Ich habe kein Zuhause

2K 52 2
                                    

Clara

Nun sind 4 weitere Tage vergangen und ja was soll ich sagen. es waren vier harte Tage, voll mit Übungen und Aufbautraining. Ich habe gemerkt, wie schwach mein Körper geworden ist und das ich dringend wieder etwas zunehmen muss und vor allem Muskelaufbau betreiben muss, aber das alles nach und nach. Erstmal muss meine OP-Narbe verheilen und alles weitere, aber die Hoffnung, dass es mir irgendwann mal besser geht, stirbt nicht aus.
Ich kann es kaum glauben, dass ich es so schnell geschafft habe wieder fit zu werden, aber ich bin den Jungs so dankbar.

Ja und jetzt ist es morgen so weit. Ich darf endlich nach Hause. Ich freue mich so.
Halt Stopp. Zuhause? Ich habe kein Zuhause. Da habe ich ja gar nicht dran gedacht. Auch wenn Benny erstmal in Haft ist, möchte ich nicht weiter dort leben. So viele schlechte Erinnerungen hängen an dieser Wohnung. Meine ganzen Sachen sind zwar noch dort, aber die werde ich dann wohl dort raus holen müssen.
Wie kann ich nur sooo dumm sein und nicht daran denken zu können. Dann muss ich wohl erstmals in ein Hotel ziehen. Naja, besser als in der Wohnung zu leben, das wäre meine allerletzte Wahl. Ich spreche dieses gleich mal bei den Jungs an, denn Kai ist heute auch wieder zu Besuch.

Kai ist nicht für mich gekommen, denn Julian braucht ihn aktuell sehr doll...
Auch wenn ich es immer noch nicht glauben kann, hat Leni sich von ihm getrennt vorgestern. Sie war kurz hier und hatte ihm gesagt, dass es vorbei sei und sie ihn nicht mehr lieben würde und jemanden anderen kennengelernt hat.
Wie kann sie nur so doof sein ? Entschuldigung, aber so einen besonderen Jungen gehen zu lassen ist unfassbar dämlich.
Ja auf jeden fall ist Julians Herz gebrochen, da er sie wirklich vom ganzen Herzen geliebt hat.
Sie war mir zwar sehr sympathisch, aber sie hatte irgendeine Sache an sich, dass ich ihr nicht zu 100% vertrauen konnte.
Kann sein, dass ich mich getäuscht habe, aber Julian muss jetzt erstmal über sie hinweg kommen.

Genug mit den schlechten Sachen. Ich kann jetzt auch endlich wieder aufstehen. Laufen kann ich zwar nicht, dieses wird auch noch einige Wochen dauern. So lange muss ich eben im Rollstuhl leben.
Die Frage ist nur, wo lebe ich jetzt ? Es bleibt mir nichts anderes über, als dieses bei den Jungs anzusprechen, welche aktuell auch ziemlich fröhlich sind und etwas lachen.
Naja, nützt ja nichts. Ich muss es ihnen sagen, sonst lebe ich ab morgen auf der Straße.

„Ehm Jungs. Ich habe da noch ein kleines Problem. Ich habe kein Zuhause, wenn ich morgen zuhause ankomme. In die Wohnung, wo Benny und ich gewohnt haben, möchte ich nicht zurück."
„Ach Clara, das ist doch kein Problem. Du kannst erstmals bei mir wohnen, bis wir eine Lösung gefunden haben." beendete Julian das Gespräch mit Kai, um mir zu antworten. Doch diese Aussage lies Kais Grinsen sofort verblassen.
Ich tat so, als würde ich Kais Gesichtsausdruck nicht sehen.
„Das wäre so schön, Julian. Ich kann ja auch erstmal nur auf der unteren Etage leben. Kann mich ja schlecht bewegen."
„Kai kann dich natürlich so oft wie er möchte besuchen kommen." zwinkerte Julian diesem zu.

„Ja das sowieso bitte gerne." grinste ich Kai an, welcher mit traurigen Augen mich zurück anlächelte. Mittlerweile konnte ich Kai genau ansehen, wann es  ihm gut und wann er schlecht drauf ist und genau das war er jetzt. Seine blauen Augen strahlten nicht mehr und sein Grinsen war auch nicht echt, aber das wollte ich jetzt nicht auch noch ansprechen. Das werde ich dann mal tun müssen, wenn Julian nicht dabei ist.

Ich verstehe mich nach diesen weiteren 4 Tagen sehr gut mit Kai und ich weiß jetzt auch bei ihm, dass ich ihm zu 100% vertrauen kann. Und ja mein Herz hat sich nicht getäuscht, denn ich habe da ein paar Gefühle. Immer wenn er kommt, habe ich sofort Schmetterlinge in meinem Bauch. Und wenn er mich erst umarmt, dann fühlt es sich an, als hätte ich einen ganzen Zoo in mir. Von Mal zu Mal werden die Gefühle stärker und mittlerweile kann ich sagen, dass ich mich anfange so richtig in ihn zu verliebeb'n. Trotzdem ist diese Angst in mir, dass ich mich in ihm täusche. Benny hatte mir das ja immer super gut eingeredet. Aber ich glaube Kai ist ein besonderer Mensch, der nicht die Absicht hat ein Mädchen zu verletzen.

Von Kai weiß ich nun auch, dass er bis vor kurzem noch eine Freundin hatte, welche Sophia heißt. Sie hat ihn wohl ausgenutzt und war nur hinter seinem Geld her. Das hat er allerdings nicht gemerkt und das 1,5 Jahre lang, bis das er sie mit einem anderen Mann erwischt hat, als er eigentlich nicht zuhause seien sollte die Nacht, doch sein Spiel wurde abgesagt und dann hat er sie erwischt. Seitdem hat er wohl kein Wort mehr mit ihr gesprochen und sie überall blockiert. Verständlich...

