Angst-&Essstörung

2K 49 2
                                    

Kai

Ich nutze die Gelegenheit, dass ich mich bewegen konnte und holte für Julian, Leni und mich einen Kaffee und Wasser.
Als ich wieder zurück war und ich hoffnungsvoll auf das Bett von Clara blickte, lag sie aber immer noch regungslos dort und war am schlafen. Was tut mir dieses Mädchen leid. Ich würde gerne all die Last auf mich nehmen, dass sie frei und glücklich ist.
Und ja ich hatte mich unfassbar in dieses Mädchen verliebt, obwohl wir noch keine Gute Bindung hatten und sie noch sehr verschlossen zu mir wahr, obwohl sie sich gegenüber Julian sehr geöffnet hatte. Naja, das wird bestimmt noch mit der Zeit kommen.

„Dankeeeee, du bist ein Schatz." schaute Julian mit lächelnd an, worauf sich Leni auch nochmal bedankte.
Ich setzte mich auf die Bettkante von Claras Bett, denn sie war ja eh am schlafen.
„Ich kann es nicht oft genug sagen, sie sieht so schrecklich aus. Also nicht, dass sie nicht hübsch ist, sondern ihr aktueller Zustand." Setzte Leni in den Raum worauf Julian und ich ebenfalls Clara anschauten und nickten.
Wir unterhielten und noch weiter, bis das es an der Tür klopfte und sie sich bewegte.

„Wunderschönen guten Tag meine Liebe. Dann wollen wir mal einmal nach unserem Sorgenkind schauen." Guckte uns der Arzt an, welchen wir aber unterbrochen hatte.
„Ehm sie schläft seit ca 2 Stunden und ist komplett fertig." sprach Julian zu dem Arzt, welcher Clara anschaute und nickte.
„Mhhh ja das wird an den Medikamenten liegen und daran, dass sie erstmal alles verarbeiten muss. Aber ihr drei tut mir bitte den Gefallen und achtet darauf, dass sie was isst. Einer bleibt hier und versucht sie zu füttern, auch wenn sich füttern doof an hört, aber sie wird dazu keine Kraft haben. Sie ist aktuell zu schwach wie man sieht, und die anderen beiden machen einen kleinen Spaziergang. Ich glaube nämlich, dass es ihr unangenehm seien wird, wenn sie vor allen essen muss. Ihr kennt ja ihre Geschichte." lächelte der Arzt schwach, als er Clara betrachtet.
„Aiai Sir." entgegnete Julian dem Arzt, welchen er schon durch seine ganzen Verletzungen ewig kannte.
„Sehr gut, dann bis später meine Damen und Herren" verabschiedete sich der Arzt lachend.
„Mein Lieblingsarzt" lachte Julian.

Ich merkte wie sich das Bett hinter mir bewegte, worauf ich mich sofort umdrehte.
Clara war wach geworden und legte sich auf den Rücken.
„Ich hab Schmerzen" gab sie von sich, jedoch hatte sie ihre Augen immer noch geschlossen.
Ich ging in die hocke und nahm ihre Hand, worauf sie zusammenzuckte.
„Ich bins nur. Keine Angst. Alles wird gut. Das ist normal, wird aber gleich weggehen. Dein Mittagessen ist da und daneben liegen auch schon deine Tabletten." sprach ich auf Clara ein, während ich ihre Hand streichelte.

Leni schaute mich geschockt an, als ich mich umdrehte und flüsterte mir zu, als ich auf ihrem Befehl zu ihr gekommen war.
„Hat die so heftig Angst vor Menschen. Die hat ja richtig gezuckt und ist zusammengefahren."
„Ja, das ist normal, wen sie nicht kennt, da ist das noch schlimmer." entgegnete Julian ihr bevor ich etwas sagen konnte.
„Ich würde sie so gerne umarmen." schaute Leni mich und Julian mit glitzernden Augen an.
„Ich glaube das ist keine gute Idee, Schatz. Bei mir lässt sie es gerade zu, doch selbst nur Kai teilweise. Wir verschieben es ein paar Wochen" flüsterte Julian, als wir uns dann wieder Clara widmeten.

Julian stand auf und ging zu Clara hin und sprach mit ihr, als sie langsam ihre Augen öffnete.
„Dein Essen ist hier. Ich weiß, wie du über Essen denkst, aber es führt kein Weg dran vorbei, du musst."
Leni lächelte stolz, als sie sah, wie gut ihr Freund dieses wundervolle Mädchen behandelt.
„Ich kann nicht" sagte Clara, worauf Julian wieder antwortete.
„Doch Clara, wir schaffen das zusammen. Entweder Kai, du und ich oder Kai und du oder Du und ich. Das kannst du dir aussuchen. Du musst zunehmen." lächelte Julian sie besorgt an.

