Die Eisdienerin - Band 1

* Prolog *

„Ihr Name wird Veralia sein, vom Eis geküsste. Die Geister des Wassers und der Sterne haben mir ihr Schicksal gezeigt.

Eis wird ihr Schicksal sein.

Sie hat die Möglichkeit unsere Welt zu verändern."

Nach diesen Worten hob der vom Alter dürr und kantig gewordene Mann, mit seinen Händen so rau, wie Steintafeln, behutsam, das ihm übergebene kostbare Bündel aus dem Wasser. Die unterirdische Quelle hörte auf zu leuchten, ihr hellblauer Schein schien in ihre Tiefen zurück gesogen zu werden. Es wurde dunkel in der Höhle und die sich darin Befindenden waren nun mehr drei indirekt beleuchtete Umrisse.

Nichts war zu hören außer dem Tropfen der fluoreszierenden Stalagmiten, welche die letzte schwächliche Lichtquelle bildeten. Eine der Schattenformen ließ den Atem entweichen, er kristallisierte unmittelbar nachdem er mit der Höhlenluft in Berührung kam, direkt vor ihrem Umriss. Fiel in leichten Flocken zu Boden.

„Nichts wird sie verändern, Kuro."

Damit verließ einer der Umrisse die Eishöhle, der andere verharrte einen weiteren Moment. Zögernd zuckten seine Schultern. Eis knirschte und quietsche unter Schuhsohlen, Schritte verhallten. Auch der zweite Umriss setzte sich in Bewegung und verschwand.

Der Weise lächelte nicht, denn er wusste was passieren würde, auch ohne die Führung der Wassergeister. Er sammelte seinen Atem, ein letztes Mal und hieß sie willkommen. Er war bereit seinen Platz einzunehmen, in einem Gespann an Leben und Verwicklungen, dass durch ihn angestoßen worden war. So wie es seit Äonen bereits festgestanden hatte.

Die Geister würden ihn willkommen heißen. Er hatte treu und ergeben gedient.

Schritte ertönten hinter ihm, in Gängen, die eigentlich niemandem außer den geweihten Weisen und den wenigen Wächtern der Namensgrotte bekannt sein dürften.

Das Letzte, was er sah, war das Abbild eines Sterns mit verlängerter Spitze.