Neunzehn

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Verständnisvoll saß meine Mutter neben mir

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Verständnisvoll saß meine Mutter neben mir. Ihre Hand ruhte auf meiner Schulter, die sie sanft drückte, um mir zu zeigen, dass alles gut war, während die Verzweiflung nur so aus mir heraus sprudelte.
»Ich wusste es, wenn ich ehrlich sein darf. Ich hab mich schon gefragt, wann du es mir endlich sagen wirst«, meinte sie mit einem sanften Lächeln und ich blickte sie nur fassungslos an.
Wie bitte?! Sie wusste es?!
»Aber wie...«
»Naja, du hast nie eine Freundin nach Hause gebracht, hast nie von einem Mädchen erzählt und ich hab dich mit dem Typen da vor der Haustür gesehen. Von wegen Cecilia«, sagte Rebeka und meine Wangen färbten sich rosa. Na toll, jetzt hatte ich mich mehr oder weniger umsonst geoutet, aber sie hatte gut reagiert und die Tränen hatten aufgehört zu fließen. Also hatte dieser kleine Zwischenschock doch etwas gutes.

Ich wischte mir den Mund ab und seufzte. So schwach hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt und ich kam mir so jämmerlich vor. Alles nur wegen einem dummen Video.
»Was soll ich denn machen? Er ignoriert mich, aber ich dachte, es wäre wieder alles gut. Er hat mich ja nach Hause gebracht und so«, sprach ich nun wieder ruhiger. Meine Mutter half mir auf und tupfte mir mit einem kalten Lappen das Gesicht ab, wofür ich ihr sehr dankbar war.
Dann dirigierte sie mich hinaus, in mein Zimmer und führte mich zu meinem Bett, wo ich mich dann hinein fallen ließ.
»Ich würde vorschlagen, dass du einfach nochmal mit ihm redest. Er hat genauso einen Schock, wie du. Du musst ihn verstehen. Bestimmt meint er es nicht böse, wenn er so nett ist, wie du mir erzählt hast«, sagte sie sanft. Ja, ich hatte ihr alles von Noah erzählt. Außer die Verwöhnkur, die er mir verpasst hatte. Die hatte ich ausgelassen und die ganzen anderen Momente in diese Richtung.

Langsam nickte ich. Ich wollte es glauben. Ich wollte noch nicht aufgeben.
Kaum hatte meine Mutter fertig gesprochen und ich die Worte auf mich wirken lassen, klingelte auch schon mein Handy. Als ich sah, wer mich da anrief, machte mein Herz einen gewaltigen Sprung.
Noah!
Augenblicklich sah ich zu meiner Mum, die nur langsam auf stand und mir zu nickte. »Reden«, erinnerte sie mich noch, bevor sie das Zimmer verließ.
Ich ging ran und versuchte zu ignorieren, wie sehr meine Hand zitterte.
»Noah?«
»Nein, hier ist Josh. Komm bitte schnell her. Noah hat eine Panikattacke. Ich kann ihn nicht beruhigen. Du hast es doch letztes Mal auch geschafft«, hörte ich den älteren Bruder sagen. Ich konnte förmlich spüren, wie sehr der Junge unter Spannung stand.
»Natürlich! Ich komme so schnell es geht«, gab ich durch und noch während ich sprach rannte ich die Treppe nach unten, zog meine Jacke und meine Schuhe an und eilte aus dem Haus.

Diesmal ignorierte ich das ungute Gefühl, das sich in mir breit machte, als ich die Siedlung erreichte. Es ging um Noah und nicht um meine Paranoia.
Ich hämmerte förmlich gegen die Klingel mit dem Nachnamen der beiden. Dieser öffnete mir und ich flitzte das Treppenhaus nach oben.
Die Tür zur Wohnung stand bereist offen und Josh sah mir entgegen. Seine Haare waren total durcheinander vom Raufen und ich musste schwer schluckte. Ich hatte wohl noch nie einen Menschen gesehen, der so verzweifelt ausgesehen hatte.
»Er ist in seinem Zimmer«, sagte Josh nur und ließ mich eintreten.
Eine Gänsehaut überkam mich, da ich dieses Leid, in dem Noah gerade steckte nicht sehen wollte, doch ich musste und wollte für ihn da sein. Also kämpfte ich mich durch den Sumpf meiner Gedanken nach oben und trat auf die Zimmertür zu, hinter der sich der Junge verbarg, der mir so den Kopf verdreht hatte.

Zögernd hob ich die Hand und wollte anklopfen, doch dann öffnete ich die Tür einfach und trat herein. Noah saß zusammengekauert auf den Boden. Die Arme hatte er um seine Beine geschlungen und ich musste schwer schlucken.
Langsam setzte ich mich neben ihn und sah ihn an. Dein Gesicht war tränennass und ich fühlte mich hilflos, da ich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte.
Vorsichtig legte ich ihm eine Hand auf den Oberarm und streichelte ihn dort sanft, während Noah keine Regung zeigte.
»Es tut mir so leid, dass du das gerade erleben musst. Ich würde dir so gerne helfen, für dich da sein, aber du musst mir sagen, was ich tun kann«, kam es überraschend ruhig von mir.
Noah hob den Blick und sah mich direkt an. Ich spürte, wie sein Körper unter meiner Hand immer wieder erzitterte und ich hatte das Gefühl, innerlich zu zerbrechen.
»Mir tut es leid, dass ich dir immer so vor den Kopf stoße. Du hast etwas besseres verdient als mich«, brachte Noah nur trüb hervor und ich schüttelte energisch den Kopf.
»Noah, nein! Das hatten wir doch schonmal! Ich will nur dich und keinen anderen. Mir doch egal, wie kompliziert du bist, aber du musst dir angewöhnen, dass du mir schreibst oder mich anrufst, wenn du das nächste mal so eine Panikattacke hast ja? Ich will dir helfen und für dich da sein«, sprach ich.

Die Augen des blonden Jungen begannen zu funkeln und es breitete sich tatsächlich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen aus. Ich hatte das Gefühl, als rollte ein riesiger Stein von meinem Herzen.
Sanft legte mir Noah seine Hand an die Wange und strich dort über meine Haut, was mich natürlich wieder erschaudern ließ, so wie immer, wenn dieser wundervolle Engel mich berührte.
»Du bist unglaublich. Danke«, hauchte er mir nur ganz leise entgegen, doch ich verstand es trotzdem. Mein Herz hüpfte vor Aufregung und ich schmiegte mich vorsichtig ein wenig mehr an die Hand von Noah.
Dieser Junge mag vielleicht kompliziert sein, doch ich war mir sicher, dass es der war, von dem ich mich niemals trennen wollte. Wir würden das schon schaffen. Zusammen. Sollten die anderen doch dieses blöde Video sich tausendmal ansehen und lachen. Wir waren glücklich und wir würden dieses Glück nun auch nicht mehr verstecken!

 Wir waren glücklich und wir würden dieses Glück nun auch nicht mehr verstecken!

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The left oneWhere stories live. Discover now