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Zu behaupten, dass das zweite Konzert in Seoul anders war als jedes, welches wir davor gemeinsam hatten, war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Taehyung ging mir aus dem Weg, auch ich bestand zum ersten Mal seit meiner Tour mit den Jungs auf eine eigene Umkleide. Ich wollte ihn einfach nicht sehen, auch wenn ich wusste, dass ich das nicht lange durchhalten würde. "Guk? Machst du dich fertig?" klopfte es an der Tür, und ich konnte die Stimme von Julie erkennen. "Hmh." war alles, was ich antwortete. Der Soundcheck hat gut funktioniert, wir sind uns nicht über den Weg gelaufen, von daher war ich relativ entspannt. 

Ich machte mich auf den Weg hinter die Bühne, denn ich würde die Show ja eröffnen. Im Flur war schon das reinste Chaos ausgebrochen, wie immer eigentlich. Die Hektik und der harsche Ton war nichts, was ich nicht schon kannte. Deshalb ging ich meinen Weg, versuchte niemandem großartig im Weg zu stehen. Da legte sich eine Hand auf meine Schulter, und ich war mir fast schon sicher, dass es Julie war. Doch als ich mich umdrehte, schaute ich in die zwei haselnussbraunen Augen, die ich mehr als alles auf dieser Welt liebte. "Guk.." sagte Tae, schaute mich aus diesen wunderschönen Augen heraus an. "Können wir nachher bitte reden?" fragte er mich nun, und ich nickte nur. Was sollte ich auch antworten? Schließlich hatte ich ihm gesagt, dass er sich seine Gedanken machen sollte, und erst dann zu mir kommen konnte. 

Dass es so schnell gehen würde, hatte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Meine Gedanken noch immer bei Tae, drehte ich mich dann um und ging zu meinem Platz hinter der Bühne. Irgendwie kribbelten meine Finger mehr als sonst, denn ich hatte einfach ein anderes Gefühl. Ich hatte nicht den Morgen mit Tae oder den Jungs verbracht, sondern alleine gefrühstückt. Ganz alleine hier hin gefahren, und auch die Zeit von Soundcheck bis zum Start des Konzert saß ich allein in meiner Umkleide. Auch wenn ich es von früher kannte, so fühlte es sich einfach falsch an. Wie sollte das nur werden, wenn die Tour übermorgen enden würde? Ich atmete tief ein und aus, versuchte mich zu konzentrieren, als ich schon die ersten Töne meines Songs über mein Earpiece hörte, und mich einfach treiben ließ. 

Als die Jungs dann nach meiner Show auf die Bühne kamen, konnte ich nicht mehr an mich halten, und grinste einfach nur so breit ich konnte. Ich freute mich, sie nach einem Tag wieder zu sehen, an dem ich sie nicht gesehen hatte. War das dieses berühmte Gefühl, eine Familie zu haben? Wenn ja, war es mehr als gefährlich. Denn ich war jetzt schon nicht mehr dazu fähig, alleine zu leben. Voller Energie übernahmen sie die Bühne, während ich mich von den Fans verabschiedete. Geschafft und verschwitzt wie ich war ging ich in meine Umkleidekabine zurück und ging erstmal in aller Ruhe duschen. Dieses Gefühl, einfach den ganzen Stress von sich waschen zu können, war unbezahlbar in diesem Moment. 

Nachdem ich mich abgetrocknet und in meine Jogginghose und ein einfaches Shirt geschlüpft war, setzte ich mich auf mein Sofa und tippte ein wenig auf  meinem Handy herum, ehe es schon an der Tür klopfte. Ein kurzer Blick auf die Uhr, und ja, es waren schon fast 2 Stunden vergangen, weshalb ich ein wenig nervös wurde. Langsam stand ich auf und öffnete die Tür, nur um Taehyung in die Augen zu sehen. Er stand komplett verschwitzt vor mir, als wäre er gerade erst von der Bühne gegangen. "Können wir reden?" fragte er nochmal, und ich nickte nur. Ich trat ein wenig zur Seite, damit er rein kommen konnte. 

"Gukkie.. Also ich.." fing er an, während ich mich auf mein Sofa setzte und ihn abwartend ansah, wie er vor mir stand. "Ich weiß nicht, was mit mir los ist in letzter Zeit. Normalerweise würde ich mich niemals so betrinken, dass ich nichts mehr mitbekomme.. Das weißt du.." sprach er, und fuhr sich durch die Haare. Man sah ihm genau an, dass er eigentlich nicht wirklich wusste, wie er seine Gedanken in Worte fassen konnte. Laut seufzend schaute er mich an, während ich einfach nur schwieg. Wie dieses Gespräch ausgehen würde, lag ganz allein in seinen Händen, und das wusste er. Tae ging auf seine Knie, direkt vor mir und griff nach meiner Hand. Wenn der mir jetzt einen Antrag macht, schlage ich ihn. "Gukkie.. Du weißt, dass ich nur dich in meinem Leben will.. Und ich weiß auch, dass ich dich in der letzten Zeit bei weitem nicht so behandelt habe, wie du es verdienst." er senkte seinen Blick und verschränkte unsere Hände. 

"Und es lag an mir, und nicht an Minho. Ich hätte einfach selbst erkennen müssen, was ich da für Unsinn mache.. Ich hätte nicht so viel trinken dürfen, und erst recht nicht in der Öffentlichkeit.. Ich weiß, was es für dich heißt, unsere Beziehung geheim zu halten. Das tut mir alles so leid, ich weiß nicht mal wie ich dich um Verzeihung bitten soll.." mittlerweile hatten einzelne Tränen ihren Weg über seine Wangen gefunden, und ich konnte ihn wirklich nicht so leiden sehen. "Du musst wissen, was du willst, Tae. Ich möchte nicht noch einmal so ein Gespräch mit dir führen müssen.." war alles, was ich ihm sagte, als er mich aus seinen strahlenden Augen ansah. "Ich will nur dich, Gukkie. Nur dich.." legte er mir seine Hände ans Gesicht, und ich musste daraufhin ein wenig lächeln. "Dieser Kuss, es war nicht mal ein richtiger.. ich hab Minho direkt weg geschubst.. Und bin zu dir.. Ich wollte nur zu dir.." stammelte er, und unter den Umständen wirkte der Abend, als er mit Minho heim kam ganz anders.

"Das ist die letzte Chance." sagte ich nur und lehnte mich ein wenig vor, um unsere Lippen endlich miteinander zu verbinden. Auch wenn manche es für naiv oder dumm halten, ich war noch nie der Mensch, der Streitereien gut fand. Noch ein wenig überrascht erwiderte Tae den Kuss anfangs nicht, bevor er breit grinsend fast schon auf meinen Schoss krabbelte, seine Arme um mich schlang und mich mit so viel Hingabe und Liebe in einen Kuss verband, der mein Herz fast zum durchdrehen brachte. "Ich liebe dich, und ich werde nie wieder irgendwas zwischen uns kommen lassen." flüsterte er gegen meine Lippen, nachdem wir uns kurz gelöst hatten. "Ich liebe dich auch.." lächelte ich leicht, und schlang meine Arme um seinen Bauch. Auch wenn er mich verletzt hatte, so brachte es im Leben nichts, wenn man nachtragend war. Nur, dass beide Seiten leiden würden. 

Taehyung würde sich mein Vertrauen zurück gewinnen müssen, was wohl wirklich nicht leicht werden würde. Doch wenn ich eins über Tae wusste, dann dass er das unmögliche möglich machen konnte. 

Coincidence ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now