Freund für's Leben

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Clara

Ich habe diese Umarmung so sehr genossen. Genauso wie die, als ich in Kai gerannt war, als ich auf die Terrasse gestürmt war. Doch die Umarmung von Kai hatte irgendetwas besondereres an sich. Da steckten viel mehr Gefühle drin als in dieser, doch diese bedeutete so viel. Vertrautheit und noch viel viel mehr.
Julian löste sich von mir und ich lächelte ihn mit einem ehrlichen Lächeln an.
„Danke, das tat gut" sprach ich zu ihm.
„Gerne, ich wusste das es dir gut tun würde." entgegnete er mir mit einem breiten grinsen.

„Du wie viel Uhr haben wir eigentlich. Ich finde irgendwie mein Handy nicht" fragte ich Julian.
„23:20 Uhr ist es mittlerweile" beantwortete er meine Frage.
„So spät schon ? Okay, eigentlich sollte ich jetzt schlafen, aber ich kann noch nicht. Irgendwie habe ich Angst vor dem schlafen, dass Benny hier auftauchen wird."
„Nein keine Sorge, der wird hier nicht auftauchen. Erstens musste er mit auf die Polizeiwache und außerdem bleibe ich hier und beschütze dich. Und jetzt sag nicht, dass ich das nicht soll, denn ich weiß das du Angst hast." sprach Julian und nahm wieder meine Hand.
„Danke, einfach nur danke!" lächelte ich ihn an.

„Du versuchst jetzt zu schlafen und ich erzähle dir so lange mal etwas von mir, bis das du schläfst. Okay?"
Ich stimmte ihm mit einem nicken zu.

„Dann fangen wir mal an, mit meinem spannenden Leben." lachte Julian auf, worauf ich nur grinste und meine Kopf zu ihm drehte.
Julian hielt die ganze Zeit meine Hand fest und streichelte über diese. Zwischenzeitlich legte er auch eine Hand an meinen Oberschenkel um mich zu beruhigen.
„Alsoooooo, wie du vielleicht weißt ich bin Julian Brandt und bin 23 Jahre alt. Ich komme aus Köln und meine Freundin heißt Leni. Ich spiele in Leverkusen Fußball mit meinem besten Freund Kai, der hier immer rumläuft und mit dem du gesprochen hast.
Ich habe zwei Geschwister Jannis und Jascha Brandt. Mit Leni wirst du dich zu 100% wunderbar verstehen.
Ja und nun liege ich hier mal wieder im Krankenhaus, da ich beim Fußballspiel gestürzt war bzw gefoult wurde und nun einen Kreuzbandriss habe. Ich habe immer total Glück mit sowas. Das wars dann auch schon mit meinem langweiligen Leben." lachte Julian auf.

Warte warte warte, was hatte ich da gerade gehört, er ist Profifußball und kümmert sich so liebevoll um ein Mädchen und ist nicht abgehoben ? Okay krass, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Halt Stopp, Kai dieser wunderschöne Junge mit den eisblauen Augen ist auch Profifußballer. Jetzt bin ich überfordert.
Was soll ich ihm denn jetzt antworten ?...

„Ich bin gerade etwas überfordert, sorry. Ich habe jetzt mit allem gerechnet, aber nicht das du Profifußballer bist. Ehm okay und das dein Freund das gleiche ist, hätte ich jetzt auch nicht gedacht. Du bist so ein normaler Mensch und nicht abgehoben, wie es die meisten sind und dann hast du dazu auch noch so ein großes Herz und kümmerst dich um so ein 08/15 Mädchen." entgegnete ich ihm.
„08/15 also bitte, was redest du da. Schon alleine was du durch gemacht hast zeigt, dass du kein 08/15 Mädchen bist. Du bist so eine starke Frau und dazu auch noch so hübsch, trotz blauem Auge." lächelte mich der Fußballer an

„Danke, dass ich lieb von dir. Soll ich dir noch ein wenig über mich erzählen ? Also nur wenn du das...." weiter konnte ich nicht reden, denn Julian sprach sofort dazwischen.
„Das ist gar keine Frage wert, natürlich möchte ich alles über dich wissen." sprach er.
„Okay" grinste ich ihn an.
„Ja ehm, wo fange ich an. Ich bin Clara Meyer und wohne auch hier in Köln. Seit 2 Jahren wohne ich bei meinem jetzigen EX-Freund Benny in der Wohnung, denn meine Eltern und mein älterer Bruder sind vor 2 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, weshalb auch niemand bemerkte, in welchem Zustand ich bin und so konnte Benny alles machen was er wollte. Ich bin nun 18 Jahre alt und habe im Juni Geburtstag. Meine Eltern hatten einen riesigen Hof in der Nähe von Aachen, wo auch mein Pferd lebte, welches ich aber nun verkauft habe, da ich keine Zeit mehr zu hatte bzw, Benny hatte es mir verboten. Was kann ich noch über mich erzählen. Mhhh, ja ich habe vor 2 Jahren meinen Realschulabschluss gemacht und wollte darauf noch mein Abitur machen, was Benny mir aber verboten hatte. Er verdient in seinem Beruf so gut, dass ich somit nicht arbeiten gehen musste bzw auch das durfte ich nicht. Und jetzt bin ich hier und ich hoffe es hat endlich ein Ende." erzählte ich dem blonden Jungen, welchem ich aber nicht in die Augen schauen konnte.

„Du bist so stark" kam von der Seite. Ich konnte ihn nur anlächeln.
„Das wichtigste habe ich jedoch vergessen zu erzählen, weshalb ich so aussehe wie ich aussehe. Ich hatte dir ja eben schon erzählt, warum ich den Leuten nicht mehr vertrauen kann. Ja und warum ich so dünn bin, das liegt daran, dass Benny mir immer eingeredet hatte, dass ich zu dick wäre und ich aufgehe wie ein Hefeteig, wenn ich weiter essen würde. Er beleidigte mich auch immer noch, weshalb ich jetzt eine Essstörung habe und Angst vor Menschen." erzählte ich Julian, während ich wieder an die Wand starrte.
„Glaub mir, dass bekommen wir schon wieder hin. Ich helfe dir und ich glaube Kai auch. Dem hast du nämlich ganz schön den Kopf verdreht." lächelte Julian und hob die Augenbrauen hoch.

Ich bekam rote Bäckchen, als Julian mir das sagte.
„So und jetzt versuchst du mal zu schlafen. Ich bin bei dir." sagte Julian.
„Du willst ja wohl nicht auf dem Stuhl schlafen oder ?" lachte ich Julian an.
„Wenn das für dich und deine Freundin okay ist, kannst du auch gerne hier neben mich kommen, denn so kann ich das nicht haben"
„Ach für die ist das glaube ich das kleinste Problem, die sieht das immer nicht so eng, so lange ich die Finger bei mir lasse." lachte Julian los.
Ich wusste nichts darauf zu sagen, weshalb ich das einfach zu hinnahm.

„Wäre es okay, wenn ich mein Arm um dich lege, dann fallen wir beide hier nicht raus. Und keine Angst, ich schlage dich nicht. Brauchst wirklich keine Angst haben." lächelte er mir zu.
Trotzdem zuckte ich kurz und fühlte mich unwohl, doch Julian streichelte so lange über meinen Arm, bis das es vergessen war und ich eingeschlafen war.

Im Traum schien ich all die Erlebnisse mit Benny zu verarbeiten, dass ich so unruhig schlief und Julian mich mitten in der Nacht geweckt hatte.
„Hey, Clara. Hey,hey, hey. Alles ist gut. Ich bin bei dir." Der junge Fußballer drückte mich an sich und streichelte kurz über meinen Kopf um mich zu beruhigen.
Als ich mich halbwegs beruhigt hatte legte ich mich etwas näher zu Julian und legte meine Hand in seine. Es tat mir so Leid, dass ich das getan habe, denn ich wusste ja nicht, was seine Freundin davon hielt, aber ich brauchte das jetzt. Ich brauchte jemanden, der für mich da ist und mich beschützt.
Am liebsten hätte ich jetzt aber nicht Julian, sondern seinen besten Freund Kai neben mir, denn dieser hatte irgendwie eine andere Wirkung auf mich.
Als ich diese Gedanken fertig gedacht hatte, kam mir noch ein neuer Gedanke hinzu.

In Julian wusste ich, habe ich einen Freund fürs Leben gefunden.
Dann war ich auch schon schnell eingeschlafen.

Zurück ins Leben, mit Ängsten und Tränen.            KAI HAVERTZWhere stories live. Discover now