11. - Team

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19. Oktober 2012
Aoba-Johsai-Oberschule
>POV: Hajime Iwaizumi<

Gähnend schritt ich die Schulflure entlang. Endlich war der Schultag vorbei. Es hat mich so aufgeregt, am meisten die Zukunftsbesprechung, weil die nie enden wollte. Denen interessiert es eh nicht, was wir werden wollen, wir sollen nur schnell genug weggehen und Geld verdienen, wie ist egal. Ergebnisse zählen nun mal. Diejenigen die nicht studieren wollen, werden seltsam beäugt und die Menschen, die das Ausland anvisiert haben, werden ausgelacht, da niemand einen etwas zutraut. Jeder ist nur auf sich ausgelegt und achtet nicht auf den Rest. In dieser Privatschule spüre ich keine Verbundenheit, die maximal in den wenigen Clubs besteht, sowie auch in meinem Club. Die meisten suchen sich Schüler aus bei denen sie sich anhängen, doch diese 'Freundschaften' sind nur zweckgebunden. Man trifft sich nicht nach der Schule und teilt nur das Ziel des Abschlusses, danach werden die Bekanntschaften fallengelassen. Genau das ist Tooru für mich nicht. Wir kennen uns seit unserer Kindheit und auch außerschulisch sind wir immer zusammen. Eine Schulbekanntschaft war das nie. Klar, ich habe auch solche, wie im Klub. Am Anfang war Makki und Mattsun auch solche, doch mit der Zeit wurden sie echte Freunde. Kunimi und Kindaichi sind dann am ehesten Klubkameraden, zuvor waren wir auf der gleichen Mittelschule, mehr wurde daraus nie, denn da lag Desinteresse und eine Barriere in der Luft, dennoch respektieren wir uns gegenseitig. Genau das mag ich an meinem Team. Wir haben Respekt, Vertrauen und dieselben Ziele, was in der Mittelschule viele vermisst hatten.

Ich trat endlich aus dem Gebäude heraus und wurde vom kühlen Herbstwind begrüßt. Diese Jahreszeit zeigt mir schon, dass die Turniere ihren Lauf nehmen und bald spielen wir gegen unsere Rivalen. Mein letztes Jahr vergeht schneller als ich es mir vorgestellt hab. Ich dachte ein Jahr würde sich langziehen, doch das Gegenteil ist der Fall. In wenigen Monaten verabschieden wir uns voneinander und gehen unterschiedliche Wege, aber mein Soll neben Toorus verlaufen, ihn loslassen kann ich nicht. Er bedeutet mir alles, das muss ich mir eingestehen, obgleich ich die Gefühle verdrängen wollte und es nicht akzeptieren konnte. Es ist nun mal die Wahrheit.

Ich liebe ihn.

Das tue ich schon so lange, auch als er mit ihr zusammen war. Ihre Trennung ist drei Monate her und alles verläuft in seinen ursprünglichen Routinen. Jegliche Mädchen versuchen ihr Glück, doch er lehnt alles ab. Allerdings flirtet er mit ihnen, was mich tierisch aufregt, denn er benutzt Komplimente als wären sie nichts als lose Floskeln. Man sollte mit Bedacht seine Worte wählen, schließlich hat das nicht jeder verdient. Vielleicht ist das der Grund, wieso ich bei niemanden gut ankomme. Alle sehen in mir einen grimmigen Schüler, obwohl das einfach mein neutraler Gesichtsausdruck ist, manchmal ringe ich nach Worten und werde nervös, das versuche ich dann doch ehr zu verbergen.

Am Ende sind wir uns doch identisch.

Ich setzte ein Schritt nach dem anderen. Das Training sollte in zwanzig Minuten starten und ich habe keine Ahnung wo Tooru ist. Na ja, eigentlich schon. Genervt knackte ich mit meinem Nacken und beschleunigte meine Schritte. Immer schneller und schneller, bis ich einige Mädchen sah, die im Halbkreis vor einem braunhaarigen Idioten standen, der wieder Kerngesund war. Der Mädchenschwarm stand mit dem Rücken zu mir, doch je näher ich kam, desto ängstlicher wurde der Ausdruck der Schülerinnen. Gott, die Nerven mich so sehr und ich verstehe nicht, wie er sie aushalten kann. Ich holte mit meiner rechten Hand aus und schlug ihm Gegend den Nacken. Es war ein lautes Geräusch, gefolgt von einem Aufschrei. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Iwa-chan", brüllte er mich an. „Du hast das verdient, Iwa! Jetzt komm zum Training." Die Mädchen gingen ein Schritt zurück. Ich packte den Jungen am Kragen und zerrte ihn weiter. Als wir außer Hörweite waren, fing er an zu reden: „Danke für die Erlösung, anders hätte ich es echt nicht zum Klub geschafft."

