Sechzehn

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Ich konnte die innere Unruhe von Noah deutlich sehen

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Ich konnte die innere Unruhe von Noah deutlich sehen. Er packte seine Sachen zusammen raffte das Handtuch und zog sich eilig die Boxershorts wieder an, während ich wie ein dummer Idiot daneben stand und noch immer nicht ganz zu verstehen schien, was da gerade passiert ist.
Noah hatte seine Lippen fest zusammen gepresst, so als wäre er gerade verdammt sauer, aber das war er nicht oder? Nicht auf mich...

Vorsichtig trat ich auf ihn zu und stupste ihn an. »Hey, vielleicht hat derjenige, der hier war nichts gesehen«, versuchte ich ihn zu beruhigen, doch Noah schnaubte bloß und schüttelte den Kopf.
»Jetzt mal ganz ehrlich. Wenn du in eine Umkleidekabine gehst und du Stöhnen hörst, was machst du dann?«
Ich sah zu ihm hoch, wie ein verängstigter Welpe und zuckte mit den Schultern.
»Nachsehen, verdammt!«
Noah taufte sich die Haare und schließlich schulterte er seine Tasche und rauschte hinaus ins Freie.
Ich blieb zurück, starrte ihn hinterher und hatte keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Die Reaktion des anderen fand ich nicht okay. Natürlich fand ich sie nicht in Ordnung. Immerhin konnte ich nichts dafür. Ich hatte ihn eben lieb. Da wollte ich ihn nunmal überall küssen können. Dennoch verstand ich ihn. Nach der Sache, die im Heim passiert war, könnte die Angst, dass sowas erneut geschah, in ihm schlummern und ich vermutete, dass es noch weitaus schlimmer war, als die Dinge, die er mir erzählt hatte.

Nun setzte sich ich mich in Bewegung, allerdings nicht sonderlich schnell. Noah war schon lange weg. Würde er nicht in so einer scheiß Gegend wohnen, dann wäre ich jetzt zu ihm gegangen und hätte ihn zur Rede gestellt, aber so ging ich bloß nach Hause und verkrümelte mich in meinem Zimmer.
Leider klopfte es kurze Zeit später schon und ich verdrehte die Augen.
»Mum! Teenagerkrise. Lass mich in Ruhe!«, rief ich ihr zu, aber die lachte nur leicht und öffnete langsam die Tür.
»Mit Krisen kenne ich mich aus.«
Da mag sie sogar recht haben.
Langsam kam Rebeka zu mir hinüber und setzte sich zu mir aufs Bett.
»Magst du mir sagen, was los ist?«

Ich seufzte, sah auf meine Hände und schüttelte langsam den Kopf.
»Lieber nicht. Noch nicht.«
Ja, ich würde es ihr sagen, aber ich war noch nicht bereit dazu.
Meine Mutter nickte nur und strich mir sanft durchs Haar.
»Wenn du doch reden möchtest, ich bin unten in der Küche. Komm gerne ja?«
Brav nickte ich und sah zu, wie die mein Zimmer verließ.
Das blöde Ziehen in meinem Magen wurde nicht besser. Ich hatte Angst, dass nun alles vorbei war. Noah und ich, das war so schön gewesen. Es konnte nicht einfach so vorbei sein.

Tränen brannten in meinen Augen, doch ich hielt sie zurück. Ich wollte nicht weinen. Nicht wegen einem Typen, aber es war so verdammt schwer.
Schließlich ging ich ins Bad, um eine Dusche zu nehmen. Ich wusch mir den verdammten Scheißtag einfach vom Körper, aber so wirklich besser fühlte ich mich trotzdem nicht.
Dann war das Abendessen fertig und ich tapste die Treppe hinunter.
Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum und ignorierteren besorgten Blick meiner Mum einfach. Jede andere hätte jetzt wahrscheinlich erneut gefragt, was los sei, aber meine war nicht so. Sie räumte wortlos meinen vollen Teller ab und ich lief wieder nach oben, um mich schlafen zu legen. Vielleicht würde morgen ja alles wieder besser sein.

Voller Hoffnung schloss ich die Augen und zu meiner Verwunderung schlief ich schnell ein.
Am nächsten Morgen wurde ich tatsächlich schon vor meinem Wecker war. Ich stieg aus dem Bett, machte mich fertig und dann fuhr meine Mum mich wieder zur Schule.
Ich lief über das Gelände, doch etwas stimmte ganz und gar nicht. Die Leute tuschelten alle, sobald ich in ihre Nähe kam. Nervös sah ich mich um und fuhr mir durch die Haare.
Am liebsten wäre ich wieder umgedreht oder wurde ich jetzt auch noch schizophren?

Mit zitternden Händen öffnete ich meinen Spind und holte die Bücher heraus. Von Noah fehlte jede Spur und ich vermutete stark, dass er auch nicht kommen würde. Ich wusste nicht mal, ob ich ihn überhaupt wieder sah. Erneut traten Tränen in meine Augen, doch ich verbiss sie mir. Nicht in der Schule. Nicht vor allen Leuten. Die würden doch nur noch mehr über mich lachen.
Cecilia kam auf mich zu gerannt. Ihre Miene verhieß nichts gutes. Sie hatte die Augen aufgerissen und ihren Mund hatte sie traurig verzogen. Schweigend nahm sie mich in den Arm und drückte mich. Zuvor war mir gar nicht aufgefallen, wie sehr ich das nun gebraucht hatte.

»Scheiße, warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du schwul bist?« Sie sah zu mir hoch.
»Ich dachte du wüsstest es schon. Die Sache mit dem Oberschenkel.«
Cecilia verdrehte die Augen. »Ich hatte eine Vermutung, aber trotzdem hört man es gern von der Person selbst und...«
Ich schluckte. Sie hatte uns gesehen? Hatte sie es etwa den anderen gesagt? Wollte sie die Beziehung zu mir und Noah zerstören, weil sie selbst auf ihn stand? Nein, das würde sie nie machen. Cecilia war nicht so. Sie war loyal.

»Und was?«
Sie atmete tief durch und holte ihr Handy aus der Tasche. Kurz tippte sie darauf herum, bevor sie es mir unter die Nase hielt.
Ein Video spielte ab indem ich und Noah die Hauptdarsteller waren. Fuck! Derjenige hat uns gestern nicht nur gesehen, sondern auch gefilmt. Es WAR wie damals im Heim. Verdammt Noah! Ich musste zu ihm. Er brauchte mich jetzt.
Schwer schluckend hob ich den Blick von Bildschirm und sah sie an.
»Das hat jemand anonym an die ganze Schule geschickt. Jeder weiß es jetzt«, sprach meine beste Freundin das aus, das ich ohnehin schon wusste.
Langsam nickte ich und spürte, wie mir nun doch die Tränen über die Wangen liefen. Cecilia nahm mich direkt wieder in den Arm und strich über meinen Rücken, wollte mir Mut machen, doch in diesem Moment fühlte ich mich seltsam kraftlos. Hinzu kam noch, dass Noah mich und meine Nachrichten ignorierte. Wie sollte das nur ausgehen? Hatten wir überhaupt eine Chance auf ein Happy End?

 Wie sollte das nur ausgehen? Hatten wir überhaupt eine Chance auf ein Happy End?

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The left oneWhere stories live. Discover now