* Kapitel 2 *

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Knirschend hallten ihre Schritte über die Weite, als sie ihr Versteck verließ und sich zu ihrer Beute begab

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Knirschend hallten ihre Schritte über die Weite, als sie ihr Versteck verließ und sich zu ihrer Beute begab. Langsam ging sie in die Knie. Der Schuss war recht präzise, was den Großteil des Fells intakt ließ. Sie wurde immer besser, dennoch rann natürlich dunkelrotes Blut in den Schnee.

Trotz der Grausamkeit vor ihr konnte Vera nicht anders als die Wärme der Farbe zu bewundern. Vorsichtig streckte sie eine Hand danach aus und befühlte die Flüssigkeit. An ihrer bleichen Haut sah die Farbe, wie eine Vermessenheit aus.

Sie schüttelte den Kopf, verscheuchte diese unnötigen Gedanken, die sich an Farbe und Abwechslung erfreuten und griff in das bereits angefrorene Fell des Hasen. Eiskristalle hatten sich auf der äußersten Schicht gebildet, doch die Haut des Tieres war noch leicht warm. Das Fell war derzeit rau von der Umwelt, aber mit der richtigen Bearbeitung, das wusste sie, würde es angenehm weich werden. Gut so, May und Mo brauchten neue Handschuhe, dafür würde es reichen.

Außer dem Hasen, hatte Vera heute noch das Glück gehabt einen Eisvogel zu erlegen. Um diese Schönheit tat es ihr besonders Leid. Aber Schönheit füllte keine Mägen, ihr schlechtes Gewissen auch nicht. Somit tat es nichts zur Sache.

Behutsam nahm sie die Kostbarkeit des für sie verstorbenen Lebens auf. Sie band den Hasen mit den Hinterpfoten an ihren Gürtel, sicherte ihn mit einer extra Schlinge, sodass er ihr beim gehen gegen die Beine schlug. Ähnlich wie der tote Eisvogel an der anderen Seite ihres Körpers.

Sie hoffte inständig, dass ihre Körperwärme die beiden Beutetiere bis zum Dorf warm genug halten würde, als dass sie sie nicht wieder auftauen musste, das würde nur Energie und Zeit verschwenden.

Beides hatte sie nie zur Genüge.

Bei jedem Schritt versanken ihre Stiefel bis zu ihren Waden im Schnee. Ein milder Winter, aber er hatte schließlich auch erst angefangen. Veras Sinne waren auf ihre Umgebung gerichtet, ihr war bewusst, dass sie für die hier lebenden Jäger nicht-menschlicher Art gerade roch, wie ein Festmahl. Sie konnte es ihnen nicht verübeln.

Hier waren alle hungrig, gleichgültig welche Lebensform.

Sacht strich sie mit einer behandschuhten Hand über das Gefieder des Eisvogels. Es war wunderschön und so wie ihr Handschuh daran entlang glitt auch seidenweich. Vielleicht würde sie ein zwei Federn für einem Schmuck für Zuna aufheben und nicht in das neue Kissen hineintuen, in welches sich der restliche Vögelkörper verwandeln würde.

Zuna die Familienjüngste, gerade mal 14 mal 13 Monde alt, die tatsächlich glaubte, dass Schönheit eine Berechtigung und einen Sinn hatte, auch in dieser wilden Welt, die sie ihr Zuhause nannten. Ein Lächeln umspielte Veras Lippen, Zuna war die Einzige, die ihre Freude an Farben und Klängen verstand, die ihre Sehnsucht nach Abwechslung verstand.

Aber manchmal war Vera sich nicht sicher, ob Zuna ihre Situation begriff. Manchmal zweifelte sie, dass Zuna verstand, dass sie arm und unwichtig waren, denn Zuna hatte sich fest in den Kopf gesetzt einmal einen Adelsmann zu heiraten. Vielleicht würde sie es sogar schaffen, denn sosehr Zuna die Schönheit auch liebte, dabei entging ihr wie schön sie war.

Die Eisdienerin - Band 1Where stories live. Discover now