„Dieses Ding in meiner Nase nervt mich. Ich mache das jetzt raus."  Clara war sehr genervt und zog sich den Sauerstoffschlauch aus der Nase. Dieses war auch mit dem Arzt abgesprochen, dass sie den sobald sie den nicht mehr braucht, rausnehmen darf.
„Aber Clara jetzt wird gegessen."unterbrach Julian sie, bevor sie es wieder vergessen hatte.
„Such dir jemanden aus." Ich wollte nicht so sein und sie zwingen, doch es ging ja nicht anders. Sie sah mich daraufhin an.
„Ich will nicht. Ich kann nicht."
„Das wissen wir, aber du schaffst das, wenigstens ein bisschen" sagte Julian.
Sie lächelte nur ein wenig schräg und schaute zu mir rüber, als sie Leni hinter mir entdeckte, die sie traurig ansah.

„Hey, ja ich bin auch noch hier, aber mach dir keine Sorgen, ich unterstütze dich da, wo ich nur kann. Du bist so ein Kämpferherz und eine unfassbar starke Frau, Clara." Lenis Worte brachten Clara ein wenig zum lächeln, doch man merkte, dass es ihr unangenehm war.
„Danke" sprach sie leise.
Julian ging nun auf die andere Seite des Bettes, um dort ihr Essen aufzumachen und um zu schauen was es gab, denn sie hatte ja schließlich die letzten drei Tage im Krankenhaus nichts gegessen, sondern nur ein wenig an den Früchten geknabbert.
„Guck doch mal. Es ist nur Brot mit ein wenig Butter und Schinkenwurst. Ich schmiere es dir mal." redete Julian.
Ich ging an ihr Bett und setze mich ans Fußende. Lenis stand ebenfalls auf, da sie ein wenig weiter weg war.

Als Leni näher kam, sah ich die Angst in Claras Augen. Ich packte an ihr Bein und streichelte es, wobei sie natürlich ein wenig zusammenzuckte und das Bein darauf wegzog. Ich sah an ihrem Blick, dass es ihr Leid tat, doch ich gab nicht auf und zog ihr Bein zu mir und streichelte es nochmal, was nun etwas besser wurde,
Julian war sehr damit beschäftig dieses eine Brot zu schmieren, während er auf einem Bein stand.
Leni kam wieder ein Schritt näher, aber man merkte das sie in Gedanken war und nicht mehr daran dachte, dass es Clara so eine Angst machte.
Clara wurde sehr unruhig und versuchte weiter weg zu rutschen, was ihr aber nicht mehr weiter gelingt, da sie nun schon auf der anderen Seite liegt.

Julian bemerkte Claras Angst und schaute Leni mit einem bösen Blick an und meckerte: „Leni bitte. Wir haben dir es eben erklärt"
„Tut mir leid, war in Gedanken." lächelte sie Clara verlegen an.
Ein paar Minuten später, war Julian dann auch mal fertig und war stolz auf sein geschmiertes Brot.
„Ich verabschiede mich dann mal" sagte Leni und kam auf mich zu und ich stand auf und umarmte sie.
Julian verabschiedete sie mit einem Kuss und einer langen Umarmung.
Leni ging wieder unwissend auf Clara zu und wollte ihr die Hand geben, doch Clara bekam sofort Panik und suchte nach meiner Hand. Als sie meine Hand nahm, sprach sie zu Leni, welche von Julian ein weiteres Mal böse aufgehalten wurde: „Es tut mir so leid, aber ich kann da nichts für." sprach Clara mit Tränen in den Augen.

„Alles ist gut.Leni ist sehr verpeilt." übernahm Julian das Wort und schaute Leni nochmals Böse an und rollte die Augen.
Julian begleitete Leni noch bis zu Tür und ging noch kurz mit auf den Flur, wo sie sich bestimmt noch etwas anhören konnte.
Man selber kann das gar nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die so eine Angst haben.

Mittlerweile war es halb 2 und Clara hatte immer noch nichts gegessen.
„Ich bin so stolz auf dich." Blickte ich auf unsere Hände und lächelte Clara stolz an.
„Jetzt hast du dich schonmal getraut meine Hand zu nehmen." lächelte ich immer noch und Clara lächelte stolz zurück..
„So jetzt noch was Essen und ich platze vor Stolz." kam Julian herein und lächelte.
Wir fuhren Claras Bett in einer steilere Position und schnitten das Brot in ein paar kleinere Stücke.
Eine halbe Stunde später, hatte sie es tatsächlich geschafft das ganze Brot aufzuessen.
„Wir sind so stolz." sagte ich und wir lächelten das Mädchen unfassbar doll an.

Doch 10 Minuten kam die Enttäuschung und sie hatte alles wieder ausgebrochen...

Zurück ins Leben, mit Ängsten und Tränen.            KAI HAVERTZWhere stories live. Discover now