Es ist nun auch schon halb 11 und Kai macht sich so langsam auf den Weg nach Hause und holt uns morgen früh ab.
Ich wurde aus meinen ganzen Gedanken gerissen, als Kai sich vor mich beugte und mich umarmen wollte, doch er riss mich erst aus den Gedanken, als er meine Hand nahm und ich kurz zucken musste.
„Ich weiß zwar nicht, wo du gerade mit deinen Gedanken bist, aber ich muss jetzt nach Hause. Wir sehen uns morgen, Clara." umarmte mich Kai und sofort kamen wieder diese Schmetterlinge in mir auf. Was macht er bloß mit mir?
„Machs gut,  bis morgen." ich nuschelte noch ein hab dich lieb in seine Kapuze, damit Julian es nicht hört und ich hatte die Hoffnung, dass auch Kai das nicht hört, doch er hatte es gehört. Na toll. War ja klar.
„Ich dich auch, Kleine." drückte Kai sich noch näher an mich.

„Ihr zwei Turteltauben habt morgen noch genug Zeit. Los hophop ab nach Hause und ab schlafen." störte uns etwas von der Seite.
Ja, ich glaube Julian hatte es mitbekommen und hatte leichte Tränen in den Augen.
Man sah ihm den Schmerz an, dass ihm die Sache mit Leni sehr verletzt und das er sich vom Herzen wünscht, dass das was mit Kai und mir wird. Aber dafür möchte ich ihn noch besser kennenlernen.

Kai löste sich dann auch von mir und sah Julian lächelnd an und umarmte auch diesen einmal fest.
„Dich bekommen wir auch wieder hin. Komm du erstmal wieder hier raus, dann finden wir eine schöne und gute Lösung für den Rest deines Lebens. Das glaub mir Bro." Diese Worte von Kai zu Julian brachten mich zum Lächeln und Julian ebenfalls auch.
„Danke!" brachte Julian nur aus sich heraus und war ein wenig glücklicher.
„So jetzt aber wirklich tschau und bis morgen ihr zwei." verabschiedete Kai sich nun auch endgültig und schloss die Tür hinter sich.

„Man waren die Worte süß von Kai. Ich musste echt ein wenig meine Tränen verdrücken. Julian, du hast dir echt einen echten und wahren besten Freund ausgesucht. Ich kann dir aber auch nur die gleichen Worte zurückgeben wie Kai. Wir finden jemanden ganze besonderen für dich und auch jemanden der dich vom ganzen Herzen liebt. Auch wenn ich nicht verstehen kann, wie Leni dich gehen lassen konnte, denn du bist so etwas besonderes und so ein toller Junge und auch wenn ich dich noch nie Fußball spielen hab sehen, weiß ich das du ein toller bist. Aber darauf lege ich auch keinen Wert, denn die Hauptsache ist, dass wir zwei uns auch so verstehen und beste Freunde bleiben, denn das sind wir doch, oder ?" Mit diesen Worten versuchte ich Julian ein wenig aufzumuntern.

„Oh ja, das sind wir und dich möchte ich nie wieder verlieren, Clara. Du tust mir so unglaublich gut. Dich brauche ich für immer an meiner Seite. Danke, dass du so für mich da bist."
„Du warst die letzten Tage für mich da und ich habe dich gebraucht. Nun brauchst du mich und dann bin ich für dich da. Dafür sind beste Freunde doch da." lächelte ich Julian an und drückte diesen einmal ganz fest.

Julian und ich konnten uns immer ewig lange unterhalten und den Schlaf einfach vergessen, aber ich glaube das wäre falsch heute nicht zu schlafen.
„Du Clara, waren das eben wahre Worte, die aus dir rauskamen, als du Kai umarmt hast ? Also diese drei Worte ?" Doch Julian hielt anscheinend nicht viel davon mal endlich zu schlafen, sondern fing lieber noch ein Gespräch an.
„Ich wollte eigentlich nicht, dass weder du noch Kai sie mitbekommen, aber das ist mir wohl nicht gelungen. Aber ja es waren wahre Worte." und bei diesen Worten wurden meine Wangen ziemlich rot.

„Süß" bekam ich jedoch schließlich nur als Antwort.
Was war bloß los mit ihm ? Er wollte doch immer, dass Kai und ich zusammenkommen ? Vielleicht ist er einfach nur verletzt. Naja, ich bilde mir jetzt mal nichts darauf ein.
„Alles gut ?" Ich nahm es mir jedoch nicht zu fragen, ob alles gut ist bei ihm.
„Ach mich verletzt es einfach nur so sehr, wenn ich sehe wie glücklich ihr zusammen seid, auch wenn ich es euch vom ganzen Herzen gönne, vor allem wenn man sieht, wie verletzt ihr beide wart. Mit mir wird das auch wieder. Ich habe sie wirklich vom ganzen Herzen geliebt, aber dann war es wohl die falsche Person und ich möchte auch nicht wissen, mit wem sie dann schon alles geschlafen hat."

„Julian, mach dir da jetzt keinen Kopf drum und schlaf lieber, damit du morgen fit bist und wir zwei es schaffen, endlich aus diesem Gefängnis rauskommen. Und nochmal Vielen Dank, dass ich erstmal bei dir unterkommen kann."
„Für dich tue ich alles. Gute Nacht und schlaf gut"
Und mit diesen Worten von Julian schlief ich auch schon ein und machte mir zuvor noch einmal Gedanken, wie es wohl ist bei ihm zu wohnen...

Zurück ins Leben, mit Ängsten und Tränen.            KAI HAVERTZWhere stories live. Discover now