Das Opfer

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In einem lilafarbenem Licht erhellte sich der Raum und Hawkmoth stand mittendrin. Er vereinte die beiden Schmuckstücke und stand mit leuchtenden Augen, lilanem Anzug mit goldenen Punkten vor den zwei Helden und grinste zufrieden, lachte sogar. Den beiden am Boden liegenden Kindern war nicht zum Lachen zumute. Tatenlos mussten sie zusehen wie Gabriel Agreste seinem wahnsinnigen Wunsch zum Greifen nah war und zu seiner Frau schwebte.

„Emily, oh meine Emily."

Eine einsame Träne gemischt mit einem zitternden, breiten Lächeln machte sich auf Gabriel Agrestes Gesicht breit. So lang hatte er gekämpft seine geliebte Frau wieder in den Armen halten zu können. Er begann seinen Wunsch in die Luft zu schreien, der ganze Raum hallte die Worte noch etliche Male nach und hinterließ bei Marinette die nun eng an Adrien saß ein mulmiges Gefühl im Magen. Dieser Wunsch würde seinen Preis fordern und der Modedesigner hatte schon etliche Male deutlich gemacht, dass ihm kein Opfer zu groß war für seine Geliebte.

„Du sollst leben, endlich wieder bei mir sein! Das ist mein sehnlichster Wunsch!". Der Raum leuchtete greller auf als vorher und ein Nebel aus leuchtenden Kugeln legte sich über den Saal. Ein Tinitus machte sich in Marinettes Ohren breit und ließ sie fast benommen werden. Langsam legte sich die Szenerie wieder und Gabriel verwandelte sich wieder zurück. Die beiden Kwamis lagen erschöpft am Boden, so sehr hatte es an ihrer Energie gezehrt. Mit einem immernoch anhaltenden Fiepen im Ohr konnte die Miraculous-Hüterin langsam erkennen, wie sich etwas in dem gläsernen Sarg bewegte. Emily's Wangen waren auf einmal voll und rot, als hätte sie tatsächlich nur geschlafen.

„Gabriel? Wo bin ich hier ... du hast ja graue Haare mein Liebling."

Er konnte nichts sagen. Er stand nur da und betrachtete seine Frau die er so lang nicht reden, nicht Atmen hören konnte. Berauscht von seinem Sieg und dem geglücktem Wunsch fiel er Emily um den Hals und überhäufte sie mit Informationen. Durch den ganzen Trubel konnte Emily zwar nur die Hälfte wahrnehmen, doch dann fiel ihr auf dass jemand fehlte. Jemand wichtiges.

„Langsam langsam, wo ist Adrien? Wo ist mein Baby?"

Gabriel stockte, doch auch jetzt war er so euphorisch und optimistisch, dass er ihr Versicherte sie würden alles aufarbeiten können. Zu seinem Bedauern machte ihnen das Schicksal jedoch einen Strich durch die Rechnung. In dem Moment als Emily nach ihrem Kind fragte, vernahm man einen herzzerreißenden Schrei. Er war laut und voller leid. Die beiden Erwachsenen drehten sich schockiert um bis sie realisierten, dass der Wunsch sein Opfer abverlangt hatte.

„Nein nein nein sieh mich an, alles wird gut sieh mich an bitte du musst wach bleiben okay? Bleib wach."
„Mari ich bin müde..."

Ihre Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie konnte ihn nicht mal in den Arm nehmen da ihre Arme noch hinter den Rücken gebunden waren. Er fiel erschöpft auf ihren Schoß und verlor langsam das Bewusstsein. Emily konnte nicht ahnen, dass es ihr Kind war, das im Sterben lag. Nervös, fragte ihren deutlich älter gewordenen Mann was passierte und dieses Kind das Bewusstsein verlor. Doch Gabriel antwortete nich. Seine Welt zerbrach in tausend Stücke. Sein Wunsch war eine heile Familie und das eine Mitglied hatte das Leben des anderen abverlangt. Marinette hörte keinen von ihnen, sie hörte kaum Adrien wie seine schwachen Worte seinen Mund verließen. Nur das laute klingeln in ihren Ohren, was diesen Moment noch unrealistischer machte. Ihr Albtraum ist wahr geworden.