Wir gelangten endlich bei der Turnhalle an, wo schon die anderen Drittklässler warteten, mit denen Oikawa sofort begann unlustige Gespräche zu führen. Die verschaffen mir Kopfschmerzen. „Kommt Leute!" Ich trat als erster ein und schaltete alle Belichtungen an, ehe ich in die Umkleide ging. „Kyoken-chan, baust du bitte alles auf", säuselte der Kapitän, doch der Zweitklässler fletschte nur mit seinen Zähnen zur Antwort. Klares nein. „Kyotani und Yahaba, bitte baut es auf, immerhin seid ihr schon fertig angezogen", bat ich diesmal die beiden in einem netten Ton, was sie akzeptierten. Unser Hund hört eh nie auf Oikawa und Yahaba ist neben mir der einzige, welchen Kentaro akzeptiert. Jeder hat einen im Team mit dem man am besten auskommt und ich verlange nicht, dass jeder sich mag, doch man sollte wissen, wie man mit älteren umgeht. Darum habe ich oft genug schon dem aggressiven Jungen gedroht, dadurch schaffte ich, dass er von den anderen ablässt. Langsam baut auch er sich ins Team ein. „Das ist so fies, alle hören nur auf dich, obwohl ich der Kapitän bin", quietschte unser Zuspieler. „Du bist einfach kacke." „Ich stimme Makki zu", rief Mattsun. „Aua! Iwa!" Mein Freund schaute mich mit Hundeblick an, doch ich schlug ihn nur gegen den Hinterkopf. „Okay, wir gehen alle rein und laufen uns warm. Oikawa kommt nach und macht extrarunden", verkündete ich, damit gab sich jeder, außer der eine, zufrieden.

„Okay, ihr könnt eine Pause machen", verkündete Irihata-Sensei gutgelaunt. Jeder war in Bestform, worauf ich stolz bin. Man merkt die Verbesserung und den Willen bei jedem. „Solange ihr euch ausruht und trinkt will ich etwas sagen." Tooru erhob sich und stellte sich neben mich vor das Team. Er war wie ausgewechselt, komplett in seinem Element. In dieser Verfassung nimmt jeder ihn ernst, abgesehen von unseren Sprüchen gegen ihn, wie er soll die Halle putzen, wenn er Fehler macht. Das bringt ihm immer kurz aus der Bahn, doch schnell fängt er sich wieder. Er ist kein absoluter König, wie Kageyama, der in der Mittelschule so war. Tooru regiert mit seinem Team gemeinsam das Spielfeld. Hundertprozentiges Vertrauen ist unsere Basis.

„Wir schaffen das. Jeder von uns schöpft jegliche Reserven aus und zu sehen, wie ihr hier leidet, erfreut mich", begann er zu sprechen. „Nicht gerade nett, König", grölte Makki. „Halt die Schnauze! Ich will damit sagen: Wir schaffen das! Ich glaube an jeden einzelnen von euch. Denkt daran, ihr seid nie allein auf dem Feld. Zusammen kämpfen wir für den Sieg und gemeinsam werden wir jedes Team besiegen. Ihr gebt euer bestes und eure Anstrengungen sollten belohnt werden. Ich bin dankbar euer Kapitän und Zuspieler zu sein, also zeigt, wer wir sind und was wir können. Wir sind das Team, welches Miyagi beim Frühlingsturnier repräsentieren wird!", rief er. Die Jungs jubelten.

„Und wenn nicht, gibst du Ramen aus." Bei Mattsuns Erinnerung stellten sich Oikawa Nackenhaare auf. Er musste das schon so oft machen. Aber jetzt ist es kein guter Moment für Witze. „Wir werden es schaffen. Aoba-..."

„Johsai!", beendeten sie meinen Satz und stürmten wieder zurück auf das Feld.

„Wir werden gegen Kageyama und Ushijima bestehen", murmelte Tooru.
„Natürlich und hör auf so unsicher auf deiner Lippe zu kauen. Deine Minderwertigkeitskomplexe kotzen mich genauso an, wie deine Finten." Ich joggte zu dem Rest über.

„Iwa, du Arsch! Meine Finten sind gut. Man braucht keine Feinde, wenn man dich als Freund anhat!"

Er handelt manchmal im Alleingang und das schadet einigen. Jeder hat die Hoffnung seine Vorlage zu schlagen, doch wenn er ohne jegliche Anzeichen selbst punktet, regt sich jeder auf.

Manchmal weiß Oikawa selbst nicht, dass er im Team kämpft.
Er vergisst, dass ich auch bei ihm bin. 

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AdiósWo Geschichten leben. Entdecke jetzt