Wiedervereinigung

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Es waren einige Tage vergangen seit Valaina in Sain Amdir, der Hauptstadt der Nanór, angekommen war. Sie hatte vieles erfahren, hatte Kämpfen geübt und sich lange mit dem Schmiedemeister unterhalten. Alles verlief perfekt nach Plan, so perfekt, wie Valaina es sich nicht hätte erträumen können.
Der Frühling war in voller Blüte. Die Sonne lachte vom Himmel auf die Schlossgärten hinab. Es war warm, weshalb Valaina und Arminas kurzärmlige Hemden angezogen hatten. Die beiden saßen auf einer der Bank, die in jeder der Einbuchtungen stand. Sie lag in seinen Armen, eng umschlungen. Ihre Hand lag auf seiner Brust, während sie sich etwas daran hochzog, um ihn zu küssen. Ein Lächeln umspielte die Lippen der beiden.

Als sie sich trennte und die Augen öffnete, um in die seinen zu sehen, blieb sie noch so nah, dass ihre Nasen sich leicht streiften.
„Glaubst du, dass ich in die Schlacht mitkommen kann?", fragte sie aufgeregt, worauf er bloß lachte.
„Darüber denkst du gerade nach?", erwiderte er amüsiert und strich ihr langsam eine Strähne aus dem Gesicht.
„Du weißt, dass ich an nichts anderes denken an. Wozu sollten wir sonst so viel trainieren?", antwortete Valaina, doch wandte etwas peinlich berührt den Blick ab.
„Um Zeit miteinander zu verbringen", lachte Arminas, doch nahm es ihr keineswegs übel.
„Die könnten wir auch anders verbringen, wenn es nur darum gehen würde", grinste die Elbin und krallte ihre Finger noch etwas tiefer in sein Hemd.
Er zog sie leichtfertig auf seinen Schoß und gab ihr einen kurzen Kuss.
„Die Prinzessin hat gesagt, dass wir noch einige Trümpfe in der Hand hätten. Dann kann es doch nicht so schlimm sein, wenn ich mitkomme?", fuhr Valaina fort und ließ ihre Finger über seinen Oberkörper wandern. Er lächelte und zögerte kurz.
„So groß sind diese Trümpfe auch wieder nicht", gab er leise zu und zog sie noch ein Stück näher. Er wollte sich bereits wieder in den Kuss vertiefen, als sie ihn schnell wegdrückte. Ihre Augen funkelten aufgeregt.
„Prinzessin Thilien würde mich nicht anlügen."
Er seufzte leicht. Er hatte in den letzten Tagen schnell gelernt, dass Valaina sehr stur sein konnte, wenn sie etwas wollte, doch genauso war sie lebensfroh, liebeswürdig und ausgesprochen hübsch.

„Sie hat nicht viel mit der Kriegsführung zu tun, genauer gesagt hat sie nicht viel mit allem zu tun, außer zu Trinken und die Adligen zu unterhalten."
Valaina legte ihre Stirn etwas verstimmt in Falten. Arminas lächelte und strich ihr über die blasse Wange. „Ich weiß, dass du sie magst, doch im Endeffekt ist sie keine Prinzessin, sondern nur jemand mit königlichem Blut – und das auch nur zur Hälfte", führte er seinen Gedanken weiter aus.
„Ich habe nur zur Hälfte nanórisches Blut. Würdest du auch zu mir sagen, dass ich niemals hierhergehören würde?", fragte die Elbin etwas gekränkt.
„Nein, natürlich nicht", erwiderte er sofort ernst und lehnte sich vor, um sie zu küssen. Sie ließ sich darauf ein und fuhr mit ihren Händen in seinen Nacken. Jede Sekunde, die sie bei ihm war, vermisste sie Maethorn ein Stück mehr. Sie konnte es nicht mehr erwarten endlich wieder in seine starken Arme geschlossen zu werden. Sie fühlte sich sicher bei ihm, als wäre sie zu Hause, egal, wo sie waren. Arminas war nur ein Mittel zum Zweck. Zugegeben, er sah gut aus und besaß eine hohe Stellung, doch gegen den Heerführer der Eglath verblasste er wie der Mond bei Sonnenaufgang.

Sie trennte sich wieder von ihm. „Was sind diese Trümpfe?" Sie wusste, dass sie damit alles auf eine Karte setzte, doch sie hoffte, dass ihre naive Art ihr helfen würde.
Er legte den Kopf etwas schief und wandte den Blick ab.
„Wir werden diesen Krieg doch gewinnen, oder?", fragte sie etwas panisch nach. Er lächelte leicht und verfestigte seinen Griff um ihre Hüften etwas.
„Würdest du in den Grünwald zurückkehren, wenn wir es täten?", erwiderte er sehr ernst. Sie zögerte kurz. Das war seine Sorge?
„Ich... würde nach meiner Schwester sehen, doch ich will bei dir sein und wenn du hier bist, dann...", erklärte sie etwas schüchtern und zog den Kopf ein. Sein Lächeln wuchs weiter an. Er hob seine Hand zu ihrem Kinn, um sie dazu bringen ihn wieder anzuschauen.
„Wir befinden uns wieder in Verhandlungen mit dem Waldlandreich. Ich weiß selbst nicht über genaue Details Bescheid, doch wenn die Waldelben uns helfen und wir den Vorteil des Überraschungsmomentes haben, spricht nichts gegen einen Sieg."
Valaina war für ihren Geschmack einen Moment zu lange sprachlos. Das hatte sie wirklich nicht erwartet. Wie konnte das vor den Spähern der Eglath verdeckt geblieben sein?
„Tut mir leid, es sind nur gerade ein paar Erinnerungen zurückgekehrt", erklärte sie schnell und fuhr sich durch die Haare.
„Schon gut", erwiderte Arminas bloß mitfühlend.

Das Herz einer Schwester // Legolas FFWhere stories live. Discover now