Wenn Slughorn wütend ist, sieht er wie ein Koboldmaki aus

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Er schluckte und drängte sich noch weiter in die Ecke.

„Lewis?", fragte eine Stimme.

Lewis atmete auf. Es war vielleicht nicht gerade die Person, auf die er anzutreffen gehofft hatte, aber es hätte auch deutlich schlimmer kommen können.

„Lewis-? Ach, hier bist du", Professor Rutherford sah ihn schief an. „Na?", fragte er. „Wie geht's?"

Lewis zuckte mit den Schultern. Das eine so einfache Frage so schwer zu beantworten sein kann, hätte er wohl nie gedacht.

Rutherford lehnte sich an die Wand und strich sich einige blonde Strähnen hinters Ohr und Lewis fiel auf, dass er mehrere Ohrringe hatte. „Ich war gerade bei Professor Slughorn", erzählte er. Lewis schaute auf den Boden. „Und war sehr ... aufgewühlt, würde ich mal sagen.", Rutherford musste grinsen. „Wenn Slughorn wütend ist, sieht er aus wie ein Koboldmaki, findest du nicht?", Lewis reagierte nicht.

„Jedenfalls hat er mir von deinem kleinen Gefühlsausbruch erzählt", Rutherford rutschte an der Wand runter, sodass er auf Augenhöhe mit Lewis saß. „Willst du vielleicht darüber reden?"

Lewis schwieg. Er wusste nicht, ob er darüber reden wollte und vor allem wusste er auch nicht, ob er all das, was gerade in seinem Kopf vorging, überhaupt in Worte fassen konnte.

„Okay", sagte Rutherford. „Verstehe ich. Es ist schwer über bestimmte Dinge zu reden.", er überlegte kurz. „Würde es dir was ausmachen, wenn ich vielleicht eine ähnliche Situation aus meinem Leben beschreibe? Vielleicht würde es dir irgendwie helfen?"

Lewis zuckte mit den Schultern.

„Ich nehme das als ein Einverständnis.", sagte Professor Rutherford. Er blickte in den Gang und strich sich überlegend über seinen leichten Kinnbart. „Weißt du, mein Partner hat auch öfter Momente, wo ihm seine ganzen Gefühle zu viel werden und er sie irgendwie rauslassen musste, da sie sich angestaut hatte. Manchmal zerstörte er dabei nur Gegenstände, belangloses Zeug, welches man immer wieder reparieren und ersetzen konnte, weshalb ich es ihm nicht Übel nahm. Aber wenn ihm wirklich alles zu viel wurde, dann begann er gegen Wände zu schlagen, sich die Haare rauszureißen – ich bemerke gerade, dass das nicht wirklich aufbauend ist, oder?"

„Nicht wirklich", sagte Lewis.

„Tut mir leid", Professor Rutherford seufzte. „Was ich aber versuche dir klarzumachen, ist, dass es nicht schlimm ist, wenn du deinen Gefühlen Freiraum machen musst. Es ist nicht gesund, sie aufzustauen und zu verstecken, bis geradezu explodieren. Und wenn du mich fragst, ist es mir tausendmal lieber, wenn du eine Billarde Kessel vom Tisch stößt, anstelle dir selbst totaler Rage wehzutun, verstehst du?"

Lewis nickte und sah Professor Rutherford jetzt auch in die Augen. „Es ... ist nur schwierig."

„Ich weiß", sagte Rutherford mitfühlend. „Und die Wahrheit ist, dass ich dir nicht wirklich einen Tipp geben kann.", er streckte seine Hand aus und legte sie auf Lewis' Schulter. „Aber ich kann dir zuhören, wenn du willst. Oft hilft es, sich alles von der Seele zu reden."

„Es ist schon lange her, seit dem ich das letzte Mal die Kontrolle verloren habe", begann Lewis schließlich.

„Hast du eine Ahnung, warum es ausgerechnet gerade passiert ist?"

