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Schnell schließe ich die Augen und tue so, als würde ich schlafen.

Er scheint zu telefonieren.
"Nein, ich komme schon zurecht, ist ja nicht für lange.", sagt er gerade in den Höhrer. "Bleibt es beim ausgemachten Preis?", fragt er.
Ich höre, wie sein Gesprächspartner etwas antwortet, kann jedoch nicht entziffern was. Währenddessen nehme ich Schritte war, die in meine Richtung kommen. Ganz vorsichtig öffne ich die Augen einen Spalt und hoffe, dass er nicht mitbekommt, dass ich noch wach bin.

Er steht nun auf der anderen Seite des Bettes, ein Handy am Ohr. Ein Funken Hoffnung keimt in mir auf. Könnte ich dieses Handy bloß in die Finger bekommen, hätte ich die Möglichkeit die Polizei zu rufen.

Dann verpasst mir die Realität einen harten Schlag ins Gesicht.
Was sollte ich der Polizei denn sagen? 'Hallo, ich weiß nicht wer ich bin oder wo ich bin, aber hier stimmt was nicht.'? Und im schlimmsten Falle spricht der Polizist auch nur italienisch und das Risiko, das Handy in die Finger zu bekommen, war völlig umsonst.

Carlos wütende Stimme holt mich aus meinen Gedanken. "Nein Lorenzo! Du hast dich an Abmachungen zu halten, verdammt. Wir hatten 24 Tausend gesagt. Du hast unterzeichnet, pezzo di merda!"
Er schnaubt aufgebracht. Nach einer kurzen Pause, in der sein Gesprächspartner antwortet, flucht er wieder los: "Beschädigt??! Das sind nur Kratzer! Die sind in spätestens einer Woche verheilt und dann will ich den vollen Preis für sie haben!"
Ich sehe wie er eine Hand zur Faust ballt.
"Was meinst du? Sie sollte nur eine Woche bei mir bleiben!"
Er legt schnaubend auf und steckt das Handy wieder weg. Ich schließe schnell die Augen, als er sich umdreht.

Es macht mich nervös, dass ich für eine Weile nur Stille wahrnehmen kann. Steht er immer noch dort vorm Bett?

Ich schnappe erschrocken nach Luft und versuche mich am Bettgestell festzuhalten, als ich ganz plötzlich an den Füßen gepackt werde. Ich greife ins Leere. Ein starker Ruck und ich lande schlagartig auf dem Boden.
Ein kurzer Schrei entfährt mir als mein Rücken auf das harte Parkett trifft. Der stechende Schmerz lässt mich mich zusammenkrümmen.

Carlos steht gebeugt über mir, ein Bein auf jeder Seite meines Körpers. Er starrt kalt auf mich herunter bis er mit beiden Händen nach mir greift und mich zurück aufs Bett wirft.
Ich versuche panisch zu flüchten, doch seine großen Hände packen mich, bevor ich die Chance dazu habe.

Ich schreie auf, als er ausholt. Mein Kopf fliegt zur Seite und mir wird so schwindelig, dass ich für einen Moment nichts sehen kann.

"Er denkt, die Ware sei beschädigt?!", brüllt er mich manisch an. Ich habe keine Ahnung wovon er redet. "Beschädigt kann er gerne haben!"

Mit einem groben Griff packt er meine Pyjamahose und reißt sie samt Höschen herunter. Als mir bewusst wird, was er vorhat, strample ich panisch mit den Beinen. Ich trete wie wildgeworden nach ihm, doch es ist zwecklos. Einen Schlag später wird mir schwarz vor Augen und ich kann nicht mehr verhindern, dass er meine Füße packt und mir die Beine spreizt wie einer Puppe.

Mir bleibt erschrocken die Luft weg, als er mit einem einzigen Ruck in mich eindringt. Sobald ich wieder bei Sinnen bin, schreie ich mir die Seele aus dem Leib. Doch kaum habe ich damit begonnen, liegt auch schon seine große Hand auf meinem Mund und drückt meinen ganzen Kopf tief in die Matratze. Währenddessen versenkt er sich wieder und wieder in mir. Jeder Stoß ist härter und tiefer als der vorherige.

Ich kann nicht mehr atmen.
Mein ganzer Körper brennt.
Meine Lungen schmerzen.
Heiße Tränen laufen meine Wangen herunter.

Wie ein Versuch der letzten Rettung, schmeiße ich alles, das in meiner Reichweite ist, nach ihm. Ein paar Kissen prallen an seinem Kopf ab, dann kann ich eine Nachttischlampe greifen. Ein ohrenbetäubendes Scheppern schallt durch den Raum, als das Glas des Lampenschirms an seinem Schädel zerschellt und in Tausend Teile bricht.

Das Bett und der Boden sind übersäht mit Scherben. Ich spüre wie sie sich in meine nackte Haut bohren, doch nehme durch das taube Gefühl des Adrenalins, das meinen Körper durchströmt kaum den Schmerz wahr.

Langsam richtet er sich auf und sieht mich mit dunklen Augen an. Sein Kiefer malt und sein Gesicht verfinstert sich.

Eine Gänsehaut der Furcht breitet sich auf meinem ganzen Körper aus, als ich begreife, was ich da gerade angerichtet habe.

Ever SinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt