Delta eins

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Der Schuss verhallt ungehört, der Lärm des Aufstandes ist zu laut. Durch das Zielfernrohr beobachten sie, wie der Körper ihres Ziels auf dem Boden liegt. „Das wars, wir ziehen uns zurück." Die junge Frau hebt ihren Kopf und sieht zu ihrem Spotter, der das Fernglas nach unten nimmt und langsam zurückrobbt. Sie klappt das Zweibein zusammen und folgt ihrem Spotter und Kameraden, ehe sie in der Sicherheit des Waldes verschwinden können. Wortlos schlagen sie sich durch das Gebüsch, kehren zu ihrem Lager zurück und ziehen sich die Ghillie-Netze herunter. Diese verdammten Streifen nerven wirklich beim Gehen oder Sehen, nicht sehr angenehm. Kein Wort wird gesprochen als sie auch das temporäre Lager abbauen, alles zusammenpacken und sich immer weiter von ihrem ehemaligen Zielgebiet entfernen. Erst als sie einen sicheren Abstand gewonnen haben und gute zwei Stunden durch den Wald gelaufen sind, bleibt ihr Kamerad stehen und holt ein Funkgerät heraus. „Alpha eins, hier Delta eins. Alpha eins, bitte kommen, over." Die beiden sehen sich immer wieder um, sicher sind sie erst dann, wenn sie wieder im Hauptlager sind. „Alpha eins, hier Delta eins. Alpha eins, bitte kommen, over!" Skeptisch blicken sich die beiden an und warten noch ein wenig. Sie entscheiden sich gerade noch weiter zu gehen, als ein Knacken ertönt und der Funkspruch endlich beantwortet ist. „Hier Alpha eins an Delta eins. Delta eins, sprechen Sie, over." Beide atmen erleichtert durch und die junge Frau nickt ihm zu, ehe sie sich wieder umsieht. „Delta eins hier. Mission erfolgreich abgeschlossen. Bitten um Rücktransport, over." Stille, ehe es wieder knackt. „Verstanden. Begeben sie sich zum besprochenen Platz, Delta eins. Ein Hubschrauber wird in Kürze für euch starten, over and out." Wieder sehen sich die beiden an, während der Mann das Funkgerät wegsteckt und sie wieder losgehen. Der Wald um sie herum ist unheimlich still, unnatürlich schon fast. Es fühlt sich an als würden sie beobachtet werden, was Phil seiner Kameradin auch per Handzeichen mitteilt. Diese nickt und bestätigt den Verdacht. So können sie aber nicht bis zum ausgemachten Zielpunkt! Aufteilen werden sie sich sicherlich nicht. Sollte man einmal in diesem Wald verloren sein, so ist es ekelhaft wieder herauszukommen. Und das schon für trainierte Leute. Für unwissende ist es unmöglich hier erstens zu überleben und zweitens lebend herauszukommen. Phil bleibt stehen und sieht sich um, kann aber nichts ausmachen. Selbst als er sein Fernglas hervorholt und es auf Wärme umschaltet, kann er nichts erkennen was menschlich wäre. Tiere, ja. Aber keine Menschen. Als er es wieder sinken lässt schüttelt er nur den Kopf und stellt sich die Frage, ob sie sich das beide einfach nur einbilden. Der Weg hier her war nicht der einfachste, es gab einige Fallen denen sie ausweichen mussten. Doch jetzt ist der Aufstand losgebrochen, sie haben ihr Ziel erledigen können und eigentlich sollte alles friedlich verlaufen. Ein Rascheln lässt sie sofort aufmerksam werden und beide ducken sich automatisch. Phil sieht seine Kameradin aus dem Augenwinkel an, die auf einen einzigen Punkt fixiert ist und die normale Pistole gezogen und auch entsichert hat. Die Stille ist unerträglich, die Spannung in der Luft zu fühlen und alle beide erwarten einen Feind. Etwas schießt aus einem Gebüsch hervor, welches sie aber nicht im Blick hatten und die junge Frau wird von Phil auf die Seite gerissen. Doch nicht schnell genug, Krallen erwischen sie am linken Unterschenkel und lassen sie schmerzerfüllt aufzischen. Keiner der beiden rechnet mit dem zweiten Angriff seitens des Berglöwen und schon hat er sie unter sich begraben. Das Einzige was seine Kiefer von ihrem Hals fernhält sind ihre Hände die verzweifelt versuchen sich alles vom Leib zu halten was irgendwie geht. „TJ!" Phil zögert nicht lange, scheiß darauf dass diese Tierart bedroht ist. Ein Schuss löst sich und ein letztes Aufbäumen des Körpers, ehe er auf ihr zusammensackt. Die junge Frau keucht und starrt in den Himmel, welcher fast von den Baumwipfeln bedeckt ist. „TJ! Scheiße, geht's dir gut?" Sie sieht zu Phil und gibt einen Daumen hoch. „Ich mag Katzen, aber nicht wenn sie mich umbringen wollen!" Er schiebt das überraschend schwere Vieh von ihr herunter und hilft ihr beim Aufstehen. „Dein Bein?" Sie sieht runter und tritt vorsichtig auf. Natürlich tut es weh, man kann aber damit laufen. „Ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kratzer. Lass uns gehen." Um ihr trotzdem zu helfen, nimmt er ihr Gepäck ab und beobachtet sie während des Weges immer wieder. Das Gefühl beobachtet zu werden ist weg, ihre Schnelligkeit jedoch auch. TJ humpelt, kann sich aber selbst auf den Beinen halten. Das muss fürs erste reichen.

Blut, Kreuz und SteinWhere stories live. Discover now