Schere, Stein, Papier

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Das ist beschissen. Das ist wirklich komplett beschissen! Lady Integra starrt den ehemaligen Urvampir an der selbst nicht weiß was er mit sich anzufangen hat. Sein gesamtes Selbstbewusstsein ist verschwunden, er wirkt wie ein normaler, 45 Jahre alter Mann. Vielleicht ein wenig in sich gekehrter, aber das wars schon. „Meister?" Selbst Seras wirkt besorgt was seinen gesamten Charakterwechsel angeht. Er sieht sie aus dem Augenwinkel an, seufzt leise. „Ich bin nicht mehr dein Meister, das ist-" „Also ich will ja nicht unhöflich sein, aber hat sie Euch im Oberstübchen auch etwas geklaut? Ihr werdet immer mein Meister bleiben!" Die blondhaarige Frau stellt sich direkt neben ihn und grinst breit. „Ihr seid vielleicht kein Vampir mehr, aber sie hat nicht Euch selbst geklaut, oder? Eure Persönlichkeit!" Der schwarzhaarige hört zu und weiß ihre Aufmunterungsversuche wirklich zu schätzen! Doch das ist im Moment nicht das was er braucht. „Gut, wir müssen also den eigentlichen Plan noch durchziehen. TJ? Sie bleiben auf jeden Fall noch hier, ich weiß nicht wann wir Sie sofort brauchen und außerdem kann man Sie nicht mehr zurückbringen." Die braunhaarige nickt stumm, das ist ihr irgendwie klar gewesen. „Ich hatte mich schon irgendwie auf den Abschied heute Abend gefreut...", gibt Maxwell von sich und verzieht leicht das Gesicht. Leicht beugt sich TJ nach vorn, sieht ihn direkt an. „Ihr wollt mich also so schnell loswerden?" „Das habe ich nie behauptet!" „Hörte sich aber so an." „Sie sollten keinen Schwachsinn hineininterpretieren!" Lady Integra zieht eine Augenbraue hoch, öffnet den Mund, schließt ihn dann aber wieder. Nein, es ist besser für ihre geistige Gesundheit nicht zu hinterfragen. Plötzlich ist ein dumpfer Aufprall zu hören, gefolgt von einem überraschend leisen Schluchzen. Jeder sieht mit großen Augen zu Alucard, der so überfordert mit seinen Emotionen und der Situation ist, dass alles einfach gerade über ihm zusammenbricht. Er kniet auf dem Boden, der Mantel verdeckt gerade noch so alles nötige. Sein Blick geht ins Leere. Seine Finger krallen sich in den Stoff des Kleidungsstückes. Seras kniet sofort neben ihm, während TJ zu Alexander sieht. „Helft ihm doch!" Dieser deutet auf sich. „Ich? Wieso ich?" Die braunhaarige zuckt mit den Schultern. „Ihr arbeitet in einem Waisenhaus! Ihr müsst wissen wie man mit Traumata umgeht! Nervenzusammenbrüche!" Anderson verschränkt die Arme. „Das sind Kinder! Sie arbeiten mit traumatisierten erwachsenen zusammen!" Aber sie kennt sich doch nicht mit sowas aus! Entgeistert verzieht sie das Gesicht. „Schere, Stein, Papier wer ihm hilft?" Schnaubend stimmt er mit ein. „Wer das erste verliert muss helfen." Sie nickt. „Deal." Eins, zwei- Beide Papier. Okay, eine neue Runde! Eins, zwei- Stein, beide. Eins, zwei- Wieder Stein! „Wir beide?" Geschlagen seufzt Anderson und nickt. „Wir beide." Was haben Integra und Maxwell gerade beobachten können? Die beiden sehen sich stirnrunzelnd an, blinzeln ein paar Mal und zucken dann mit den Schultern. Was auch immer, solange es hilft ist es egal. TJ setzt sich vor Alucard auf den Boden, während Anderson neben ihm kniet und ihm eine Hand auf den Rücken gelegt hat. „Alucard, hör mir zu. Du bist jetzt ein Mensch und das ist alles verdammt viel für dich, ich weiß das. Ich weiß auch dass es nichts bringt dir alle positiven Seiten aufzuzeigen, zumindest jetzt noch nicht. Was du jetzt brauchst ist erstens Kleidung, zweitens Ruhe und drittens Zeit um das alles zumindest teilweise zu verarbeiten. Du musst deinen Frust rauslassen, deine Angst und alles was du fühlst, verstanden? Ein Schritt nach dem anderen." Er schnieft, Tränen laufen über seine Wangen, die Augen sind gerötet. Sein Unterkiefer zittert, ehe er sich nach vorn fallen lässt. TJ fängt ihn auf und legt ihren Kopf an seinen. „Habe ich dir eigentlich schon erzählt was der Grund ist wieso ich mir meine Haare immer rasiere?" Im Moment braucht er Ablenkung, bis man die ersten Schritte einleiten kann. „Damals hatte ich lange Haare, fast so wie du. Noch lange nicht so weich, aber annähernd. Ein paar ehemalige Freunde dachten sich dass es lustig wäre mir auf einer Party Kaugummi reinzutun. Mehrere, während ich stockbesoffen auf dem Tisch lag. Ich musste sie mir abrasieren, es war nichts mehr zu retten. Ich fand es danach einfach so praktisch, dass ich das zu meinem Stil gemacht habe." Stille, ehe er leise brummt. „Du lügst..." TJ schnaubt amüsiert und nickt. „Ja, das tue ich. Ich lüge den bösen, bösen Alucard an. Was willst du dagegen unternehmen?" Sie sieht zu Seras und lächelt leicht, das schlimmste dürfte vorbei sein. „Meister? Ihr braucht nun Kleidung...", fängt sie an und er dreht leicht seinen Kopf. „Wir können gemeinsam shoppen gehen! Ich kenne ein paar sehr gute Läden!"

Blut, Kreuz und SteinWhere stories live. Discover now