Kaffeekränzchen mit dem Feind

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Valaina hatte ihre Optionen sehr genau durchdacht. Auch nach den Tagen, die sie hier verbracht hatte, kannte sie sich noch nicht gut aus in dem labyrinthartigen Schloss. Manche Wege allerdings war sie öfter abgegangen, teilweise aus der Vermutung, dass sie ihn eines Tages brauchen würde, teilweise, weil sie es musste.
Aus diesem Wissen heraus, schlug sie sehr direkt einen Weg ein, wobei sie darauf achtete ihre Opfer in andere Gänge zu ziehen oder zu verstecken, damit ihr Ziel nicht zu offensichtlich wurde.

Es wurde überraschend lange kein Alarm ausgelöst. Sie begann sich zu fragen, ob er nicht schon lange geschlagen worden war, bloß nicht so laut, dass sie es gehört hätte.
Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Wenn sie es nicht hören konnte, konnten die Wachen das auch nicht.
Sie warf einen Blick um die Ecke und sah sich drei Elben gegenüber. Alle mit voller Kriegsausrüstung. Sie mussten gerade von einer Patrouille zurückgekommen sein.
Valaina zögerte nicht länger, zog ihr Schwert und sprang ihnen in den Weg.
Lautes Klirren echote im schmalen Gang. Der Mittlere von ihnen hatte schnell genug reagieren können.
Sie versetzte ihm einen Tritt in den Bauch und schlug dann mit ihrer Faust in das Gesicht seines Freundes. Zwischen ihren Fingern war der Wurfstern versteckt. Die Spitzen seiner Klingen schauten etwas hervor und bohrten sich tief in seinen Schädel. Er ging zu Boden, wenngleich er noch nicht erschlagen war.
Valaina wandte sich sofort demjenigen zu, der noch keinen Schlag abbekommen und sein Schwert gezogen hatte. Sein Kollege, dem sie den Tritt versetzt hatte, holte eilig seinen Bogen hervor.
Die Elbin vollführte eine Drehung, bei der sie antäuschte, denjenigen mit dem Schwert anzugreifen, fuhr allerdings einen Fingerbreit unter seiner Klinge hindurch, um den Bogen des Nebenmannes zu durchtrennen. Da dies allerdings auch gleichzeitig bedeutete, dass das gegnerische Schwert nun auf bestem Wege war sie zu verletzen, streckte sie die Hand mit dem Wurfstern vor, um es abzufangen. Das Metall schnitt ihr etwas in die Haut, doch das meiste wurde von Maethorns Geschenk abgefangen.

Der Elb war so überrascht von dieser Gegenwehr, dass er für einen Moment die Fremde verwundert anstarrte. Das nutzte sie natürlich sofort aus und rammte ihm ihr Schwert in die Brust. Er öffnete den Mund, doch kein Ton verließ ihn.
Damit war es noch nicht getan. Ohne hinzusehen, wich Valaina einen Schritt zurück. Das Schwert des einstigen Bogenschützen zischte vor ihrer Nase hinab.
Sie hob etwas beeindruckt von sich selbst die Brauen und stach zur Seite. Ihre Klinge drang etwas unter seiner vorletzten Rippe in den Brustkorb ein.
Er knurrte laut auf. Sie sprang sofort vor und hielt ihm den Mund zu, während er das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging.

Valaina atmete tief durch und schüttelte leicht ihre Hand aus. Sie war lange nicht mehr verletzt gewesen, doch es war kaum der Rede wert.
Sie gab dem ohnmächtigen Elben, dem sie mit dem Wurfstern ins Gesicht geschlagen hatte, noch den Todesstoß, dann setzte sie ihren Weg fort. Sie war kein Monster, doch im Endeffekt war das ein Gegner weniger auf dem Schlachtfeld. Sie befanden sich im Krieg.

Diesmal lief Valaina um einiges schneller. Damit war sie zwar ebenso unachtsamer, aber sie konnte sich die Vorsicht nicht mehr leisten. Der Alarm würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Keine Minute später kam sie an der Tür an, nach der sie gesucht hatte.
Sie klopfte sehr ruhig.
Es dauerte nicht lange, bis geöffnet wurde. Arminas' Kinnlade klappte ungläubig nach unten.
„Ein Wort und du bist tot", knurrte Valaina sofort und hielt ihm ihr Schwert an die Kehle. Er hob seine Hände und machte einige Schritte zurück, um sie hineinzulassen. Er glaubte ihr, dass sie das ernst meinte.

Erst, als sie die Tür geschlossen hatte, traute er sich zu fragen: „Wie hast du das geschafft?" Er musste etwas lächeln dabei. Er war beeindruckt und als Captain und Mitglied des Rates war das nicht oft der Fall.
„Werde ich dir sagen, wenn du mir etwas über diese Trümpfe erzählst", revanchierte sie sich für das, was er in ihrer Zelle vor wenigen Stunden noch gesagt hatte. Er nickte leicht und verstand die Anspielung.
Ein hoher Ton unterbrach seine Antwort. Es war der Alarm, der nun nach fast fünfzehn Minuten erklang. Das war eine unverzeihlich lange Zeit.
„Warum bist du hier?", fragte Arminas ruhig und sah ihr fest in die blauen Augen.
„Ich denke, das ist ziemlich offensichtlich", antwortete Valaina bloß entschlossen.
„Ich werde ebenso wenig sagen, wie du mir gesagt hast."
„Das werden wir noch sehen, Maethorn war ein guter Lehrer", erwiderte sie selbstsicher und deutete ins Wohnzimmer. Der Elb gehorchte und ging vor. Er ließ es sich nicht anmerken, doch natürlich waren Maethorns Methoden auch ihm bekannt.

Das Herz einer Schwester // Legolas FFWhere stories live. Discover now