Die Haustour

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Oben angekommen schritten wir den Flur entlang. Alle Türen waren geschlossen und wir gingen an allen Zimmern vorbei, bis wir vor einem Zimmer am Ende des Flures hielten. Nathan stellte meine Tasche ab und bemerkte dabei meinen verwirrten Gesichtsausdruck. „Lass uns ganz oben anfangen und dann arbeiten wir uns bis nach unten durch.", meinte Nathan lächelnd und ging den Flur wieder ein paar Meter zurück bis zu einer Tür, vor der er stehen blieb und sie dann öffnete. Hinter der Tür war eine Treppe, die nach oben führte. Neugierig lehnte ich mich vor, um noch weiter hoch schauen zu können. Wer versteckt denn eine Treppe hinter einer Tür? Schon stieg Nathan mit mir die Treppe hinauf. Oben angekommen war genau wie unten wieder eine Tür vorhanden. Auch diese öffnete Nathan und schritt bis zum Ende des Flures, wo er mich dann auf meinen Füßen absetzte. „Dann wollen wir mal, Madame. Nach Ihnen.", sagte Nathan nun sehr hochgestochen und einem gespielten französischen Akzent. Er öffnete die erste Tür und schritt dann mit großen Schritten herein. „Unsere Tour startet in „Poppenhausen", Mademoiselle.", sagte Nathan enthusiastisch, während er die Arme ausbreitete und dann weiter ins Zimmer hineinschritt. „Den Namen für das Gästezimmer hat es vor einigen Jahren bekommen, als Freunde der Hausbesitzer immer wieder von anderen Freunden der Hausbesitzer dabei erwischt wurden, wie sie hier drinnen gepoppt haben.", sprach Nathan weiter, wobei einzelne Wörter durch den französischen Akzent besonders hervorgehoben wurden. Über dem Bett hing ein großes Brett auf dem „Poppenhausen" eingraviert wurde. Abgesehen davon war es ein ganz normales Gästezimmer mit Doppelbett, Kommode und einem kleinen Schreibtisch. Das dachte ich zumindest bis Nathan sich auf zum nächsten Zimmer machte und sich umdrehte. Da sah ich es. Neben der Tür hing ein großes Portrait wie man es in Filmen immer von Königen oder Adligen sah, wo sie immer ihre beste Kleidung trugen. Könige hatten oft einen edlen roten Umhang um und eine Krone auf dem Kopf, sowie einen goldenen Reichsapfel in der Hand. Das Portrait in diesem Zimmer war zwar im selben Stil gehalten, aber anstelle eines Königs oder gar einer Person auf dem Bild, war ein Dildo auf die Leinwand gemalt. Doch es war auch nicht einfach nur ein Dildo. Es war naturgetreuer Dildo, der oben eine Krone aufhatte und der einen edlen roten Umhang trug. Mit großen Augen starrte ich das Portrait vom Dildo an. „Kommst du?", fragte Nathan und steckte den Kopf wieder ins Zimmer. Als er mich auf das Bild starren sah, musste er grinsen. Ich löste meine Augen vom Bild und ging kichernd aus dem Zimmer. Nathan schloss die Tür, sobald ich wieder aus dem Zimmer draußen war und öffnete die Tür direkt gegenüber. „Hier haben wir ein weiteres Gästezimmer. Ausgestattet mit einem großen Doppelbett, Fernseher und begehbaren Kleiderschrank, bietet es größten Komfort für Gäste, die wünschen länger in diesem traumhaften Zimmer zu verweilen. Edle Holzdielen schmücken den Boden und geben den Gästen Souvenirs in Form von Holzsplittern mit, damit sie ihre Unterkunft nicht so schnell vergessen werden und diese Attraktion, immer wieder erleben wollen und uns so stehts wieder beehren. Was noch, was noch?", sprach Nathan immer noch mit dem gespielten französischen Akzent zu sich und klatschte in die Hände. „Ahhh, oui. Natürlement. Die Bilderwand. Jeder Gast, der je in diesem Zimmer geschlafen hat, muss ein Bild malen. Dieses wird dann in einen Bilderrahmen gesteckt und an der Wand aufgehängt. Die gesamten Wände sollen irgendwann mit Bildern geschmückt sein.", erklärte Nathan und zeigte auf eine Wand, an der schon drei und ein Drittel Reihen an selbst gemalten Bildern hingen. „Woah, cool.", meinte ich, während ich die Bilder bestaunte. Wir begaben uns kurz darauf wieder aus dem Zimmer und Nathan schloss erneut die Tür hinter mir. „Hier finden unsere Gäste zusätzliche Decken und Kissen für kältere Nächte oder wenn der Gast selbst eine Frostbeule ist und selbst bei den wärmsten Sommernächten friert, kann er sich stehts hier bedienen.", fuhr Nathan fort und öffnete die Tür zu einer kleinen Kammer, die mit vielen zusätzlichen unterschiedlichen Decken und Kissen bestückt war. Dann schloss er wieder die Tür, griff meine Hand und schritt zur nächsten Tür voran. „Dieses Zimmer, Mademoiselle, wird Sie sicherlich entzücken.", sagte Nathan und schaute mit einem Lächeln zu mir runter. 

Ein neues Kapitel im Leben von JojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt