Wir bleiben für immer

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Julian
Clara hatte zum Glück in die Abdeckung ihres Essens gebrochen, sonst wäre es tatsächlich nicht so schön geworden.
Das Essen, dieser einen Scheibe Brot, hat unteranderem 45 Minuten gedauert, aber das war mir sowie Kai ganz egal.
Dieses Mädchen ist einfach so schwach und nun war ihr Magen schon wieder leer.
Man konnte auch beobachten, wie sie versuchte zu würgen, damit diese eine Scheibe Brot wieder aus ihr rauskam. Ja, so traurig wie es ist, dass ist nunmal so bei Leuten, die eine Essstörung haben.
Sobald sie hier aus dem Krankenhaus entlassen wird, wird sie dringend eine Therapie anfangen müssen, sowohl für die Essstörung und auch für die Ängsten vor den Menschen, denn so schlimm hatte ich das noch nie gesehen, wie bei diesem Mädchen.

„Gehts es wieder?" fragte ich das Mädchen, welches nun ganz blass in ihrem Bett lag.
„Ja, alles gut." antwortete Clara auf meine Frage
„Es ist nicht alles gut, das sehe ich dir an." unterbrach Kai das Gespräch.
Nach einem langen Atmen, begann Clara zu reden: „Jungs, wirklich alles ist okay, ich kann da nunmal nichts für und ich mache dieses ja auch schon seit 1,5 Jahren mit und bin schon gewohnt, alles wieder auszubrechen, dass ich ja nicht zunehmen kann. Wirklich, alles ist gut."
„Nein Clara, nichts ist gut. Schau dich an. Du liegst hier, als wärst du kurz vorm sterben. Tut mir leid, dass ich das so sage, aber es ist nunmal die Wahrheit und wenn wir das nicht mal langsam in den Griff bekommen, wir das nicht mehr lange gut gehen, denn dein Herz ist auch ein Muskel und baut sich irgendwann ab, wenn du immer schwächer wirst. Schau dich mal an, selbst laufen wird jetzt bald schwierig." redete ich auf das Mädchen zu, mit ernsten Worten, damit sie merkt, dass es kein Spaß mehr ist, sondern eine ernste Situation.

Man sah, wie Claras Augen begannen zu glitzern und wie sie schlucken musste, um meine harten Worte zu verarbeiten.
Es tat mir ja auch leid, dass wir sie zum essen zwingen mussten, aber trotz, dass ich sie noch nicht so lange kannte, hatte ich sie schon sehr in mein Herz geschlossen und auch das sie von uns geht, wollte ich nicht.
Allein schon der Gedanke daran, machte mir Tränen in den Augen, doch diese muss ich jetzt zurück halten , denn ich wollte nicht, dass sie es sieht und außerdem sollte Kai es nicht sehen, sonst werde ich in der Mannschaft noch als Heulsuse abgestempelt.

Ich setzte mich zu Clara auf das Bett und versuchte sie zu beruhigen. Ich nahm ihre Hand, was sie mal wieder zucken ließ und auch wollte sie ihre Hand wie immer wegziehen, doch wenn man das wusste, weiß man, dass man diese dann einfach einmal ganz fest halten muss, dass sie keine Chance hat.
„Clara, jetzt hör mir mal kurz zu." dabei schaute ich ihr tief in die Augen.
„Wir schaffen das schon zusammen. Ich gebe mein bestes und ich glaube auf Kai können wir auch zählen. Tut mir leid für meine harten Worte eben, aber diese musstest du mal einmal auf diese Weise hören. Ich möchte, dass du das schaffst, wieder ein glückliches und tolles Mädchen zu werden, ohne Ängste und alles weitere. Du bist so hübsch, doch mit ein wenig mehr Haut und Speck gefällst du mir besser und ich glaube Kai kann mir bei allem nur zustimmen." Kai nickte mir zustimmend zu.
„Schau dir meine Freundin Leni an. Sie ist auch nicht die dünnste und hat weibliche Kurven und auch nicht gerade wenig Speckrollen, aber weißt du, ich und viele weitere Junge lieben diese, da kannst du mir vertrauen. Es gibt nichts schöneres, denn diese ganzen Mädchen, die so dünn sind, sehen einfach nicht schön aus. Jedes Mädchen ist auf seine eigene Art und Weise schön und glaub mir, wenn du wieder etwas mehr wirst, werde ich genauso dein bester Freund bleiben und stolz sagen können, dass wir es zusammen geschafft haben, das alles zu besiegen." lächelte ich das Mädchen an, als ich redete und streichelte ihre Hand.

Kai lächelte einfach nur und schaute aus dem Fenster heraus. Er wusste wahrscheinlich nicht, dass ich auch auf diese Art und Weise kann, denn das wusste bis jetzt eigentlich nur Leni.
„Danke, einfach nur danke. Auch wenn es ein langer Weg ist, geh bitte nicht und auch wenn es ein weg mit vielen höhen und tiefen ist." versuchte Clara heraus zubringen, zwischen ihren ganzen Tränen.
Ich konnte es gar nicht glauben und sie öffnete ihre Arme, um mich in eine Umarmung zu ziehen.
Ich schaute sie mit einem: Bist du dir sicher Blick an: und sie nickte zustimmend und lächelte kurz.
„Ich werde niemals gehen, das verspreche ich dir vom ganzen Herzen." nuschelte ich in das Krankenhausbett.
„Und du bitte auch nicht!" lächelte sie Kai an und gab ihm ihre Hand.
„Ich werde bleiben, egal wann und wo." sprach Kai zurück

„So ihr zwei, ich muss jetzt leider zum Training. Ich schaue mal, ob ich es später nochmal schaffe, sonst komme ich spätestens morgen wieder." redete Kai in den Raum, als er Claras Hand los gelassen hatte.
„Danke, für alles." sagte diese nur noch und da begleitete ich Kai bis zur Tür.
„Ehm, ich würde Kai noch bis draußen begleiten. Wenn was ist, dann ruf mich eben an. Dein Handy hatte Kai noch, der hatte es nach deinem Unfall auf der Terrasse eingesteckt gehabt. Es liegt auf dem Stuhl da drüben." zeigte ich Clara.
Sie nickte, doch ich sah schon an ihrem Blick, dass sie es eigentlich nicht wollte.

Als ich die Tür geschlossen hatte und Kai und ich uns mit dem gleichen Blick anschauten, sind wir uns schon in die Arme gefallen und sagten die gleichen Wörter.
„Hoffentlich wird sie es schaffen." „Das hoffe ich auch." entgegnete ich Kai.
Wir lösten und voneinander, ich sortierte meine Krücken und wir schauten und beide mit Tränen in den Augen an.

Wir redeten bis das wir unten angekommen waren die ganze Zeit über Clara, doch als wir unten angekommen waren, musste ich Kai einfach diese Frage stellen.
„Du Kai ich hab da noch nh Frage." schaute ich Kai mit einem grinsen an.
„Schieß los Bro." schaute er mich an, als er weiter gehen wollte und ich aber stehen blieb. Er drehte sich um und kam wieder ein paar Schritte zurück.
Als er das grinsen auf meinen Lippen sah, wusste er schon was kam und er sprach nur noch mit einem lachen, als er sich schon wieder umdrehen wollte: „Denk nichtmal an diese Frage. Und Tschüss" Er hatte sich auf den Weg gemacht und hatte nur noch die Hand gehoben.

„Ach Kai, ich weiß die Antwort eh schon. Du liiiiiiiiieeeebbbbsssstttt sie Kumpel, kannst du nicht verstecken." lachte ich Kai hinterher.
„Ach Jule." sprach Kai, als er sich doch nochmal umdrehte und noch ein paar Schritte zurück kam.
„Komm nochmal hierher und sag mir in die Augen, dass du sie nicht liebst, dann glaube ich dir das auch." konnte ich mir nicht verkneifen.
Kai kam tatsächlich nochmal zurück und kratze sich verlegen im Nacken.
„Mein lieber Julian Brandt. Erfährt das irgendwer ist das mit uns vorbei Kumpel. Vielleicht sind da Gefühle ja, das wusste ich schon als ich sie das erste mal gesehen habe und auch das sie etwas besonderes ist, aber ich muss sie erstmal kennenlernen." schaute Kai mich mit einem leichten Lächeln an.
„Jaaaaaaa, ich wusste es. Das kriegen wir hin." lachte ich Kai voller Freude an.
Wir klatschten nochmal kurz ein und verabschiedeten uns dann nochmal endgültig.

„Pass auf sie auf Jule, sonst gibts Stress." schaute Kai mich mit einem ernsten Blick an, als er sich nochmal umdrehte.
„Immer und überall." lachte ich und ging schließlich auch wieder hoch zu Clara. Ich hatte noch einen kurzen Abstecher in meinem eigentlichen Zimmer gemacht, um mich einmal umzuziehen.
Ich packte nun auch meine Sachen zusammen, denn ich hatte vorhin mit dem Arzt auf dem Flur gesprochen und gefragt, ob es okay wäre, wenn ich die Zeit auf Claras Zimmer gehen würde, welcher es als Ausnahme zustimmte, da Clara ja schon ein besonderer Fall wäre.

Ich klopfte an Claras Tür an und schlich mich in ihr Zimmer, als keiner antwortete, wusste ich, dass sie eingeschlafen sein musste.
Lange schlafen konnte sie jedoch nicht, denn der Arzt kam ein paar Minuten später rein, für eine Kontrolle.
Die Kontrolle verlief gut und Clara ist auf dem Weg der Besserung. Jedoch machte dem Arzt Sorgen, dass sie nichts ist, worauf er beschlossen hatte, ihr Aufbaugetränke zu geben, mit verschiedenen Geschmacksrichtungen.
„Wenn wir das noch in den Begriff bekommen, dann können sie das Krankenhaus auch schon bald verlassen." lächelte der Arzt Clara an, als er sich verabschiedete.

Als der Arzt aus der Tür raus war, humpelte ich zu Clara ans Bett und setzte mich zu ihr und umarmte sie stürmisch.
„Jaaaa, ich wusste dir wird es besser gehen und das mit dem Essen schaffen wir jetzt auch." strahlte ich sie an.
Ich bekam ein Lächeln zurück.
„Was ich dir noch sagen wollte, auch wenn ich eigentlich versprochen hatte, es nicht zu erzählen. Da draußen gibt es jemanden der dich unfassbar doll liebt." zwinkerte ich ihr zu.
„Mich elendiges etwas liebt jemand? Der kann doch nur blind sein."
„Blind vor Liebe vielleicht." entgegnete ich ihr und da hatte ich mich auch schon zu ihr gelegt und streichelte sanft über ihren Bauch.

„Siehst du, ich wusste, dass das alles wieder besser wird mit dir. Hier deine Narbe wird schon besser und du bekommst bald schon weniger Medikamente. Du glaubst gar nicht wie stolz ich auf dich bin." lächelte ich einfach vor mich hin.
„Danke das du für mich da biste, Julian. Ich habe dich schon so in mein Herz geschlossen und könnte es nicht ertragen, wenn du gehst. Einfach danke, ich kann es nicht genug sagen." umarmte mich die junge Kölnerin.
„Ich bleibe für immer." strahlte ich zurück und streichelte weiter sanft ihren Bauch.

Zurück ins Leben, mit Ängsten und Tränen.            KAI HAVERTZWhere stories live. Discover now