen oder sie würde sich niemals binden dürfen und ihr Leben für das Wohl des Rudels opfern. Mein Vater sagte mir, dass das bedeuten würde, dass sie im Rudelhaus als Dienerin arbeiten würde, ohne Vergütung. Da sie dem Rudel sonst nichts bieten könnte. Sie hatte jedoch noch eine weitere mögliche Wahl. Die sofortige Beendigung ihrer Jungfräulichkeit unter Zeugen. Ich habe nie wieder was von dieser Frau gehört, da mich meine Mutter und mein Vater, vor ihrer Entscheidung aus der Menge gezogen haben.

„Ellanie?" Michelle holte mich ins hier und jetzt zurück.

„Ja, entschuldige. Ich bin einfach müde." Ich lehnte mich gegen die riesigen Kissen auf meinen Bett.

„Du kannst mir nicht immer aus dem Weg gehen. Das Thema ist wichtig! Weißt du was", sie sprang wieder auf, „wir Mädels werden dir jemanden suchen. Sonst wirst du noch so verbittert, wie Erica." Sie warf mir einen traurigen Blick zu. Erica war unsere Freundin und litt, im Gegensatz zu mir, wirklich unter der Hitze und der damit verbundenen unbefriedigten Lust. Sie hatte auch keinen Grund weiterhin jungfräulich zu bleiben. Mir fielen genug Gründe dafür ein. Einer davon hieß Emily.

Ich seufzte und widersprach Michelle nicht weiter. Sie wäre die letzte, die meine Jungfräulichkeit verstehen würde. Noch weniger würde sie verstehen, dass ich auf den richtigen Mann warten möchte. Ich weiß, dass das sehr Un-wolfig von mir ist Aber ich bin eben nicht, wie die anderen. Mein Seelenverwandter soll mich niemals geteilt haben. Dafür ist auch mein Stolz viel zu groß.

Mein Millennium WolfWhere stories live. Discover now