23. Kapitel

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Nachdem ich mich mehrfach übergeben hatte, fühlte ich mich schon etwas besser. Ich hatte viel zu viel getrunken... Was echt untypisch für mich war, aber der Alkohol hatte es geschafft mir für einen kurzen Moment all meine Sorgen zunehmen und deshalb hatte ich weitergetrunken. Wahrscheinlich war das der Grund, wieso manche Leute ihre Sorgen in Alkohol tränkten. Für einen gewissen Zeitraum, vergaß man einfach alles.

Ich wischte mir mit einem Handtuch übers Gesicht und lief in 'mein', Zimmer zurück. Bei diesen Worten musste ich fast lachen. Meins, meins, meins! Gar nichts hier war meins! Ich würde mich nie damit abfinden, hier mein ganzes Leben zu verbringe und er konnte es vergessen, das ich mich hier irgendwann wohl fühlte!
Ich blieb stehen und schaute mich mit verengten Augen um. Die einzige Chance die ich hatte, war aus dem Fenster zu springen... Springen...
Ich stemmte meine Hände ins Becken und dachte kurz über einen Selbstmord nach... 'Es wäre so einfach Chloe...' Ich schüttelte schnell den Kopf und dreht mich um. Ich war noch viel zu jung und zu ehrgeizig um jetzt zu sterben!

"Ich brauche ein Seil...", murmelte ich und schaute mich nachdenklich um. "Einfach etwas zum runterklettern..."
Mein Blick viel aufs Bett. 'Bettlacken! Das ist das was ich brauche!' Aber wie sollte ich sie durchschneiden? Sie waren viel zu kurz an einem Stück.
Ich nahm die Lampe die aus Porzellan bestand und wickelte sie in die Decke ein, damit es beim zerbrechen nicht allzu laut wurde. Ich schlug und warf mich einpaar mal drauf, aber es passierte nichts. Wieso war der scheiss so stabil? Genervt lief ich mit samt der Decke und Lampe ins Badezimmer. Ich haute mit dem Duschkopf einpaar mal auf die umwickelte Lampe, doch wieder geschah nichts. Verdammt! Lauter konnte ich nicht mehr sein, er würde mich bestimmt hören.
Müde setzte ich mich auf den Boden und starrte den Rasierer am Badewannenrand an. "Mein Gott...", sagte ich leise und schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Ich war anscheinend immer noch zu betrunken, um klar denken zu können.
Ich sprang auf und machte mich wieder an die Arbeit. Hier zu bleiben, hielt ich nicht mehr aus. Entweder starb ich bei diesem Versuch, oder ich schaffte es zu fliehen und Hilfe zu holen. Beide Optionen waren gut, außer er fing mich wieder ein, dann hatte ich wieder einmal was zu befürchten.

Als ich fertig war, öffnete ich das Fenster und schaute etwas skeptisch runter. Mein Herz begann sofort schneller zu schlagen, bei diesem verdammt hohen Anblick. Ich hatte zwar keine Höhenangst, aber... Es war einfach verdammt hoch und schon kamen die ersten Zweifel.
Würden die Laken überhaupt reichen? Ich schaute kurz nach hinten und dann wieder runter... 'Vielleicht... Den Rest springst du einfach, Chloe!' Das sagt sich so einfach...
Das eine Ende meines, provisorischen Seils, band ich ans Bettbein und das andere warf ich aus dem Fenster. Ich versuchte zu sehen bis wohin es reichte, aber es war einfach zu dunkel. Ich musste es auf gut Glück versuchen und zwar jetzt!
Ich setzte mich auf die Fensterbank und schaute erneut runter. Meine Zehen kribbelten bei der Nachtkälte, die mich sofort umgab. Ein leichter Nebel lag in der frischen Luft und machte den Abgrund unsichtbar für mich.
'Jetzt muss nur noch deine Armmuskulatur dafür ausreichen...' "Okay...", murmelte ich leise.
Ich packte das 'Seil' und krallte mich daran fest. Der erste Schritt, war immer der schwerste, der zweite auch, der dritte auch und der vierte erst recht! Ich war nicht die sportlichste Person und langsam wurde der Scheiss auch zu anstrengend!
Ich rutschte eher runter, als zu klettern und als kein Seil mehr da war, versuchte ich mit meinen Füßen den Boden zu ertasten. Doch Fehlanzeige, da war noch nichts. Noch nichts.
Ich schaute runter und versuchte abzuschätzen wie weit es noch war. "Einfach abrollen... So wie es Stunt Double auch tun!" Ich atmete tief ein und ließ los. Als ich unten ankam, merkte ich, das ich es eindeutig nicht drauf hatte. "Das...! War echt Scheisse!", sagte ich mit zusammengekniffenen Augen und setzte mich, den Rücken reibend, auf. Es war doch höher gewesen als gedacht, aber ernsthaft verletzt hatte ich mich nicht.
Ich zwang mich aufzustehen und humpelte durch die Büsche in Richtung Mauer. Psycho James durfte nichts mitkriegen! Und bis jetzt, schien alles gut zugehen.

W-B Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt