Yellow Skies || kim taehyung

Kapitel 7

Song Doyun kam am nächsten Tag mit unergründlicher Miene an meinen Arbeitsplatz und ließ einen Stapel Blätter auf die Tischplatte fallen, ehe sie sich daneben setzte. Sie trug an diesem Tag einen dunkelroten Hosenanzug mit weiten Hosen und einem Rüschenhemd. Sie sah aus wie eine Göttin. Allerdings schüchterte mich ihre Präsenz heute auch ziemlich ein.
"Guten Morgen", begrüßte ich sie mit piepsiger Stimme und wäre am liebsten vom Erdboden verschluckt worden.
"Guten Morgen, Norang. Ich habe mir deinen Artikel angesehen und muss dich leider darum bitten, ihn noch einmal zu bearbeiten. Einige Quellen, die du benutzt hast sind ein No-Go und es waren viel zu viele. Dein Schreibstil ist sehr unterhaltsam, aber versuch ein wenig eleganter zu schreiben. Wir sind ein High-Fashion Magazin, also schreib etwas weniger, wie in deinem Blog, auch wenn es sehr sympathisch wirkt. Die Deadline bis Ende der Woche gilt immer noch. Nimm dir die Zeit, okay?"
Ein wenig enttäuscht von mir selbst lächelte ich und versprach, mich sofort an die Arbeit zu machen. Song Doyun nickte und verließ meinen Arbeitsplatz wieder, um in eleganten Schritten in ihr Büro zu gehen. Ich versank derweil an meinem Schreibtisch in Selbstscham und schnappte mir den dünnen Stapel Papier, den meine Abteilungsleiterin mir gegeben hatte. Peinlich berührt durfte ich feststellen, dass sich sogar ein Rechtschreibfehler eingeschlichen hatte.

Sofort erarbeitete ich den Artikel von vorne, strich Quellen heraus, die auch mir nun überflüssig erschienen und schrieb erst einmal einen kleinen Aufbau, wie ich vorgehen wollte. Ich ärgerte mich noch immer so sehr über meine Anfängerfehler, dass ich die Arbeit über eine kleine Pause stellte, als ein Redakteur der Abteilung mit der Getränkeliste herumging.
Ich wurde allerdings überrascht, denn als die Getränke kamen, gab es auch eines für mich.
"Ich habe gerade erst bemerkt, dass ein Getränk zu viel dabei war. Scheinbar hat da jemand im Café an dich gedacht." Gutmütig zwinkerte er mir mit Lachfältchen umringten Augen zu und reichte mir meinen Becher, an dem ein zusammengefalteter Zettel klebte. Sicherlich wollte Amala sicher gehen, dass ich mich nicht dehydriert durch den Arbeitstag quälte und lächelte.
Mein Lächeln verschwand allerdings, als ich verwundert feststellte, dass die Nachricht nicht auf englisch, sondern auf koreanisch war und es sich nicht um die riesige, krakelige Schrift meiner Freundin handelte, sondern um eine kleine, gutleserliche Schrift.
"Für Norang. Ich habe mich nur gewundert, dass heute bei der Bestellung kein Tee dabei war und habe dir einen dazugetan. Tae." Er hatte noch einen etwas verwackelten Smiley dazu gemalt und ich musste unweigerlich lachen. Die anderen in der Nähe drehten sich zu mir um und ich machte eine entschuldigende Geste, strich über die Notiz und trank glücklich von meinem Grüntee.

~*~

Nach der Arbeit war ich erschöpft und immer noch ein wenig unglücklich darüber, dass mein Artikel bei Song Doyun so schlecht angekommen war, aber dennoch wollte ich noch schnell im Café vorbeischauen und mich bei Taehyung für seine süße Geste bedanken. Genau in dem Moment, in dem ich eintreten wollte, kam Amala hinausgeeilt und schob mich vom Café weg.
"Ich bin fertig, wir können sofort gehen. Nichts wie weg hier."
Verwirrt wollte ich sie aufhalten, aber Amala plapperte darauf los und erklärte was passiert war, während sie nach hinten sah, als würde sie sichergehen, dass wir nicht verfolgt wurden.
"Ich bin ein bisschen zu weit gegangen. Meine Güte und ich dachte, er wäre etwas offener. Es war doch nur eine Frage."
"Warte, warte, warte. Wovon redest du überhaupt? Und von wem?"
Amala seufzte und wir wurden endlich ein wenig langsamer. Viel länger hätte ich Amalas Laufschritt auch nicht ausgehalten. Nicht, solange ich diese Pumps trug.
"Erinnerst du dich daran, dass ich Jungkook meine Nummer gegeben habe? Ich hatte ihn gefragt, ob ich ein Portrait von ihm anfertigen dürfte und heute habe ich ihn noch einmal ganz diskret darauf angesprochen und ganz sachte mit einfließen lassen, ob er auch mit einer Aktzeichnung einverstanden wäre."