„Nein – ich meine, ja. Also, ich glaube", es fühlte sich seltsam an, einem Lehrer was Persönliches anzuvertrauen, aber genau genommen waren Lehrer doch für sowas da. Sie sollen eine Vertrauensperson darstellen und wenn man jemanden vertraut, dann erzählte man auch von seinen Problemen.

„Ich höre dir zu."

Und das tat er wirklich. „Ich – also, ich bin seit einiger Zeit in einer – äh – Beziehung. Es ist meine erste, dementsprechend habe ich keinerlei Erfahrungen, aber mein Freund schon. Und er ist so schnell und aufdringlich. Also, er zwingt mich zu nichts, oder so, aber irgendwie fehlt mir manchmal einfach die Luft und dabei sind wir ja noch nicht lange zusammen. Ich mache mir Sorgen, dass das mit der Zeit nicht besser wird oder dass es sich wirklich so anfühlen soll. Vielleicht liegt es tatsächlich auch nur an mir und ich bin gar nicht der Typ, der feste Beziehungen führt-"

„Entschuldige, aber ich muss dich kurz unterbrechen", wandte Professor Rutherford ein. „, Dass du dich beengt fühlst, ist nicht richtig, Lewis. In einer Beziehung solltest du dich wohl und geliebt fühlen, und nicht so, als hättest du keinen Platz zum Atmen. Das ist nicht richtig.", er räusperte sich. „Fahre fort, bitte."

„Er wollte im Unterricht auch die gesamte Zeit wissen, weshalb ich so ... verklemmt bin und anstelle ihm zu antworten, habe ich Slughorn gefragt, ob ich mich umsetzen kann, weil ich mich nicht konzentrieren konnte.", Lewis' Augen begannen zu brennen. Er blinzelte ein paar Mal mehr, um das Brennen zu stoppen. „Slughorn hat ihn dann umgesetzt und seine Blicke haben mein schlechtes Gewissen erst so richtig angekurbelt und dann hatte ich die Angst, dass ich in diesem Moment einfach alles kaputt gemacht habe und dann merkte ich, dass den Trank vollkommen verdrängt hatte und er nun verdorben war und den Rest kennen Sie ja schon ..."

„In deinem Kopf scheint es richtig zu rattern, nicht wahr?", meinte Rutherford. Er dachte kurz nach und spielte dabei mit seinen Ohrringen. „Also, so schnell machst du eine Beziehung nicht kaputt, jedenfalls nicht am Anfang. Und er scheint dich wirklich zu mögen. Am besten ist, wenn du ihm von deinen Sorgen erzählst, Lewis, er wird es verstehen, vertrau mir."

Lewis seufzte. „Ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll, dass ich vielleicht einfach noch nicht bereit für das alles bin."

„Sag es ihm genau so.", sagte Rutherford. „Denk nicht zu lange darüber nach. Vertraue deinem Bauchgefühl. Und hey", er zwinkerte. „es könnte auch möglich sein, dass du einfach nur nicht mit dem Begriff „Beziehung" oder „Fester Freund" klarkommst. Es gibt Menschen, die Angst vor der Verantwortung haben oder einfach lieber nichts Festes und nichts Ganzes haben wollen, wie man es umgangssprachlich sagt. Was auch immer dein Grund für deine Sorge ist, Lewis, sei dir sicher, dass es absolut in Ordnung ist, ja?"

„Natürlich, Sir.", Lewis fühlte sich irgendwie leichter, nachdem er mit jemanden über alles gesprochen hatte, nachdem er einmal alles rauslassen konnte.

„Schön", Rutherford stand auf. „Ich muss dann auch wieder los. McGonagall erwartet mich.", er nickte Lewis nochmal zu. „Sollte noch etwas sein, dann zögere nicht in mein Büro zu kommen, ja?"

Lewis lächelte.

Verlorene Liebe - eine Sirius Black FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt