* Kapitel 6 *

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Ein Tritt in den Magen weckte sie.

Vera stöhnte auf, hielt schützend die Hände vor den Bauch und krümmte sich im Schnee.

Wenn sie denn auf Schnee gelegen hätte.

Von ihrer Umgebung dermaßen abgelenkt, schnellte sie in eine Sitzende Position und betrachtete die Ansammlung an Wasser neben sich.

Flüssiges Wasser.

Was bedeutete: es war über Nacht getaut, völlig ohne ein menschliches Zutun. Moja, steckte voller Wunder. Vielleicht waren die Legenden von den Strömen aus flüssiger glühender Erde, welche sich durch Gänge, teilweise nur knapp unter der Oberfläche zogen, ja wahr. Fasziniert streckte sie einen Finger nach der schimmernden Oberfläche aus und bemerkte durch den kaum merklichen Widerstand und das leise Knacken unter ihrer Fingerkuppe, dass die Ansammlung an Wasser bereits wieder zufror.

Wäre nicht heute der Tag ihrer Hinrichtung gewesen hätte sie sich an der Faszination, die diese Schönheit ausübte, ergötzt.

Aber heute war der Tag ihres Urteils und sie war schuldig, somit gab es keine Chance einer Begnadigung. Sternengeister nochmal, selbst ihr eigener Gerechtigkeitssinn sprach ihr eine Begnadigung ab.

Das hier waren ihre letzten Stunden außerhalb des Palastes, was auch bedeutete ...

Zack.

Der Schlag hatte sie unvorbereitet getroffen, obwohl sie ihn hätte erwarten müssen, da es von nun an keine Augenbinde mehr geben würde. Ihr Kopf schnellte nach rechts, ihre linke Wange pochte, doch der leichte Wind kühlte sie bereits wieder. In der Hoffnung die Misshandlung möglichst regungslos zu ertragen, schloss sie ihre Lider.

Sie hatte richtig gelegen in ihrem unvollendeten Gedanken, das waren ebenfalls die letzten Stunden der monopolaren Macht ihres Wächters über sie.

Und diese schien er noch einmal richtig auskosten zu wollen.

„Steh' auf, hab' ich gesagt. Wir müssen zum Palast. Ich will noch vor dem Sonnenhoch deinen Kopf nicht mehr auf deinen Schultern wissen", bellte Seth nun.

Vera war sich nicht sicher, ob sie die Augen tatsächlich wieder öffnen wollte.

Doch sie befand sich in Moja und würde den Palast sehen, was auch bedeutete...

...sie würde das Meer sehen.

Sie wollte die Welt noch ein letztes Mal sehen, wollte das Leben, dass sie hätte haben können in sich aufsaugen, denn wenn sie heute starb, dann war zumindest ihr am weitest entfernter Wunsch wahrgeworden. Wenn Veralia Ristossorio heute starb, dann starb sie mit dem Bild des Meeres vor Augen.

Dieser und auch nur dieser Henkersgedanke, brachte sie dazu, die schützende Dunkelheit hinter ihren geschlossenen Lidern gegen helles Morgenlicht zu tauschen. Am bereits verblassenden Firmament leuchteten noch leicht die Nachtlichter, welche nur in den Übergangsphasen der Zeiten zu sehen waren. Gerade ging die Zeit des Schneefalls in die Zeit des Eises über, somit leuchtete der Himmel.

Die Eisdienerin - Band 1Où les histoires vivent. Découvrez maintenant