„Danke Marinette."

Seine Augenlider flackerten bis sie sich schließlich reglos schlossen. Sein Atem flachte immer stärker ab bis er seinen letzten Atemzug nahm und Mari wagte es nicht sich zu bewegen. Alles hatte sie über sich ergehen lassen. Doch ihr Partner starb in ihrem Schoß und sie konnte nichts dagegen tun. Emily schien die Puzzlestücke zusammenzusetzen und lief panisch zu ihnen hinüber, riss Adrien aus Marinettes Armen und versuchte Adrien wachzurütteln. Alles zwecklos. Ihr Sohn lebte nicht mehr und der Verantwortliche fiel auf die Knie. Mari weinte aus Leibeskräften. Der Schmerz den sie spürte war unerträglich, sie war vor ein paar Minuten noch überwältigt von den Erkenntnissen und nun war ihr Freund nicht mehr da, ihr Partner, ihre Liebe. Der jungen Schülerin wurde schwindelig vor Emotionen, dass sie glaubte ein helles Licht zu sehen.

Doch es war kein Glaube, es war Realität. Bunnix kam aus ihrem Hasenloch. Diesmal war es nur nicht die Erwachsene sondern die junge Bunnix die Marinette aus den fesseln befreite. Verstört über die Lage versuchte sich Bunnix zusammenzureißen und wollte Mari mit sich ziehen. Diese wehrte sich, wollte bei Adrien bleiben. Doch der Hüterin war jegliche Kraft geraubt worden. Sie konnte sich nicht gegen die Wächterin des Hasenmiraculous wehren, so sehr sie auch wollte. Und so verließ Marinette den Schreckensplatz. Abermals landete sie in der Hasenhöhle. Panisch wandte sie sich zu ihrer Freundin.

„Wir müssen zurück! Wir müssen zurück und ihm helfen !". Wahrscheinlich war ihre Stimme sehr laut, da sie versuchte das Klingeln was langsam abschwächte zu übertönen. Doch das war ihr egal.
„Marinette wenn wir in der Zeit zurückreisen und etwas verändern wird alles gut, er wird überleben. Jetzt atme einmal tief durch. Zu welchem Zeitpunkt müssen wir zurück um zu verhindern dass Adrien stirbt?"

Marinette überlegte. Warum musste sie das wissen. Immernoch war ihr Herz am rasen, ihre Ohren pochten und ihr Kopf fühlte sich an als hätte jemand dagegen geschlagen. Benommen von ihren Gefühlen dauerte es einige Minuten, doch sie kam zu einem Entschluss. Sie lief durch die Halle und versuchte den richtigen Zeitpunkt zu finden indem sie dazwischenspringen konnte. Da war er, wie sie mit Chat auf dem Dach stand und gerade zum Agreste Anwesen springen wollen. Entschlossen nickten sich Marinette und Bunnix zu und gingen Hand in Hand mit geschlossenen durch das helle Tor. Als die Hüterin ihre Augen langsam wieder öffnete sah sie sich selbst und Chat Noir vor sich stehen. Sie wäre so gern tapfer gewesen, hätte gern überspielt was sie in diesem Moment alles fühlte. Doch alle Mühe war zwecklos. Die Tränen die sie in der Höhle zurückhalten konnte kamen wie auf einmal zurück als sie Adrien in dem Kostüm sah. All die Erinnerungen die sie gesammelt hatten und nie hatte sie geahnt dass die beiden Jungs, die sich doch so ähnlich schienen und sich beide in ihr Herz geschlichen hatten, ein und derselbe Mensch war. Die vergangenen Ladybug und Chat Noir sagen die Zeitreisenden verwirrt und erschrocken an, und als Ladybug sich selbst mit den Tränen in den Augen sah, musste diese mit stechendem Herzen nicht lang grübeln um zu verstehen, dass sie einmal verloren hatten.

Nur du - Miraculous Ladybug FanfictionWhere stories live. Discover now